Corona ermöglicht das Masterstudium auf einem Reiterhof in Schweden

Cindy Walter absolviert das vierte Semester der Masterstudienrichtung New Business an der Fachhochschule Graubünden. Mit der Umstellung auf Distanzunterricht haben sich viele Möglichkeiten ergeben – eine neue Sprache, ein Kindheitstraum und ein Leben im Ausland während der Pandemie.

Die Anmeldung für den Master New Business an der FH Graubünden hatte ich bereits ein Jahr vor Abschluss meines Bachelorstudiums eingereicht. Die Zusammensetzung der Studienvertiefung New Business hat mich sofort überzeugt. Die Schwerpunktthemen Innovation, Transformation, und Internationalisierung bereiten auf eine Karriere als Führungskraft in der Entwicklung von Unternehmen vor. Des Weiteren stehen Module über Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Leadership auf dem Programm, aktuelle und heutzutage unverzichtbare Aspekte innerhalb eines Masterstudiengangs.

Das Masterstudium begann für mich im Herbst 2019. Ich habe mir bewusst die Option offengehalten, das Studium in nur drei Semestern abzuschliessen und besuchte daher das Maximum an Kursen im ersten Jahr. Zusammen mit meiner 50% Arbeitstätigkeit war ich damit entsprechend ausgelastet, es war gut machbar, aber streng und um den ein oder anderen Einsatz am Wochenende kam ich auch nicht herum. Dafür wurden meine Erwartungen bezüglich des Studiums mehr als erfüllt. Die Module hielten was sie versprachen, waren abwechslungsreich gestaltet und der Zusammenhalt in der Klasse machte es erstaunlich einfach, sich in Gruppenprojekte einzufinden. Mir gefiel besonders die Möglichkeit, dass man ermutigt wurde, eigene Projekte aus dem beruflichen Umfeld einzubringen. Nicht nur für die Master Thesis, sondern auch für Praxisprojekte und kleinere Arbeiten.

Die Wochen vergingen wie im Flug und anfangs zweites Semester begann die Planung für das grosse Highlight des Masterstudiums – der Studytrip nach Amerika ins Silicon Valley. Von den Jahresvorgängern hatten wir nur Gutes gehört und konnten es kaum erwarten. Und plötzlich hiess es Mitte März 2020, dass die Hochschulen geschlossen werden. Covid-19 war in den Wochen zuvor bereits zum wiederkehrenden Thema geworden, der Entscheid und die Auswirkungen kamen trotzdem mit einer ungewohnten Wucht. Nicht mehr das Silicon Valley war das tägliche Gespräch, tatsächlich gab es «das tägliche Gespräch» so plötzlich nicht mehr, sondern wir alle gaben unser bestes, uns mit Zoom, Webex und Breakout-Sessions vertraut zu machen. Die Dozenten kämpften zu Beginn mit der Technik, meisterten aber jede Lektion mit Bravour.

Der für mehrere Monate andauernde Distanzunterricht wurde zu Beginn des dritten Semesters aufgehoben. Die Corona-Situation hatte sich über den Sommer etwas beruhigt, es war aber natürlich nicht möglich, den Studytrip ins Silicon Valley durchzuführen. So entschied ich mich, für die freigewordene Ferienwoche nach Schweden zu reisen. Ich würde die Ferien bei Freunden auf einem Westernreithof verbringen, hatte dieselbe Reise in der Vergangenheit bereits gemacht und traute mir dieses Unterfangen daher auch bei etwas unsicheren Verhältnissen zu. Als es schliesslich Oktober wurde und die Ferien vor der Türe standen, hatten sich die Fallzahlen in der Schweiz bereits verschlechtert. Von meiner Familie wurde ich bezüglich der Reise kritisch beäugt, die Corona-Situation in Schweden kannte man durch die Zeitungen und ihren vieldiskutierten «Sonderweg». Ich beruhigte alle anderen, verschwieg aber zunächst, dass mir noch am Abend der Ankunft in Schweden bereits der Rückflug gestrichen wurde. Viel zu aufgeregt war ich, endlich wieder hier zu sein, tägliches Pferdereiten, wunderschöne Natur, und ja, es war erfrischend, wenig von Corona zu hören und zu sehen.

Zuhause in der Schweiz hatte der Bundesrat eine Krisensitzung nach der anderen und mein Arbeitgeber ebenfalls. Wie in jedem anderen Betrieb ist ein Teil der Arbeit weggebrochen und Kurzarbeit und Homeoffice wurden zum allgegenwärtigen Thema. Auf Bundesebene fiel erneut der Entscheid zur Schliessung der Hochschulen, gleichzeitig mit einer derartigen Verschlechterung der Lage in der Schweiz, dass empfohlen wurde, auf jegliches Reisen zu verzichten. Ich telefonierte mit meinem Arbeitgeber, ich rief meine Familie an, und ich entschied in Schweden zu bleiben.

Bis heute, mittlerweile fast 7 Monate. Nun kann ich einer schwedischen Konversation mühelos folgen und in überlegten, noch etwas bröckligen Sätzen antworten. Nie hätte ich gedacht, noch eine für mich komplett neue Sprache von Grund auf zu lernen. Nie hätte ich gedacht, so viel Zeit mit Pferden verbringen zu können, den Tieren, die mich seit frühester Kindheit am meisten faszinierten. Nebenbei das Masterstudium, der Distanzunterricht verläuft mittlerweile so eingespielt, dass die FH Graubünden beschlossen hat, diesen trotz Lockerungen des Bundesrates in den Bachelor- und konsekutiven Masterangeboten bis Ende des Semesters fortzuführen. Inzwischen schreibe ich an meiner Master Thesis, passenderweise habe ich das Thema «Managing International Partnerships», gewählt, ich bin überzeugt, die Möglichkeit so viel Zeit im Ausland zu verbringen, hat mich nochmals in meinem Wunsch bestärkt, auch beruflich international tätig zu sein. Zum Glück habe ich genau den richtigen Studiengang dafür gewählt.

Den Master in New Business kann ich allen empfehlen, die sich sämtliche Türen für einen Einstieg in die Welt der Unternehmungsentwicklung, sei es national oder international, offenhalten wollen. Ich glaube oftmals stellt man sich die Frage, ob es sich wirklich lohnt, nochmals eineinhalb oder zwei Jahre zu studieren. Aber die Zeit vergeht unglaublich schnell und durch das neu angeeignete Wissen fühlt man sich bestens vorbereitet und selbstbewusst für den definitiven Einstieg in eine vielversprechende Karriere.

Cindy Walter absolviert das vierte Semester der Masterstudienrichtung New Business an der Fachhochschule Graubünden.

(Bilder: FHGR)