Eine turbulente Weltcup-Woche auf der Lenzerheide

Das Ski Weltcup-Finale 2021 auf der Lenzerheide ist am Sonntagabend nach drei statt fünf Renntagen und einigen Turbulenzen zu Ende gegangen. Es waren intensive Tage, die insbesondere durch den starken Schneefall zu Beginn der Rennwoche geprägt wurden. Als Bestätigung für eine ausgezeichnete Saison holte sich die Schweiz den Sieg im Nationencup. Ansonsten prägte vereinzelte Kritik an der Piste, grossartige Sieger und ein enormer Corona-Testaufwand die Rennwoche.

Peter Engler, OK-Präsident des Ski Weltcup-Finales 2021 auf der Lenzerheide, zog nach den letzten Rennen am Sonntagnachmittag eine positive Bilanz: «Wir durften insgesamt fünf Rennen durchführen, die aus sportlicher Sicht sehr interessant waren und ohne Unfälle über die Bühne gingen. Das ist sehr viel wert.» Das Finale werde wohl aber allen Involvierten noch aus zwei weiteren Gründen in Erinnerung bleiben – Wetter und Corona. «Weniger Schneefall zu Beginn der Rennwoche wäre sicher besser gewesen. Aber das Wetter lässt sich nun mal schlecht beeinflussen», so Engler. Das Dauerthema Corona habe man dank einem funktionierenden Schutzkonzept dafür aber sehr gut im Griff gehabt, was den OK-Präsidenten freut: «Auch wenn die aktuellen Auflagen in praktisch allen Ressorts zu einem Mehraufwand führten und teilweise auch Schwierigkeiten bereiteten, haben wir alle an einem Strang gezogen. Das ist nicht selbstverständlich und dafür danke ich dem OK recht herzlich.»

Lob der FIS-Renndirektoren

In Erinnerung bleiben werden die Tage aber auch wegen des massiven Schneefalls zum Start der Rennwoche – und einigen wüsten Kritiken, ausgerechnet aus dem Schweizer Lager. Die Silvano-Beltrametti-Piste wurde zwar Nacht für Nacht gewässert und neu präpariert. Sieben Pistenfahrzeuge und rund 250 Helferinnen und Helfer waren täglich ab drei Uhr morgens für die Weltcupstrecke im Einsatz. Es nützte nichts: Das Wetter spielte nicht mit und machte sowohl bei den Trainings am Montag und Dienstag als auch bei den Abfahrts- und Super-G-Rennen einen Strich durch die Rechnung. Auch wenn Mitte Rennwoche vereinzelt negative Kritik zu hören war, wurde die Weltcupstrecke grösstenteils gelobt und insbesondere die intensive Arbeit der unzähligen Helfer verdankt. Die FIS-Renndirektoren Peter Gerdol (Damen) und Markus Waldner (Herren) sprachen im Rahmen der alltäglichen Team Captains Meetings gar von einer der besten Slalom- und Riesenslalom-Strecken der Saison. Man habe das Maximum aus den gegebenen Verhältnissen herausgeholt, so die FIS-Renndirektoren.

Odermatts «Demutstraining»

Dass ausgerechnet der Schweizer Abfahrtstrainer Reto Nydegger die Arbeit der Organisatoren am heftigsten kritisierte, mag mit seinem Frust über die entgangenen Weltcup-Punkte für seinen Schützling Marco Odermatt im Kampf um die grosse Kristallkugel zu begründen sein. Einen Gefallen tat er seinem Jungstar damit nicht. Dass Odermatt anschliessend auch im Riesenslalom nicht reüssierte, die kleine Kugel damit in den Schnee setzte und die Schuld nach dem ersten Lauf bei der «nicht Weltcup-würdigen»-Piste suchte, passt ins Bild. Die Schweizer lamentierten und verloren, derweil sich andere bescheiden zeigten und siegten. «Karma», hörte man auf der Lenzerheide den einen oder andern sagen – oder wie TV-Kommentator Didier Plaschy die misslungene Woche für Jungstar Odermatt zukunftsweisend analysierte: «Demutstraining».

Grosse Sieger gab es nämlich auf der Lenzerheide genug, nur waren es nicht die Schweizer: Am Samstag wurden zwei Rennsieger bejubelt, die zugleich auch Kristallkugel-Gewinner der entsprechenden Disziplin wurden: Der Franzose Alexis Pinturault holte sich an seinem 30. Geburtstag den Tages- und Gesamtsieg im Riesenslalom, die Österreicherin Katharina Liensberger tat gleiches im Slalom. Am Sonntag triumphierte die Neuseeländerin Alice Robinson im Riesenslalom, die Italienerin Marta Bassino holte sich den Sieg in der Riesenslalom-Gesamtwertung. Bei den Herren im Slalom gewann der Österreicher Manuel Feller, der Sieger im Slalom-Klassement heisst Marco Schwarz. Der Gesamtweltcupsieg ging bei den Herren an den Franzosen Alexis Pinturault, bei den Frauen an die Slovakin Petra Vlhová. In der Nationenwertung liegt die Schweiz vor Österreich und Italien.

Grossflächige Teststrategie bewährte sich

Im Rahmen der Betriebstestung, die in Zusammenarbeit mit dem Kanton Graubünden organisiert wurde, konnten insgesamt 932 Tests durchgeführt werden. Rund 1000 Tests mussten von Teams und Medienschaffenden bereits vor Eventbeginn selbst organisiert und vorgewiesen werden. Durch den ausserordentlichen Testaufwand sind elf positive Corona-Fälle frühzeitig ermittelt worden und es konnte umgehend reagiert werden. Darunter sind die zwei bekannten Fälle aus dem Schweizer Team: Wendy Holdener und deren Trainer, die sich bereits vor Rennstart in Isolation begaben. Acht der elf positiven Corona-Tests erfolgten bei asymptomatischen Personen. Die grossflächige Teststrategie des Ski Weltcup-Finales kann also als äusserst erfolgreich eingestuft werden.

 

(Bild: Nur am Team-Event – ausgerechnet beim unwichtigsten Rennen der Weltcup-Woche – konnte sich Lenzerheide von seiner besten Seite zeigen.)