5 Intensivwochen online – ein Rückblick

Ein Beitrag in der Reide des FH Graubünden-Blogs.

 

«Mer ghöret dich nöd!» – diesen und ähnliche Sätze hörten wir im Vergleich zu vergangenen Intensivwochen immer wieder. Am 15. Februar 2021 starteten etwas mehr als 80 Studierende in ihre Master of Advanced Studies (MAS) Weiterbildung, vier Klassen in Business Administration und eine in Energiewirtschaft. Welche weiteren, typischen Sätze aus Online-Meetings wir in dieser Woche gehört haben und was sonst noch alles passiert ist, möchten wir im nachfolgenden Beitrag mit euch teilen.

Bis zum Schluss hatten wir alle die Hoffnung, dass der Studienstart unter gewissen Auflagen doch noch vor Ort in Sarnen hätte stattfinden können. Als die Intensivwoche anfangs Januar 2021 in letzter Minute abgesagt werden musste, waren wir genau so enttäuscht über diesen Entscheid wie unsere Studentinnen und Studenten. Die Woche in den Schweizer Bergen hätte den Studierenden wie auch uns die Möglichkeit gegeben, sich besser kennenzulernen. 

So folgten gemäss dem Motto «von zuhause für zuhause» vier intensive Wochen der Umplanung: Die gebuchten Hotels mussten storniert, die Moduleinheiten und Kompetenznachweise auf den Distanzunterricht angepasst und ein Spezialprogramm für die Onlinewoche erstellt werden. Denn trotz spannender Inputs der Dozierenden wollten wir sicherstellen, dass für genug Abwechslung und Spass gesorgt war. So engagierten wir unter anderem eine Yogalehrerin und planten einen virtuellen Fondueplausch. An diesem Event mit Traditionscharakter kamen in früheren Jahren alle an einem Abend zusammen, um sich über die Unterrichtstische hinaus besser kennenzulernen – nun mussten wir auch den auf Distanz planen. Für den kulinarischen Rahmen des Fondue Get-Togethers, wie auch für die restliche Woche stellten wir vorgängig ein Energiepäckli zusammen, das pünktlich zum Wochenstart bei allen zuhause eintraf.

 

Auch technisch gab es für diese Woche einiges vorzubereiten. Denn obwohl Videoconferencing-Tools wie Webex oder Zoom bei uns allen mittlerweile zum Alltag gehören, sind sich die wenigsten gewohnt, acht bis neun Stunden am Tag online zu unterrichten. Daher erprobten wir mit unseren Dozierenden die einzelnen Funktionen wie Breakout-Sessions oder die Nutzung des Whiteboards, um einen möglichst reibungslosen Ablauf des Unterrichts zu gewährleisten. Die Lektionen auf Distanz erlaubten den Dozierenden vom Komfort ihres eigenen Daheims aus zu unterrichten – so sparte sich beispielsweise Mario Barblan die lange Anreise und dozierte aus dem sonnigen Thailand. 

Einige nutzten auch die Möglichkeit eines Tapetenwechsels und unterrichteten aus unseren Klassenzimmern, ohne echtes Publikum versteht sich. Trotz einem Jahr Erfahrungssammlung im Distance Learning und guter Vorbereitung funktionierte nicht alles immer auf Anhieb. Beim Einrichten von drei unterschiedlichen Bildschirmen, externer Soundanlage und portablem Mikrofon konnte der Aufbau zudem durchaus etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen als in der Vergangenheit. Mit etwas Geduld und einigen Klicks waren jedoch die meisten Probleme im Klassenzimmer wie auch online schnell gelöst. 

«Gsehnd ihr min Bildschirm?»

Durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten lief die Woche technisch fast reibungslos ab. Durch gelegentliches Zuschalten in die virtuellen Unterrichtsräume konnten wir nicht nur direkt Unterstützung bei Problemen bieten, sondern erhielten hin und wieder die Gelegenheit, den Pitches der innovativen und gemeinsam erarbeiteten Unternehmenskonzepten der Studierenden zu lauschen.

Beispielsweise durften wir dem gebürtigen Brasilianer und Firmengründer Nicholas Borsotto zuhören. Er hat den Studierenden im Modul Entrepreneurship als Gastreferent aufgezeigt, wie Daten konkret genutzt werden können, um Profite eines Unternehmens zu optimieren und wie dadurch interne und externe Prozesse verbessert werden können. Im Unterricht von Cem Ece, der die Module Mitarbeiterführung und -qualifikation und Sozialkompetenzen vermittelt, konnten wir den Übungsgesprächen der Teilnehmenden horchen, in denen sie sowohl fiktive als auch reale Konflikte besprochen und nach Lösungen gesucht haben.

«Irgendöpper het sis Mikrofon nonig uf stumm.»

Bei Mario Barblan, unserem Experten für Recht für Entrepreneure, wurden auch die Kompetenznachweise online durchgeführt. Die Studierenden mussten vor Studienbeginn in Gruppen an einem Fallbeispiel arbeiten und ihre Lösungen dann während der Online-Woche der gesamten Klasse vorstellen. Die Präsentationen verliefen gut, doch auch hier waren typische «Homeoffice-Pannen» nicht zu vermeiden. So sorgten Handwerker für einige Lacher, als sie einen Studenten zuhause mitten in seiner Präsentation unterbrachen und über den Stand der Arbeiten informierten. Der Student liess sich nicht beirren, klärte die Situation und führte dann ohne mit der Wimper zu zucken seinen Vortrag fort. 

«Chönder bitte alli mol eui Kamera ischalte?»

Waren die Studierenden zu Beginn der Woche eher schüchtern, konnte mit jedem neuen Tag beobachtet werden, wie sie diese Zurückhaltung trotz Home-Unterricht schnell ablegten. Für uns eine Erleichterung, da es uns ein wichtiges Anliegen war, dass sich die neuen Studierenden untereinander besser kennenlernen. So fiel auch das Feedback der Studierenden am Ende der Woche durchwegs positiv aus und die Dozierenden freuten sich über die gelungene Intensivwoche.

«Chömer Pause mache?»

Unser Fazit: Mit guter Planung, ein wenig Übung und vielen Pausen ist eine Online-Intensivwoche durchaus umsetzbar. Doch den Austausch vor Ort, das Arbeiten in Gruppen im gleichen Zimmer oder den gemeinsamen Kaffee, kann der Online-Unterricht dann trotz all der technischen Möglichkeiten nicht ersetzen. Was wir beim nächsten Mal anders machen würden? Obschon alle 45-60 Minuten eine 15-minütige Pause eingeplant war, wäre es sich zu überlegen, die Intensivwoche im Onlineformat in zwei Blöcke aufzubrechen. Denn die Mischung aus viel neuem Wissen, neuen Gesichtern und dem ständigen «online» sein ist definitiv nicht zu unterschätzen. 

 

(Autorinnen: Juliane Streitberg und Nadja Osterwalder, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am IMW in Zürich/Bilder: zVg.)