Die Ski-WM 2021 in Cortina d’Ampezzo ist mit dem Männer-Slalom am Sonntag zu Ende gegangen. Es waren wunderbare sportliche Höchstleistungen, die vielen etwas Begeisterung und Freude in den grauen Corona-Alltag brachten. Aus Bündner Sicht konnten die heimischen Ski-Cracks für einmal leider nicht überzeugen.
Mauro Caviezel wäre als (mehrfacher) Medaillenkandidat in die WM gestiegen, hätte ihn sein Trainingssturz im Januar nicht aller Chancen beraubt. Mauro Caviezels Verletzungen und seine hart erarbeiteten Comebacks – dieser Kreislauf zieht wie ein roter Faden durch die Karriere des erfolgreichsten Bündner Skifahrers der letzten Jahre. Sein Comeback im WM-Super-G war rückblickend aber wohl doch etwas zu viel des Guten, zu erzwungen, zu forciert. Man darf letztlich froh sein, dass der 32-jährige Lenzerheidner «nur» ausgefallen ist und sich nicht schwerer verletzt hat. Insofern war auch sein Start-Verzicht in der Abfahrt mehr als sinnvoll, so gerne wir den Speedster in der Königsdisziplin auch gesehen hätten.
Graubünden wurde so in der Abfahrt «nur» vom unverwüstlichen Carlo Janka vertreten. Der Obersaxner zeigte ein gutes Rennen, ganz nach vorne reichte es ihm als Neunter aber nicht. Für den «Iceman» war es das 17. (!) WM-Rennen seit seiner Goldfahrt im WM-Riesenslalom vor zwölf Jahren in Val d’Isère. Angesichts der zahlreichen «Oldies-Feel-Good-Storys» im Sport – siehe Roger Federer, Tiger Woods oder Tom Brady – hofft man auch beim 34-Jährigen auf ein Sport-Happy-End. Verdienen würde es der ehemalige Olympiasieger, Weltmeister und Gesamt-Weltcusp-Sieger auf jeden Fall. Die vielleicht letzte Chance dazu bietet sich Janka in einem Jahr an den Olympischen Spielen in Peking.
«Eine WM zum Vergessen», wie er es selbst nannte, war Cortina 2021 für Gino Caviezel. Mauros Bruder reiste nach einer feinen Saison – vor allem im Riesenslalom – mit Aussenseiter-Hoffnungen an die WM. Er «überliess» den Super-G-Startplatz gerne seinem Bruder, um sich voll auf den Riesen (wo er diesen Winter immerhin einen Podestplatz un drei Top-10-Ränge ergattert hatte) zu konzentrieren. Die Selektion für das Parallelrennen und die Kombination öffneten weitere Medaillen-Chancen für den Techniker. Am Ende fiel Caviezel aber in jedem Rennen aus – wie übrigens auch schon im WM-Riesenslalom 2019 in Are. Ein grosser Frust für den 28-Jährigen, der sich damit trösten muss, in seiner Karriere (voraussichtlich) noch ein paar WM-Chancen zu erhalten.
Enttäuschend verlief die WM auch für Jasmine Flury. Im Gegensatz zu Gino Caviezel kam sie überhaupt zu keinem Einsatz in Cortina. Die Davoser Abfahrtsspezialistin, die in ihrer Karriere auch schon zu WM-Einsätzen im Super-G und in der Kombination gekommen war, scheiterte im starken Schweizer Frauen-Team in der internen Qualifikation zur WM-Abfahrt nicht ganz unumstritten an Jasmina Suter, die letztlich nur 18. wurde – und überdies zu (erfolglosen) Start-Möglichkeiten im Parallelrennen und in der Qualifikation kam. Für Flury endete die WM somit enttäuschend ohne Einsatz.
Der «erfolgreichste» Bündner in Cortina wurde somit etwas überraschend der Techniker Sandro Simonet. Dem Drittplatzierten des Weltcup-Slaloms von Chamonix wurde bei der WM-Slalom-Selektion zwar Daniel Yule vorgezogen, der seine Nominierung mit dem fünften Rang sicher auch rechtfertigte. Immerhin kam Simonet aber im wenig prickelnden, WM-unwürdigen Team-Event zum Einsatz. Nach einem Sieg im Viertelfinal gegen Kanada unterlagen die Schweizer im Halbfinal Norwegen und im kleinen Final auch Deutschland, so dass am Ende für die Schweiz und Simonet nur die undankbare Leder-Medaille übrig blieb. Dass er damit der beste Bündner Athlet der WM war, dürfte den 25-Jährigen kaum glücklich machen.
Fazit: Eine schöne und hochklassige WM mit Bündner Resultaten «zum Vergessen».
(Bild: Screenshot SRF)