Wie gefährlich ist die Prättigauerstrasse?

Bei Schiers sind am Montag zwei Autos frontal kollidiert, ein 19-jähriger Lenker verstarb noch am Unfallort. Viele halten die Prättigauerstrasse seit Jahren für eine gefährliche Strecke, die man mit baulichen Massnahmen entschärfen sollte. Das Astra widerspricht der gefühlten Häufung von schweren Unfällen.

Der tragische tödliche Unfall vom Montag hat viele in der Region geschockt – schon wieder die Prättigauerstrasse, wie gestern oft zu hören war. Tatsächlich sorgte schon im letzten September ein anderer schwerer Unfall an ähnlicher Stelle für emotionale Reaktionen. Und im Juni 2020 crashten auch schon zwei Fahrzeuge auf der Prättigauerstrasse bei der Ganda in Landquart

Schwerer Unfall mit acht Verletzten auf der Prättigauerstrasse

Die Hauptstrasse mit zugelassenem Tempo 80 km/h ist zwar relativ gerade, bei einer Frontalkollision bei diesen Tempi sind die Unfälle aber gleichwohl gravierend. Der Verlockung, auf der Prättigauerstrasse schneller als die erlaubten 80 km/h zu fahren, wird von Seiten der Polizei mit regelmässigen Geschwindgkeitskontrollen an mehreren Standorten begegnet. Was im Detail zum Unfall vom Montag führte, wird weiter abgeklärt – die Polizei sucht nach Zeugen

Bauliche Massnahmen wären teuer

Bauliche Massnahmen, um die Strasse sicherer zu machen, sind nicht einfach umzusetzen. «Für eine Mittelleitplanke sollte die Strasse genügend Breite aufweisen, dass bei einem Pannenfahrzeug seitlich vorbeigefahren werden kann», so Astra-Bereichsleiter Marco Ronchetti gegenüber 20 Minuten Online, «zudem erschwert eine Mittelleitplanke bei einem zu schmalen Querschnitt die Zufahrt von Polizei, Feuerwehr und Sanität.» Bei der Nationalstrasse 28, der Prättigauerstrasse, sei die erforderliche Breite mehrheitlich nicht vorhanden. Auch ein (Teil-)Ausbau der Strasse auf vier Spuren seien laut Ronchetti wohl eine sichere Lösung: «Dies ist aber aus raumplanerischen und ökologischen Gründen schwer zu realisieren und würde auch sehr viel kosten.»

Unterdurchschnittliche Unfallschwere

Das Bundesamt für Strassenn überprüft die Nationalstrassen laufend auf ihre Sicherheit. 2019 habe man bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) eine Road Safety Inspection (RSI) über die N28 durchführen lassen, sagte Ronchetti gegenüber 20 Minuten. Die in diesem RSI vorgenommene Unfallanalyse zeige, dass die Prättigauerstrasse weder Unfallschwerpunkte noch Unfallhäufungsstellen aufweise, auch die Unfallschwere sei im Vergleich zu gleichartigen Strecken in der Schweiz unterdurchschnittlich. «Die Unfallrate liegt rund 40 % unter dem Durchschnitt des gesamtschweizerischen Unfallgeschehens auf Hauptstrassen ausserorts», so Ronchetti. Hinsichtlich Verkehrsteilnehmern, Witterung und Strassenzustand zeigten sich keine Auffälligkeiten im Vergleich zum gesamtschweizerischen Unfallgeschehen auf Hauptstrassen ausserorts.

 

(Bild: Kantonspolizei Graubünden)