Ein möglicher Bergsturz aus dem Brienzer Rutsch könnte grössere Gebiete gefährden als bisher angenommen. Die Gemeinde Albula/Alvra hat darum, gestützt auf eine Analyse im Zusammenhang mit möglichen Sekundärprozessen, eine neue Planungszone für Teile von Vazerol, Surava und Tiefencastel erlassen. Von den neuen Erkenntnissen betroffen ist auch das Projekt für eine allfällige Umsiedlung von Brienz/Brinzauls: Vazerol kommt als Umsiedlungsstandort somit nicht mehr in Frage.
Die Gemeinde Albula/Alvra erlässt für Teile ihrer Fraktionen Vazerol, Surava und Tiefencastel eine neue Planungszone. Ab sofort und bis vorerst 24. April 2022 dürfen dort nur noch Bauvorhaben bewilligt werden, welche den vorgesehenen Schutzmassnahmen gegen den Brienzer Rutsch nicht widersprechen. Die beiden bereits bestehenden Planungszonen bleiben in Kraft.
Jüngste Erkenntnisse zu einem möglichen Bergsturz legen nahe, dass in den Siedlungsgebieten von Vazerol, Surava und Tiefencastel bei einem Bergsturz von mehreren Millionen Kubikmetern grössere Gebiete gefährdet wären als bisher angenommen. So könnte die Druckwelle eines grossen Ereignisses Liegenschaften in den drei Fraktionen gefährden. Ein Bergsturz mit mehreren Millionen Kubikmetern wird nach wie vor als wenig wahrscheinlich eingestuft.
Solange die Untersuchungen zum Brienzer Rutsch andauern und unklar ist, welche Wirkungen eine technische Sanierung – etwa durch einen Entwässerungsstollen – hätte, wird nun eine Planungszone dafür sorgen, dass nur Bauvorhaben möglich sind, welche den Schutzmassnahmen der Gemeinde entsprechen.
Umsiedlungsprojekt für Brienz/Brinzauls betroffen
Gleichzeitig mit dem Erlass der neuen Planungszone hat die Gemeinde Albula/Alvra auch den Bericht der «Kommission Siedlung» zu einer möglichen Umsiedlung des Dorfes Brienz/Brinzauls veröffentlicht. Die Kommission hat abgeklärt, wo in der Gemeinde Albula/Alvra eine Neuansiedlung der Einheimischen und Zweitheimischen von Brienz/Brinzauls möglich wäre, falls das Dorf dereinst unbewohnbar würde.
Die Kommission befragte dazu die möglichen Betroffenen einer Umsiedlung nach deren Bedürfnissen und Wünschen. Dann studierte sie die raumplanerischen Möglichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen und führte zahlreiche Einzelgespräche. So konnte sie für mögliche Neuansiedlungen Gebiete in den Fraktionen Alvaneu Dorf, Surava, Tiefencastel und Alvaschein identifizieren.
Auch im westlichen Teil von Vazerol wurden zwei Bereiche gefunden, die für eine Neuansiedlung geeignet schienen. Obwohl Vazerol bei den Betroffenen der klar beliebteste Standort wäre, musste die Kommission aber bereits im vergangenen Oktober einschränken, dass Vazerol wegen der Naturgefahrenlage möglicherweise nicht geeignet wäre. Leider hat sich diese Vermutung nun erhärtet. Die neu berechneten Gefährdungsperimeter schliessen das gesamte Gebiet von Vazerol mit ein. Die Kommission Siedlung musste deshalb entscheiden, die dort einmal vorgesehen Neuansiedlungsräume nicht mehr weiter zu verfolgen.
(Archivbild: zVg.)