Maienfeld und Bad Ragaz wollen in einem gemeinsamen Projekt den Rhein wieder aufweiten. Die Bevölkerung soll jetzt mitreden. Baustart ist für den Winter 2024/25 geplant.
Wahrscheinlich vor 130 Jahren, verbrieft ist es nicht, wurde der Rhein in seine Schranken gewiesen. Seither fliesst er zumeist zwischen zwei Dämmen kontrolliert von Reichenau bis zum Bodensee (und weiter, man kennt es aus dem Geografie-Unterricht, bis in die Nordsee). Rheinsohle und Grundwasserspiegel sind im Laufe der Jahre gesunken, hiess es am Montag an einer Medienkonferenz im alten Rathaus in Maienfeld.
Das Projekt, das den Rhein unterhalb der Tardisbrücke bei Landquart bis Bad Ragaz aufweiten soll, hat schon eine lange Geschichte hinter sich. Seit 2009 wurden eine Machbarkeitsstudie und ein Vorprojekt erarbeitet; in den Jahren 2017 und 2018 die Bad Ragazer und die Maienfelder Bevölkerung informiert. Was jetzt vorliegt, ist das Auflageprojekt – und ist damit die Grundlage für das künftige Bewilligungsverfahren, den Subventionsentscheid des Bundes, den Bauentscheid und die Ausschreibung.
Es ist auch der Moment, an dem die Mitwirkung der Bevölkerung gefragt ist. «Sie sollen unbedingt mitreden und uns ihre Meinung kundtun», sagte Daniel Dietsche, Rheinbauleiter im Baudepartement des Kantons St. Gallen. «Vom 18. Januar bis am Freitag, 19. Februar, haben wir die Seite www.rheinaufweitung.ch/mitwirkung aufgeschaltet.» (Anmerkung der Redaktion: Der Link wird erst am 18. Januar freigeschaltet und ist derzeit nicht abrufbar, weshalb wir ihn auch nicht verlinkt haben.)
73 Millionen Franken Kosten
Die Rheinaufweitung sieht im Moment so aus: In Maienfeld und in Bad Ragaz soll der Rhein auf der Länge von drei Kilometern wechselseitig von heute 85 Metern im Durchschnitt auf 174 Meter verdoppelt werden. In einer ersten Phase soll während fünf Jahren auf der Bad Ragazer Seite gebaut werden. «Wir entnehmen 420’000 Kubikmeter Kies, das geht eine Weile, bis man das verschoben hat», sagte Daniel Dietsche. Danach gibt es eine Pause von zwei, drei Jahren, in denen man die Auswirkungen der Bauarbeiten beobachten will. «Wir haben die Berechnungen gemacht, aber wir wissen nicht, wie der Fluss wirklich reagiert, wenn er freien Fluss hat.» Wenn alles gut läuft, soll der Rhein Inselchen bilden, Wälder entstehen und wieder verschwinden lassen und ein Paradies für viele Tierarten sein. Das Projekt wird von Pro Natura und dem WWF voll unterstützt. Danach wird die Maienfelder Seite bearbeitet. Insgesamt muss man sich das Projekt vorstellen wie die Mastrilser Auen.
Baubeginn ist, wenn der Plan aufgeht, im Winter 2024. Das Projekt kostet 73 Millionen Franken und wird zu 70 bis 80 Prozent vom Bund bezahlt. Der Rest teilen sich die Gemeinden Bad Ragaz und Maienfeld; wobei in Bad Ragaz der Rhein eine kantonale Angelegenheit ist und die Baumassnahmen nicht von der Gemeinde bezahlt werden müssen.
(Bilder: Hydra AG, GRHeute)