Der HC Davos hat am Freitagabend bei den ZSC Lions einen schwachen Auftritt hingelegt (zumindest in den ersten beiden Dritteln) und sang- und klanglos mit 3:6 verloren. Nicht weiter schlimm. Die aktuelle HCD-Form ist nur ein kleiner Faktor, warum die National League im Corona-verseuchten wenig Spass macht.
Ok, für die HCD-Fans wirkt der Saisonstart in dieser Saison wie jener vor zwei Jahren, der im Ende der del-Curto-Ärta gipfelte. Mit erst einem Sieg aus fünf Spielen liegt der Rekordmeister am Tabellenende, der glorreiche letzte Winter (bis zum Corona-Abbruch) wirkt wie ein Relikt aus alten Zeiten. Der bisher einzige Sieg fiel zwar mit Joe Thorntons Comeback und einer 9:2-Packung an die Adresse von Rapperswil-Jona spektakulär aus, ist aber zu wenig, um das gelb-blaue-Fan-Herz nachhaltig zu erwärmen.
Der Verband hat nach den neusten Covid-19-Massnahmen entschieden, die Meisterschaft mal bis Ende November fortzuführen. Für den HCD bedeutet dies voraussichtlich noch sieben Spiele, auswärts gegen Bern, Biel, Langnau und Rapperswil und zu Hause gegen Genf (14.11.), Lausanne (21.11.) und Fribourg (29.11.). Auch mit Zuschauern wäre dies ein wenig prickelndes Monatsprogramm, aber da der neue schmucke Eispalast sowieso ohne Zuschauer bleiben wird und niemand weiss, ob das Ganze sportlich überhaupt eine Rolle spielen wird, dürfte die November-Depression in Davos unabhängig der Resultate neue Höhen oder Tiefen erreichen. Und da immer wieder Teams in Quarantäne geschickt werden, ist selbst dieses Programm noch alles andere als in Eis gemeisselt.
Überhaupt, was soll das Ganze noch? Die Meisterschaft ist ein Flickenteppich ohne Perspektive, Davos hat erst fünf Spiele gespielt, die ZSC Lions haben schon elf Matches in den Beinen, alle anderen Teams liegen irgendwo dazwischen. Dazu droht wie gesagt Ende November das Saisonende (oder zumindest ein längerer Unterbruch) und über den Klubs schwebt das Damoklesschwert eines existenz-bedrohenden finanziellen Desasters. Die Vereine haben längst in einen teils verzweifelten Überlebensmodus umgestellt: gekürzte Löhne, Crowdfunding-Aktionen, Rufe nach à-Fond-Perdu-Massnahmen für die (geleisteten und noch zu leistenden) Bundesbeiträge zeigen, dass sich die Lage zuspitzt. Nur der Bund – sprich der Steuerzahler – kann offenbar noch retten, was da kommen könnte. Und natürlich rufen auch KMU und Kulturvereine, dass es ihnen auch an den Kragen geht. Machen wir uns nichts vor: Die Kassen des Bundes sind eigentlich leer, nur mit weiteren Schulden kann das Ganze irgendwie am Leben bleiben. Und irgendwann wird auch dies nicht mehr aufgehen – wenn Covid-19 nicht irgendwie gelöst oder dafür eine «akzeptable Rolle im System» gefunden wird.
Und über all dem hängt die Frage: Wo ist die Freude geblieben?
(Bild: Nicht nur HCD-Trainer Christian Wohlwend hat derzeit wenig zu lachen/Screenshot SRF)