Am 27. September entscheidet auch die Stimmbevölkerung über das revidierte Jagdgesetz, das besonders auch Graubünden stark betrifft. Verschiedene PolitikerInnen aus Kantonsparlament und dem Nationalrat aus dem linken Lager haben sich mit Förstern, Jägern, Landwirtinnen und Naturschützerinnen zu einer 17 Personen starken Allianz zusammengeschlossen, um gegen das geplante neue Jagdgesetz anzugehen.
Über 80 Wölfe leben derzeit in der Schweiz, der Wolf ist und wird auch eine geschützte Tierart bleiben. Neu soll er jedoch auch geschossen werden können, wenn er noch keinen Schaden – und nicht wie bis jetzt einen «erheblichen» – angerichtet hat, und über den Abschuss entscheiden neu die Kantone. Der Bundesrat und die Mehrheit des Parlaments befürworten die Revision, namentlich sind die SVP, FDP, CVP und BDP, ebenso der Schweizer Bauernverband und der Verband Jagdschweiz dafür.
Naturschutzverbände, SP, Grüne und GLP lehnen die Revision ab, ebenso der Schweizerische Forstverein. «Das ökologische Gleichgewicht zwischen Wild und Wald ist aus dem Lot und gefährdet den Schutzwald. Der artenreiche Bergwald steht auf dem Spiel. Nur ein Nein zum Jagdgesetz schont Wald und Wolf», so Martin Kreiliger, Forstingenieur und Geschäftsführer des Bergwaldprojekts, der das neu gebildete Nein-Komitee in Graubünden als Co-Präsident anführt. «In Graubünden verursachen die hohen Wildbestände massive Schäden im Wald und in der Landwirtschaft. Heute müssen Försterinnen und Förster mit millionenschweren Schutzmassnahmen Jungbäume vor dem übermässigen Wildverbiss schützen, mit Tausenden von Plastikhüllen, Gittern und Zäunen», argumentiert das Nein-Komitee des neu geplanten Jagdgesetzes den Nutzen des Wolfs.
«Konflikte nehmen zu»
Mit dem revidierten Jagdgesetz würden Konflikte im Umgang mit Wildtieren zunehmen, schreiben die Gegner, «denn statt die Handhabung mit geschützten Arten zu präzisieren, erhalten die Kantone weitreichende Kompetenzen in der Auslegung der verpfuschten Gesetzesarbeit. Die Schweiz wird damit für geschützte Wildtiere zu einem Flickenteppich: Sobald sie eine Kantonsgrenze überschreiten, gilt ein anderes Regime. Für das Bündner Komitee Jagdgesetz Nein ist das Abschussgesetz ein inakzeptabler Rückschritt beim Artenschutz: Während eine Anzahl gefährdeter Tiere weiterhin jagdbar bleiben, sollen geschützte Tierarten neu abgeschossen werden können, bevor überhaupt ein Schaden entstanden ist.»
Bedrohte Arten schützen
Armando Lenz, Co-Präsident des Nein-Komitees und Geschäftsführer von Pro Natura Graubünden: «Die Schweiz muss ein Ort sein, wo bedrohte Arten geschützt sind. Wir können nicht zulassen, dass Tiere getötet werden, nur weil sie hier sind und potenziell Schaden anrichten könnten». Als Mitglieder des Komitees zeichnen unter anderen auch die amtierende SP-Nationalrätin Sandra Locher-Benguerel sowie alt-Nationalrätin Silva Semadeni.
(Bild: zVg./Peter Dettling)