Es sind Szenen, von denen man im Frühling nur zu träumen wagte: Am Heidsee ist jedes Fleckchen mit einem Tuch besetzt. Die Tourismus-Organisation, die extra dafür Ranger eingestellt hat, pocht auf Eigenverantwortung.
Für die arg gebeutelten Tourismus-Betriebe auf der Lenzerheide ist die Situation ein Segen. 30 Prozent mehr Auslastung in den Beherbergungsbetrieben, insgesamt die doppelte Gästemenge im Vergleich zum letzten Jahr, wie Bruno Fläcklin, Geschäftsführer der Lenzerheide Marketing und Support AG, auf Anfrage erklärte.
Als Tagesgast reibt man sich die Augen angesichts der Situation am Heidsee: Tuch an Tuch, Gast an Gast – von Corona-Massnahmen keine Spur. Dabei hatte die Destination noch zu Beginn der Saison erklärt: «#entdeckelenzerheide setzt auf eine proaktive Kommunikation. Damit am sommerlichen Hotspot, dem Lido am Heidsee, nicht Badetuch an Badetuch platziert wird, sondern alles Corona-konform abläuft, sucht die Ferienregion Lenzerheide während der Monate Juli und August Heidsee Ranger/innen. In dieser Funktion sensibilisieren sie die Gäste auf die COVID-19 Regeln des BAG und geben Empfehlungen und Tipps im Sinne einer optimalen Besucherlenkung.»
Hotspots vermeiden
Mindestens am letzten Montag war weder von den Rangern noch von Corona-konform nichts zu sehen. «Diese Massen zu kontrollieren, ist sehr schwierig gerade am Lido, wo alle Baden möchten, wenn schickt man weg? Hier ist auch Selbstverantwortung unserer Gäste gefragt», sagt Bruno Fläcklin. Die fünf Ranger mit einem Tagespensum von 8 bis 20 Uhr seien keine Polizisten, sondern als Gastgeber und Unterstützer der Leistungsträger im ganzen Tourismusgebiet im Einsatz.
Bei den Gästen kommen die Ranger gemäss Bruno Fläcklin gut an. «sie schätzen die Ansprechspersonen und die Präsenz sowie die zusätzlichen Informationen sehr.» #entdeckelenzerheide soll die Touristen auf weniger bekannte Pfade locken und so eine Ballung an Hotspots wie dem Heidsee vermeiden. «Die sicherste Variante für als alle wäre, zu Hause zu bleiben», sagt Bruno Fläcklin. «Unser Ansatz mit den Rangers ist es, Möglichkeiten im Gespräch aufzuzeigen, dass es Orte in der Destination gibt, die weniger Gästeauflauf haben. Diese Varianten werden genutzt.»
Vielleicht wäre eine Lösung des Problems, gewisse Eingänge auf den Heidsee zu schliessen, um die Kontrolle über die Besucherzahlen zu behalten und damit es auch richtig Corona-konform zugeht? «Das Lido ist öffentlich und Gratis für alle, eine Beschränkung ist somit nicht möglich. Dieses System umzustellen, ist kurzfrisitig nicht möglich und für uns als Tourismusgemeinde nicht sinnvoll. Wem es zuviel ist, soll die Selbstverantwortung tragen, und sich an weniger beliebte Plätze begeben», sagt Bruno Fläcklin.
(Bild: GRHeute)