Zugegeben – so richtig habe auch ich mich noch nicht an die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr gewöhnt. Nicht nur erweist sich das neue Gesichtskleid bei warmem Wetter als schweisstreibend, sondern mir kommen auch die Mitmenschen mit Maske anonymer und distanzierter vor. In der jetzigen Phase hilft es immerhin zu wissen, dass wir alle Gewohnheitstiere sind: Was aktuell noch seltsam fremd wirkt, wird bald schon Normalität sein.
Wenn auch gewöhnungsbedürftig, so kommt die neue Normalität, eine einheitliche Maskentragpflicht in der ganzen Schweiz, gerade noch rechtzeitig für die Tourismusbranche. Eine Stigmatisierung fürchtend, sahen Bergbahn- und Transportunternehmen bisher mit wenigen Ausnahmen davon ab, Schutzmasken proaktiv zu verteilen oder zu fordern. Das ist sehr verständlich, aber eben auch sehr riskant. Die Wissenschaft ist sich nach wie vor nicht einig, wie hoch die Ansteckungsgefahr über Aerosole in Bus, Zug oder Bergbahn tatsächlich ist. Solange diese Unsicherheit besteht gilt es, die Ansteckungsrisiken in touristischen Einrichtungen und Transportmitteln um jeden Preis zu minimieren. Es geht jetzt um Risikomanagement und um Vertrauen: Mit Blick auf die gut angelaufene Sommersaison und die kommende Wintersaison müssen Super-Spreading-Events wo nur möglich vermieden werden. Der gute Ruf und das Sicherheitsgefühl der Gäste steht auf dem Spiel – und noch weit mehr: Seit der Bund die Verantwortung zurück an die Kantone delegiert hat, kann der Kanton Graubünden bei aufflackernden Infektionsherden die Schliessung von einzelnen Unternehmen oder gar regionale Lockdowns anordnen. Malen Sie sich selber aus, was das für einzelne Betreibe oder ganze Destinationen heissen kann.
Eine Maske zu tragen, ist also mit Sicherheit ein kleines Übel. Inspiriert von den italienischen Nachbarn, werde ich meine künftig liebevoll «mascherina» nennen und sie als modisches Accessoire mit Zusatznutzen betrachten. Auf einen guten Sommer!
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