Ab Montag, dem 8. Juni, öffnen die Hochschulen und Höheren Fachschulen in der Schweiz wieder ihre Türen. Stefan Eisenring, Direktor der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz, im Interview.
Stefan Eisenring, am Montag startet an den ibW-Schulen wieder der Präsenzunterricht. Wie fühlen Sie sich vor dem Neustart?
Ich bin etwas angespannt, aber vor allem froh, dass wir wieder ein Stück «Normalität» zurückerhalten. Die Zeit der leeren Schulhäuser war schon etwas deprimierend.
Die ibW hat im März nahtlos von Präsenz- auf Fernunterricht umgestellt. Wie waren die Reaktionen von Seiten der Studierenden und Dozierenden?
Studierende und Dozierende haben diese Herausforderung sehr gut aufgenommen und die Reaktionen waren durchwegs sehr positiv. An dieser Stelle danke ich allen, die mitgeholfen haben, dass dies überhaupt möglich wurde.
Ist das Modell Fernunterricht für die ibW vielleicht sogar ein Zukunftsmodell?
Fernunterricht wird uns in Zukunft mit Sicherheit begleiten, das wussten wir schon vor Corona. Wir hatten daher auch bereits diverse Projekte und Pilot-Versuche umgesetzt. Dank des verordneten Lockdowns wissen wir nun, wo und wie der Online-Unterricht sinnvoll eingesetzt werden kann, aber wir haben auch die Grenzen kennen gelernt. Wir sind nun froh, dass wir künftig verschiedene Kombinationen anbieten können.
Es gelten diverse Schutzmassnahmen, die die Höheren Fachschulen ab Montag einhalten müssen. Was bedeutet dies konkret für die Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden?
Uns allen ist der bewusst, dass der Virus immer noch da ist und daher befolgen wir die Vorgaben des BAG und halten uns daran. Konkret bedeutet dies, dass die Abstandsregeln einzuhalten und dort, wo es nicht geht, vor allem „gefährdete“ Personen zu schützen sind. Uns liegt die Gesundheit der Studierenden und Mitarbeitenden und natürlich deren Angehörigen am Herzen und wir tun alles, um diese zu gewährleisten. Ich bitte daher alle, die sich zu einer Risikogruppe zählen oder eng mit einer solchen Person zusammenleben, uns dies mitzuteilen, damit wir entsprechend darauf reagieren können.
Auch das Bistro in Chur sowie die Mensa und das Internat in Maienfeld öffnen am Montag wieder die Tore. Welche Schutzregeln gelten für die Gastronomie?
Hier halten wir uns an die Vorgaben von Gastro-Suisse. Das bedeutet, dass die Abstände in den Bistros grösser sind als vorher und dass wir die Klassen bitten, sich an bestimmte Zeitfenster für die Mittagspausen zu halten. Generell gilt, dass wir uns mit Respekt begegnen.
Kann man schon eine Aussage machen, wie sich die Corona-Krise wirtschaftlich auf das Jahresergebnis der ibW auswirken wird?
Ich tue mich schwer, schon jetzt Prognosen zum Jahresergebnis zu erstellen. Selbstverständlich haben wir grosse Einnahmeausfälle in den Bereichen Kurse, Seminare und Vermietungen. Wie viel davon im 2. Halbjahr aufgeholt wird, können wir derzeit jedoch noch nicht abschätzen. Wir sind schon sehr zufrieden, dass wir dank des Fernunterrichts den gesamten Bereich der Studiengänge nahtlos weiterführen konnten. Es ist klar, dass das Ergebnis unter den Mehraufwänden und Mindererträgen leiden wird.
Können Sie der Corona-Krise auch etwas Positives abgewinnen?
Eine Krise ist oft gleichbedeutend mit einem Wendepunkt und sie eröffnet auch Chancen. Ich kann der Corona-Krise daher sehr viel Positives abgewinnen. Wir konnten im Unterricht zeigen, dass es neue Möglichkeiten gibt, die wir technisch und personell umsetzen können. Die Lehren, die wir daraus ziehen, um uns weiter zu verbessern, werden uns helfen, künftig noch besser zu werden. Persönlich am meisten gefreut hat mich aber, dass unsere Mitarbeitenden sofort bereit waren, Sondereinsätze zu leisten, um die Umstellung auf Fernunterricht so reibungslos wie möglich zu bewerkstelligen. Ich will hier keine einzelnen Personen herausnehmen, denn es braucht dazu einfach alle. Bezeichnend für diese Haltung war für mich ein eindrücklicher Abend, als ich zusammen mit ungefähr 30 Dozierenden in einer internen Zoom-Schulung vor meinem Laptop sass. Ich konnte die Anspannung und das Engagement förmlich spüren.
Der Bundesrat empfiehlt weiterhin, wo möglich im Homeoffice zu arbeiten. Was bedeutet dies in Bezug auf Ihre Mitarbeitenden?
Homeoffice wird bei uns sicherlich überall, wo es sinnvoll und gut machbar ist, weitergeführt. Die Schul- und Abteilungsleitenden müssen mit Ihren Teams einen guten Weg dazu finden. Ein Rezept, wieviel gut ist, gibt es nicht. Für uns im Zentrum steht die Betreuung der Studierenden und der Dozierenden.
Viele Schulen öffnen ihre Türen bis zum Herbstsemester gar nicht mehr. Die ibW setzt im letzten Monat vor den Sommerferien nochmals auf Präsenzunterricht. Weshalb?
Auch wenn vieles über Fernunterricht möglich ist, der Mensch braucht auch soziale Kontakte. Eine Schule bietet dazu Raum und wir wollen es nicht unterlassen, diesen Raum wieder zu nutzen. Wir wollen aber auch Studierenden, die mit dem Fernunterricht ihre Probleme hatten, Gelegenheit bieten, dies vor Ort einzubringen. Unser Schutzkonzept ist so ausgerichtet, dass wir auch gefährdete Personen entsprechend bedienen und schützen können.
Die Fallzahlen sind mittlerweile sehr tief. Gehen Sie davon aus, dass im Herbst regulärer Präsenzunterricht stattfinden kann?
Wenn ich dies wüsste… Wir planen den Unterricht im Moment so, dass wir auf verschiedene Szenarien reagieren können. Grundsätzlich gehen wir aber von «normalem» Präsenzunterricht aus. Es wird aber Abteilungen geben, die – zumindest ergänzend – immer auch Online-Videosequenzen einbauen werden.
(Bilder: zVg.)