Ein Virus, eine Epidemie, eine globale Krise – und unter den betroffenen Ländern auch die hochentwickelte und wohlhabende Schweiz. Was noch vor gar nicht allzu langer Zeit geradezu surreal anmutete und eher an Szenarien aus Science Fiction erinnert hätte, ist seit Wochen auch bittere helvetische Realität. Der Alltag, so wie freiheitsliebende Frau und Herr Schweizer ihn lieben, ist zurzeit auch hier nicht mehr ganz so frei. Der Lockdown schmälert gleichzeitig die Wirtschaftsleistung empfindlich und schürt von Tag zu Tag die Existenzängste. Und wie so oft, wenn das Wort Krise grassiert: mittendrin und unmittelbar betroffen auch der Tourismus. Entsprechend gespannt werden Schweizer Touristiker am 16. April 2020 die Blicke als nächstes wieder nach Bern richten.
Selbst uns teils berufsbedingten Daueroptimisten dürfte es in letzter Zeit schwergefallen sein, das Ausmass und die drohenden Auswirkungen der Corona-Krise allzu jovial schönzureden. Dennoch bringt auch alles Schwarzmalen in Situationen mit ungewissen Zukunftsaussichten und unzähligen Einflussfaktoren herzlich wenig. Stattdessen wird bei solch undurchsichtigen Aussichten ein zu institutionalisierendes Mass an Antizipation und Eventualplanung bzgl. Corona noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Andererseits schärft die gegenwärtige Auseinandersetzung mit einschneidenden Änderungen der Marktsituation notgedrungen das Bewusstsein für mögliche Marktalternativen. Darunter allfällige Chancen, denen bei gewohnterem Seegang teils untergeordnetere Bedeutung beigemessen wurde. Denn, bei Kursänderungen können plötzlich auch diese stärker ins Gewicht fallen.
Ein ins Auge gestochenes Exempel gefällig? Noch bis März hätten wir in Pontresina, im Engadin und wohl auch in anderen Tourismusregionen Graubündens relativ guten Gewissens vom Markt Schweiz gesprochen und damit primär die Deutschschweiz im Visier gehabt. Obwohl wir als immerhin dreisprachiger Kanton ein etwas differenzierteres Gespür für Diversitäten haben sollten. Etwas geschärft hat unsere Sinne offenbar erst der Virus. Allenfalls wird uns die kommenden Monate deshalb die Bevölkerungszahl der welschen Ballungsräume plötzlich beeindruckender erscheinen. Oder zumindest das Einkommensniveau in diesen bedeutenden Schweizer Wirtschaftszentren.
Egal wie wir die Sommeraussichten drehen und wenden. Selbst bei einer erhofft raschen Entschärfung der Lage müssen wir gegenwärtig damit rechnen, dass die Rückkehr ausländischer Gäste (insbesondere Ferngäste) mehr Zeit benötigen könnte als uns vielleicht lieb ist. Bleibt zuallererst also der heimische Markt. Sobald Ferien im Inland wieder guten Gewissens und relativ ungehindert möglich sind, werden Bündner Destinationen jedoch nicht die einzigen Marktschreier sein, die sich um inländische Gäste bemühen. Ich wage mit Blick auf unsere Sprachenvielfalt, Kultur, Kulinarik, Architektur etc. aber zumindest folgende Behauptung: Bei «Les Compatriots» am anderen Ende der Landeskarte hätten wir gute Chance uns immerhin als «exotischstes» Inland-Reiseziel für den Sommer 2020 in Erinnerung zu rufen.
PS: Vorsichtig optimistisch gestimmt, freuen wir uns in Pontresina ab dem 27. Juni wiederum auf die Vias d’Art / Kunstwege 2020. Als Gastregion mitsamt Gastkünstlern fungiert heuer «La Suisse romande». Gerne heissen wir für die 5. Sommerausstellung entlang unserer Flaniermeile selbstverständlich auch Besucher aus ganz Graubünden und aus der ganzen Schweiz willkommen.
" />