Wegen des Conoravirus ist die Maiensässfahrt 2020 abgesagt worden. Die Vorbereitungen sind nicht im erforderlichen Masse möglich, wie der Stadtrat am Montag in einer Online-Pressekonferenz mitteilte. Zusätzlich wurden finanzielle Mittel für Sportvereine und Familien in Aussicht gestellt.
Das Kata-Team der Stadt Chur hat bisher nur mit wenig Ausfällen zu kämpfen, wie Stadtrat Urs Marti erklärte. «Wir haben das vorher nicht gewusst und sind jetzt positiv überrascht.» Zudem ist ein dritter Bürgerbrief in Arbeit, der etwa die Themen häusliche Gewalt ansprechen sollten.
Bisher 93 abgesagte Veranstaltungen
So werden bereits durch die Stadt Chur gesprochene finanzielle Mittel in den Bereichen Kultur, Sport und Veranstaltungen durch die Stadt ausbezahlt beziehungsweise nicht zurückgefordert. Für betroffene Vereine, Veranstaltende und Betriebe bedeutet dies, dass sie die für den Zeitraum vom 28. Februar 2020 bis zum 30. April 2020 gesprochenen Gelder, wenn der entsprechende Anlass nicht durchgeführt wurde oder wird, trotzdem erhalten. Gemäss Stadtrat Patrik Degiacomi rechnet der Stadtrat mit 93 Anlässen, die nicht oder nur sehr eingeschränkt stattfinden können. «Wir sind dabei, diese Zahlen zusammenzutragen.»
In diesem Fall wird die Stadt auch die bereits ausbezahlten Beträge nicht zurückfordern. Vorausgesetzt wird, dass die Stadt dem entsprechenden Verein oder Betrieb vor dem 28. Februar 2020 oder während der Restriktionsphase bis zum 30. April 2020 eine Finanzierung zugesagt hat und der Veranstalter ein daraus entstehendes oder bestehendes Defizit erleiden musste. Für Beiträge im Rahmen der Kulturförderung, der ausserschulischen Musikerziehung sowie der Jugendsportförderung und des Programms «Deutsch für die Schule» gelten separate Bestimmungen, wobei diese Gelder auch so weit wie möglich vollumfänglich ausbezahlt werden.
Mahnstopp und Soforthilfe aus dem Sozialhilfefonds
Aufgrund der Coronakrise ist die Liquidität (zum Beispiel nur schon für den Kauf von Lebensmit- teln oder für die Bezahlung von Mieten und anderen kurzfristigen Verbindlichkeiten) für viele Einzelpersonen, Kleinstbetriebe und Vereine plötzlich ein akutes Problem. Dem will der Stadtrat entgegenwirken, indem er für Rechnungen der Stadtverwaltung und deren Tochtergesellschaften einen Mahnstopp bis zum 30. Juni 2020 erlässt.
Die Stadt will damit nicht unnötige Mahnungen versenden. Gleichzeitig zählt die Stadt aber darauf, dass Personen mit genügenden Finanzen davon keinen Gebrauch machen und sich verantwortungsvoll der Stadt und der Krise gegenüber verhalten. Die Stadt dankt an dieser Stelle auch verschiedenen Vermietern, die sich nach Möglichkeit insbesondere den Geschäftsmietern gegenüber kulant zeigen, wie zu erfahren war.
Weiterführend hat der Stadtrat beschlossen, dass Personen mit zivilrechtlichem Wohnsitz in Chur, die aufgrund der Coronakrise in einen Liquiditätsengpass rutschen, unbürokratisch ein Sozialhilfebegehren stellen können und somit Soforthilfe aus dem Sozialhilfefonds erhalten. Im Normalfall ist der Prozess für ein Gesuch um Sozialhilfe aufwändig und langwierig. Damit finanzielle Hilfe schnell dort ankommt, wo sie benötigt wird, wird dieser Ablauf für COVID-19 betroffene Privatpersonen und Familien vereinfacht und abgekürzt. «Es geht auch darum, dass die Leute ihren Kühlschrank wieder füllen können», sagte Patrik Degiacomi. Es handle sich dabei jeweils um wenige 100 Franken.
Dies dient wohlgemerkt nicht der Existenzsicherung, sondern muss als Vorschuss in kleineren Beträgen betrachtet werden, der durch die Stadt in Rechnung gestellt wird und zurückbezahlt werden soll, sobald der Engpass überwunden ist. Dauert der Engpass länger, kann durch die Betroffenen ein ordentliches Sozialhilfegesuch gestellt werden. Die vorhandenen Mittel im Sozialhilfefonds sind für diese Massnahmen übrigens ausreichend – das Grundkapital des Fonds muss daher nicht angegriffen werden.
Ehemalige Mitglieder rekrutiert
Um die bereits jetzt steigende Anzahl Gesuche bewältigen und die rasche finanzielle Hilfe ge- währleisten zu können, hat die Stadt Chur ehemalige Mitarbeitende der Sozialen Dienste rekrutiert. Ferner beschloss der Stadtrat, allfällige Stundungs- sowie Ratenzahlungsgesuche von Gewerbebetrieben, bei denen die Stadt als Vermieterin fungiert, zu genehmigen.
An der kommenden – telefonischen – Gemeinderatssitzung vom 16. April 2020 wird der Stadt- rat dem Gemeinderat zudem die Einrichtung eines COVID-19 Fonds vorschlagen. Dieser Fonds soll in Härtefällen zum Einsatz kommen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Die Vorlage wurde zu Handen der Gemeinderatssitzung am 16. April 2020 an den Gemeinderat versandt und ist bereits öffentlich.
Der Stadtrat ist der festen Überzeugung, dass diese Massnahmen notwendig sind, um die finanzielle Durchhaltefähigkeit der Bevölkerung, der Wirtschaft, der Kultur und der zahlreichen Vereine zu gewährleisten und setzt alles daran, diese Krise – mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln – zu meistern. Dies wird gelingen. Nicht zuletzt dank der Bevölkerung der Stadt Chur, den vielen Freiwilligen, den Vereinen, den Betrieben und Veranstaltenden, die in der jetzigen Krise ein grosses Mass an Durchhaltewillen, Solidarität, Flexibilität und vor allem Verständnis gezeigt haben.
Maiensässfahrt 2020 abgesagt
Dem Social Distancing, zu dem der Stadtrat ausdrücklich aufrufte, fällt auch die Maiensässfahrt 2020 zum Opfer. «Wir können zum jetzigen Zeitpunkt keine genügende Vorbereitung garantieren», sagte Stadtrat Patrik Degiacomi. Es seien bereits weitere Anlässe im Mai abgesagt worden, die kleiner seien als das Maiensäss. «Die Absage ist nur dem Coronavirus geschuldet.»
Stadtrat Tom Leibundgut forderte die Bevölkerung auf, die Dienstleistungen nur zu benutzen, wenn man sie wirklich brauche. «Es kann nicht sein, dass man diese Dienste jetzt vermehrt nutze, nur weil man mal Zeit habe, die Wohnung zu räumen.»
Für weitere Auskünfte steht den Churerinnen und Churer die Hotline unter der Nummer 081 254 41 11 zur Verfügung.
(Bild: GRHeute)