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Staldereien: Grünschnäbi

Mein Schreien und Schwitzen im Schlafzimmer kennt ein Hauptschuldiges: das Fixleintuch. Der Erfinder, ein Portugiese namens Mario Marques, wird gerne auch als Retter der hart arbeitenden Hausfrauenschaft gefeiert. Selber hat er sie reihum flachgelegt. Zumindest erzählt er die Geschichte gerne so und eine grosse Zürcher Zeitung bereitete ihm einst dafür die Bühne. Das ist aber alles lange her. Meine Dankbarkeit an den Spannbettlakenkönig hält sich in Grenzen. Das Ding macht mich regelmässig fertig.

Aus der Schublade hervorgekramt sieht es auf den ersten Blick schon mal nicht amächalig aus. Dem zusammengezogenen Stück Jersey auf Anhieb die lange Seite zu entlocken, will selten auf Anhieb gelingen. Die eine Ecke ist schnell mal eingefädelt, die restlichen knapp dreieinhalb Quadratmeter vermag ich alleine kaum zu erreichen, zumal die Matratze zu dick ist und die ausgeformten Ecken nie ganz passen wollen. Das Geräusch des Gummizuges, wenn die Ecke die Ecke verlässt, hat was Hämisches. Im Spiel gefangen ergebe ich mich, lege mich aufs Bett und horche ins Land.

Durch den Äther vernehme ich des Glättlis Präsidentschaftskandidatur für die Grüne Partei Schweiz. Wenig überraschend: Der in grüne Leine gewandete Linke mit christlichem Einschlag verfolgt seine politische Karriere mit grossem Geschick, da drängt sich das Amt ja geradezu auf. Nur – kaum die Absichten ausgesprochen, muss sich der politische Generalist im Leutschenbach bereits rechtfertigen.

Nein, nicht des politischen Unvermögens oder fehlender Führungsstärke wegen. Da findet sich auch bei aufwändig betriebener Recherche wenig Dreck am Stecken. Sein Problem ist sein Geschlecht, zumindest konstruieren findige Journis sowas Komödiantisches. So geht es im netten Talk mehr um sein Mannsein als um politische Inhalte, die er liefern könnte. Balthasar glättet die Wogen, argumentiert gegen falsch verstandene Gendersensibilität, für die eigene, neu ausgelegte Männlichkeit mit fixem Hausarbeitsanteil und Schnuddernasenbetreuung der Tochter und vielleicht auch gegen pervertierte Formen von Gleichstellung. Und fast gegen das eigene Schnäbi.

Lasst den Balthasar doch gewähren: Das politische Schaffen ist ihm sein Handwerk, die erstarkte politische Kraft braucht einen cleveren, vorausdenkenden, rhetorisch gewandten maximo lider verde. Trotz des hohen Pensums wird er die eigene Bude schon noch regelmässig selber staubsaugen. Wenn sich doch noch ambitionierte Frauen oder gemischtgeschlechtliche Tandems finden: Heute Nacht endet die Anmeldefrist!

Klammer auf: Wer sie verpasst, findet vielleicht bei der Partei mit dem Sünnali noch Unterschlupf. Grad Schlange stehen müssen die Mannsbilder und das Wiibervolch da nicht. Aber Achtung: Lohn gibts keinen! Klammer geschlossen. Zum Schluss: Falls Glättli Balthasar, heimatberechtigt in Zürich, sich mit Fixleintüchern auskennt: Ruf. Mich. An.

PS: Das PS teilrevolutioniert die Fasnacht 2020 und holt die unterdessen etwas abgehoben wirkende Schnitzelbänklerei wieder zurück auf den Boden der Dorfbeiz. Schalkhafte Bänkelsängerei mit Verve. Und Helga.