In den letzten paar Jahren durfte ich meine Heimat, die Schweiz, als Reisedestination im Ausland vermarkten. Es galt, potenzielle Gäste aus den Niederlanden, aus Belgien und Luxemburg für Reisen in die Schweiz zu begeistern. Dabei konnte ich zufrieden feststellen, welch positiv konnotiertes Image die Schweiz doch geniesst. Unser Land wird als Perle im Herzen von Europa betrachtet, wo alles funktioniert und dessen sagenhafte Natur und magischen Berge einen in den Bann ziehen. Die Schweiz ist unbestritten schön.
Die Schweiz ist offenbar aber auch ziemlich langweilig. So zumindest die Meinung zahlreicher Menschen in den Benelux-Ländern. Und wer interessiert sich schon für Langeweile? Niemand, und schon gar kein Reisender. Dieser macht sich auf die Suche nach Abenteuer, nach Spannung und oft auch nach Entspannung. Schliesslich zehrt der stressige Alltag an der eigenen Energie. Die nächste Reise soll dazu dienen, die verlorene Energie wieder zurückzugewinnen.
Unser Alltag fordert auch ein ganzes Stück Aufmerksamkeit. Wir Konsumentinnen und Konsumenten sind ein begehrtes Jagdobjekt. Jedes farbenfrohe Plakat, all die perfekten Instagram-Posts und saisonal passend dekorierten Schaufenster wollen wahrgenommen werden. Die Zeit im Ausland hat mir eindrücklich aufgezeigt, dass beim Kampf um diese Aufmerksamtkeit Schönheit allein bei Weitem nicht ausreicht. Diese Schönheit muss vielmehr kreativ verpackt, spannend erzählt und konkret erlebbar gemacht werden. Es geht um das Bereitstellen von Ereignissen, die Emotionen wecken, um unvergessliche Erlebnisse zu ermöglichen. Schliesslich wollen und können wir es uns nicht leisten, in Schönheit zu sterben.
Dank global steigendem Wohlstand und tiefer Mobilitätskosten steht dem heutigen Reisenden die Welt offen. Nicht ob wir reisen, sondern wohin uns die nächste Reise führt, fragen sich immer mehr Menschen und breitere Bevölkerungsschichten rund um den Erdball. In vielen Köpfen herrscht regelrechter Destinationsentscheidungsstress. Unsere Aufgabe ist es, dem Reisenden in dieser herausfordernden Situation zur Seite zu stehen. Wir liefern die richtigen Argumente zur richtigen Zeit, weshalb die nächste Reise einzig nach Graubünden führen kann. Dies bedingt, sich für den potenziellen Gast zu interessieren und seine Bedürfnisse verstehen zu lernen.
Eines dieser Bedürfnisse ist die Befreiung vom schlechten Gewissen. Wir befinden uns in einer Zeit, in welcher Reisen vermehrt als Belastung für Umwelt, Natur und Klima empfunden wird. Der viel zitierte Hans Magnus Enzensberger sagte einmal: «Der Tourist zerstört was er sucht, indem er es findet.» Diese Aussage ist aktueller denn je. Immer mehr Reisende möchten nicht weiter zerstören, gleichzeitig aber nur ungern auf die nächste Reise verzichten. Ich bin überzeugt, Graubünden hat eine hervorragende Ausgangslage, um Enzensbergers Aussage zumindest ein bisschen weniger wahr werden zu lassen: ein mit der Natur und Umwelt in Einklang gelebter Tourismus. Wo, wenn nicht in Graubünden? Lassen Sie uns die Möglichkeiten packen, um die Reisenden von ihrem schlechten Gewissen zu befreien.
Zusammen mit meinem Team bei Graubünden Ferien werde ich mich dafür einsetzen, die Schönheit von Graubünden mit inspirierenden Geschichten und unvergesslichen Erlebnissen zugänglich zu machen. Dies kann nur gelingen, indem wir touristischen Akteure kooperieren. Ich verspreche Ihnen, dass wir in unseren Anstrengungen konsequent Qualität vor Quantität stellen werden. Dies bedeutet auch: einen gesunden Gästemix fördern und die Aufenthaltsdauer der Gäste erhöhen, um eine nachhaltige Wertschöpfung für den Bündner Tourismus zu ermöglichen. Helfen Sie mit? Ich bin an Ihren Ideen interessiert: Schreiben Sie mir unter yves.luetolf@graubuenden.ch oder kommen Sie in Chur vorbei.
(Bild: GRHeute)