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«Unsere Weine sind wie Söhne»

Graubünden hat das Veltlin an Italien verloren. Das ganze Veltlin? Nein – dutzende Hektaren Rebland blieben fest in Schweizer Hand. In der Hand der Weinbaufamilie Triacca aus dem Val Poschiavo.

Es hat ein bisschen von Asterix und Obelix, wenn man das Puschlav verlässt, sich das Tal weitet und plötzlich Veltlin heisst. Oder Valtellina, wie es in der Sprache derer genannt wird, die dort leben und arbeiten. Das Veltlin kennt man vor allem aus roter Flüssigkeit in Weingläsern – und da mischt die Schweizer Familie Triacca ganz vorne mit.

Giovanni Triacca, Panoramic-Gourmet-Chef Tim Uebersax und Luca Triacca in den Weinbergen von La Gatta im Valtellina.

40 Hektaren Reben bewirtschaften die zwei Brüder Giovanni und Luca, die den Weinbau in vierter Generation im Veltlin betreiben. «Unsere Weine sind wie Söhne», sagt der ältere der beiden Brüder, Luca. «Man muss die Weine trinken, solange sie leben.» Das Leben der beiden Brüder spielt sich in der Schweiz ab, ihre Reben hingegen hängen hauptsächlich in Italien. 13 Hektaren gehören zu einem ehemaligen Dominikanerkloster, La Gatta, das bei Bianzone wie in den Hang geklebt steht. Das Schicksal hatte es dem Urahn der Fratelli Triacca, der sinnigerweise Domenico hiess, in die Hände gespült.

La Gatta kommt nicht von Katze

La Gatta, dieses Kleinod inmitten von Rebbergen auf Steinterrassen, gehörte davor schon einer Schweizer Familie: Mascioni. Diese mussten wegen schlechtem Geschäftsgang das Anwesen verkaufen. Den Namen bekam es von deren Vorbesitzern: Der Comer Adelsfamilie De Gatti. Katzen haben, anders als man vermuten könnte, nichts damit zu tun. Abgefüllt und teilweise verarbeitet wird der Wein im Val Poschiavo beim Hauptsitz in Campascio-Zalende.

Was an La Gatta auch auffällt: Während alle anderen Weinbauer rundherum ihre Reben senkrecht den Hang nach hinunter gepflanzt haben, haben die Triaccas ihre Reben paralell zum Hangverlauf angeordnet. «Das macht es viel einfacher in der Bewirtschaftung», sagt Luca Triacca. «Die ganze Arbeit, also das drehen der Reben um 90 Grad, hat sechs bis acht Jahre gedauert, aber es hat sich gelohnt.» Die Handarbeit wurde damit um ein erhebliches Mass vereinfacht, weil mit dieser Hangführung Traktoren durchgehend im Gelände fahren können.

Ein Wein für Segantini

Die Rollen der Fratelli Triacca sind klar verteilt: Luca ist der Mann für die Reben, Giovanni der Mann für die Wirtschaft. Beide besuchten das Alpine Lyzeum in Zuoz und während Luca für seine Reben in halb Italien herumreist – zu Triacca gehören auch Weingüter im Chianti Classico, in der Maremma und im Montepulciano – kümmert sich Giovanni um die wirtschaftliche Seite des Weinguts. «Wäre ich nicht in eine Winzerfamilie geboren, hätte ich mich wohl nicht mit Weinbau beschäftigt.» Als Kind hat er auch nicht in den Reben ausgeholfen, sondern im Lager im Hauptsitz in Poschiavo.

Der Wein im Namen von Giovanni Segantini.

Der Wein ist ein schwieriges Geschäft; man könnte von einem ausgetrockneten Markt sprechen, ginge es nicht um Flüssigkeit. «Unser Vater hat neue Märkte eröffnet, das ist wichtig für uns», sagt Giovanni Triacca. Wichtig war auch die Lancierung des Weins, der mit Giovanni Segantini angeschrieben ist. «Wir waren schon länger dabei, etwas Neues zu kreieren. Da kam die Anfrage von Segantinis Enkelin Gioconda», sagt Luca Triacca. Gioconda Segantini hatte beim Durchforsten des Nachlasses Quittungen eines Valtellino-Weins gefunden. «Offenbar war es ein Ritual von ihm, abends ein Glas Veltliner zu trinken», sagte Luca Triacca.

Mittag in den Alpen

Die Triaccas kannten Segantinis Ritual nicht, sagten aber sofort zu. «Ich habe zu ihr gesagt: Sie bringen uns den Namen, den Wein haben wir schon», sagte Luca Triacca. Es ist eine Spätlese, die teilweise im Barrique ausgebaut wird. Dabei werden die Trauben schon am Stock bis zu einem gewissen Grad getrocknet. «Das geht nur, wenn das Wetter mitmacht.» Als Titelbild wählte Gioconda Segantini das Bild «Mittag in den Alpen».

Wie es mit dem Weingut weitergeht? «Es wäre schön, wenn es in der Familie bleiben würde», sagt Giovanni Triacca, weiss aber, dass man das nicht erwzingen kann. Seine eigenen Kinder sind erst 15 und 13 Jahre alt und kommen derzeit als Nachfolger nicht in Frage. Dafür interessiert sich der Sohn der Schwester der beiden Brüder für den Weinbau. «Derzeit ist er in einem Praktikum in der Bündner Herrschaft. Er wird die Geschicke des Weinguts übernehmen.» Der Sohn heisst, und es klingt wie eine Offenbarung, zum Nachnamen Merlo. «Einfach ohne T am Schluss», sagt Giovanni Triacca mit einem verschmitzten Lächeln.

Die Reise ins Veltlin wurde von Panoramic Gourmet organisiert, der Tochtergesellschaft der Rhätischen Bahn und des Glacier Express. La Gatta ist ein wunderschöner Ort für gesellschaftliche Anlässe und kann dafür auch gemietet werden. Unbedingt die besten Pizzoccheri der Welt probieren! Grappa der Brüder Triacca gibt es im Panoramic Gourmet; Weine beim Dealer des Vertrauens. Eine Übersicht über das gesamte Angebot findet sich hier: Triacca.ch

(Bilder: GRHeute)