Standing Ovations für eine Ständeratskandidatur: Die Parteibasis der SVP Graubünden hat sich einstimmig hinter Valérie Favre Accola gestellt. Die SVP will mit ihr «Geschichte schreiben».
108 Parteimitglieder standen am Dienstagabend im Schloss Brandis in Maienfeld auf und klatschten, als Parteipräsident Heinz Brand fragte, ob sie Valérie Favre Accola als Ständeratskandidatin nominieren würden. Valérie Favre Accola verdrückte dabei ein paar Freudentränchen – und strahlte ansonsten heller als das SVP-Sünneli, das am Schluss des Abends seinen Auftritt hatte.
Dass eine Frau den Kanton Graubünden im Stöckli vertritt, das gab es bisher noch nie. «Wir können Bündner Geschichte schreiben», hatte Cyrill Ackermann, Fraktionspräsident der SVP Davos, gesagt. Er arbeitet eng mit Valérie Favre Accola zusammen und brachte ihre diversen Aktivitäten auf den Punkt: «Als Hobbies gibt sie neben der Familie Lesen und Reisen an. Ich weiss beim besten Willen nicht, wo sie die Zeit dafür hernimmt.»
«Mit Frauenpower!»
Für Parteipräsident Heinz Brand ist die Kandidatur vor allem eins: «Wir können zeigen, dass wir eine echte Alternative sind.» Valérie Favre Accola sei keine Alibi-Kandidatin, auch wenn es imagefördernd sein würde. «So können wir vom Links-Rechts-Schema ablenken und die unsägliche Klima-Debatte abschwächen.» Ausserdem, das habe er in Gesprächen festgestellt, seien auch ausserhalb der SVP nicht alle mit dem gesetzten Duo Stefan Engler und Martin Schmid einverstanden.
Richtig Freude an der Kandidatur hatte der Bergeller Delegierte Gianluca Giovanoli. Vom gegenseitigen Schulerklopfen bekommen man keine Mandate. «Wir sind träge und faul geworden.» Aber jetzt kämen Taten statt Worte – «und erst noch mit Frauenpower!»
«Ich streike nicht, aber ich demonstriere»
Und was sagte Valérie Favre Accola selbst? «Ich streike nicht, aber ich demonstriere jeden Tag, dass ich an den Verhandlungstisch gehöre. Ich bin es gewohnt zu demonstrieren, dass man mit Frauen rechnen muss. Ich möchte eine Alternative sein.»
Dass diese durchaus nötig sein könnte, demonstrierte Alt-Ständerat Christoffel Brändli klar. «Das Frauenstimmrecht wird in zwei Jahren 50 Jahre alt und in Graubünden hat man manchmal das Gefühl, man fällt in die Zeit davor zurück», sagte er. Seinen Angaben zufolge hatten sich offenbar die anderen Parteien dagegen gewehrt, dass die SVP in den Parteiflyer ein Blatt mit der Ständeratskandidatur von Valérie Favre Accola lege. Diese Flyer werden jeweils von allen Parteien gemeinsam in einem Couvert an alle Haushalte verschickt. «Wenn eine Kandidatin wie Valérie Favre Accola ausgegrenzt wird, ist das eine Frechheit», sagte der Alt-Ständeratspräsident.
«Parlamentini» statt Panini
Nur am Rande wurde die Sache mit dem neuen Plakat der SVP Schweiz erwähnt, auf dem Würmer mit den Parteifarben der anderen Parteien zu sehen sind. «Lasst euch auf keine Diskussion ein», sagte Heinz Brand an die Adresse seiner Parteikolleginnen und -kollegen. «Wir haben lustvollere Angebote zu bieten.» Eins davon ist ein den Panini-Heftli nachempfundenes «Parlamentini», in dem statt Fussballer Parlamentarierinnen und -parlamentariere gesammelt werden. Wer zuerst voll hat und es an die Parteizentrale nach Bern schickt, kann ein Auto gewinnen.
(Bilder: GRHeute)