Weltweit erkranken tausende Menschen jedes Jahr an verschiedenen Formen der Leukämie. Der Schweizer Pharmariese Novartis hat jetzt allerdings eine neue Therapie auf den Markt gebracht. Kymriah ist seit zwei Jahren in den USA und seit einem Jahr in der Europäischen Union zugelassen.
Für die Therapie werden dem Patienten T-Zellen, eine Form der weißen Blutkörperchen, entnommen und im Labor gentechnisch behandelt. Danach werden sie dem Patienten wieder eingespritzt und jagen fortan speziell die entarteten Krebszellen in der Blutbahn. Behandelt werden damit bisher aber kaum Patienten. Das liegt vor allem am Preis der Therapie. In Europa kostet eine Behandlung mit Kymriah umgerechnet etwa CHF 370.000.-.
Solche Preise sind enorm und verschiedene Krankenkassen versuchen deswegen, Rabatte auszuhandeln. Das ist ein mühseliger Prozess. In Grossbritannien hat sich Novartis mit dem National Health Service (NHS) auf ein Preisschild von rund 315.000 Euro pro Therapie geeinigt. In Deutschland liegt der erste Vorschlag bei 320.000 Euro.
In der Fachwelt ist die neue Therapie indes umstritten. In den klinischen Tests sprach nur die Hälfte der Patienten auf die genmodifizierten T-Zellen an, bei der Kinder-Leukämieform waren es immerhin 81 Prozent. Allerdings: Behandelt wurden bisher nur Krebspatienten in späten Stadien, die nur noch eine geringe Lebenserwartung mit herkömmlichen Therapien hatten.
Novartis plant trotzdem, mit Kymriah in den kommenden Jahren jedes Jahr Milliarden zu verdienen. Allein in Europa liessen sich damit schätzungsweise 7700 Menschen im Jahr behandeln. Bei 320.000 Euro pro Therapie würden damit 2.4 Milliarden Euro in die Kasse von Novartis fliessen.
Die Schweiz hat ihre Gesundheitskosten in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Sie betragen heute rund 80 Milliarden Franken, davon fallen 13% auf die Medikamentenkosten an. Diese Kosten schlagen sich jährlich in den Krankenkassenprämien nieder. Welche Auswirkungen Kymriah auf unsere Gesundheitskosten haben, lässt sich erahnen. Nur wenige Menschen werden sich eine solche Therapie leisten können, falls Novartis an diesen Preisen festhält. Einmal mehr steht die Gewinnmaximierung eines Konzerns über dem Wohl und der Gesundheit des Menschen.
Gaudenz Bavier
Präsident GLP Graubünden
(Symbolbild: Pixabay/GRHeute)