Wenn man von Investitionen bei den Bergbahnen spricht, denkt man sofort an neue Anlagen, Pisten oder Bike-Trails. Diese Investitionen werden auch von den Gästen wahrgenommen und stehen in der Öffentlichkeit als Gradmesser für den Erfolg einer Bergbahnunternehmung – was eigentlich falsch ist. Die meisten Investitionen sind für die Mehrheit der Bergbahngäste unsichtbar. Wird der Antrieb einer Sesselbahn gewechselt oder werden die Pistenmaschinen mit Partikelfiltern ausgerüstet, sieht das niemand. Diese Investitionen sind aber extrem wichtig, um die Servicequalität zu erhöhen. Werden diese „unsichtbaren“ Projekte nicht oder nur wenig kommuniziert, entsteht in der Öffentlichkeit oft der falsche Eindruck, es werde nicht investiert. Was schade ist – denn gerade die „Unsichtbaren“ sind oftmals strategisch und positionierungstechnisch sehr relevante Projekte, die für das Image der ganzen Branche sehr wichtig sind.
Ein Beispiel: Wir befassen uns seit Jahren mit dem respektvollen Umgang mit der Umwelt und viele unserer „unsichtbaren“ Investitionen haben wir aufgrund unserer ökologischen Verantwortung getätigt. Die Natur ist der Arbeitgeber jeder Bergbahn und gleichzeitig unsere wertvollste Ressource. Deshalb setzen wir alles daran, sie so schonungsvoll wie nur möglich zu nutzen und sie zugleich zu schützen. Nur eine intakte Landschaft ist ein sicheres Fundament für einen Anbieter von Schneesport- und Bergerlebnissen.
Nachfolgend ein paar ausgewählte „unsichtbare“ Projekte, welche bei uns den schonenden Umgang mit der Natur im Fokus haben:
Naturspeichersee auf Corviglia: Mit dem Ziel, den Energieverbrauch für die Beschneiung zu senken, haben wir in der Region Corviglia auf rund 2500 m ü. M. einen Speichersee realisiert. Mit dem Beschneiungswasserspeicher in der Grösse von 450’000 m3 im Bereich Lej Alv können pro Seefüllung im Vergleich zu früher 2500 MWh eingespart werden.
Erstes Plusenergie-Hotel der Alpen: Das Berghotel Muottas Muragl wurde 2010 komplett renoviert und im Bereich der Nachhaltigkeit auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Neben einer Bauweise, welche den Prinzipien und Vorgaben des Minergielabels folgt, sind wir beim Projekt noch einen Schritt weitergegangen. Von der ursprünglichen Fläche von 1700 m² wurde das Gebäude auf 2700 m² erweitert. Trotz 50% mehr Fläche konnte der Energiebedarf von 436’600 kWh/a um 64% auf 157’400 kWh/a reduziert werden. 56 m² Röhrenkollektoren in den Scheiben der Fenster des Sockelgeschosses liefern die nötige Energie für das Warmwasser. 16 Erdsonden mit einer mittleren Länge von 200 Meter, total 3200 Meter, versorgen das gesamte Gebäude mit Erdwärme. Zusätzlich sorgt entlang des Bahntrasses auf 228 Metern eine Photovoltaikanlage für elektrische Energie. Falls überschüssige Sonnenenergie verfügbar ist, wird diese über die Erdsonden im Erdreich gespeichert. Dadurch regeneriert sich die Erdspeichermasse.
Reduktion von CO2-Emissionen: Da die wichtigsten Treiber von CO2-Emissionen bei Bergbahnen vor allem die Verbrennung von Heizöl und Diesel sind (Studie von grischconsulta vom 22. August 2011), setzt Engadin St. Moritz Mountains genau dort an:
- Im Jahr 2012 wurde die erste dieselektrische Pistenmaschine, der PistenBully 600 E+, in Betrieb genommen.
- Mit dem Umbau auf Muottas Muragl konnte der bisherige Jahresbedarf von ca. 40’000 Litern Heizöl und der Haushalts- und Betriebsstrom von 36’600 kWh/a zu 100% durch Solarenergie ersetzt werden. Damit konnte die CO2-Emission um 144 Tonnen pro Jahr reduziert werden.
- Beim Bau des Restaurants Glünetta wurde bereits im Jahr 1991 eine Solarthermie-Anlage installiert.
- Im Jahr 2006 setzte Engadin St. Moritz Mountains weltweit als erster Bergbahnbetrieb überhaupt bei Grosspistenmaschinen (über 4 m Breite) Diesel-Partikelfilter ein. Heute ist praktisch die ganze, 24 Maschinen umfassende, Flotte mit Partikelfilter ausgerüstet.
Die oben erwähnten Investitionen sind wahrscheinlich den Wenigsten bekannt, man sieht aber schnell, wie strategisch wichtig und kundenrelevant sie sind. Es liegt also an uns, die Unsichtbaren sichtbar zu machen – einen ersten Schritt dazu habe ich mit dieser Kolumne gemacht 😉
Heute für Sie unverblümt und direkt von der Front: Michael Kirchner, Engadin St. Moritz Mountain AG.
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