Der Churer Franco Membrini hat mit der Mithras Technology AG ein vielversprechendes Startup gegründet, das grosse Ziele hat. Wir haben mit dem ehemaligen Geschäftsführer von GRHeute über das neue Bündner Technologie-Unternehmen gesprochen.
Franco Membrini, was ist Mithras?
Die Mithras Technology AG ist ein junges Churer Startup-Unternehmen. Obwohl es uns erst seit kurzem gibt und wir in der Anfangsphase unseres Projekts stecken, haben wir grosse Ambitionen und vielversprechende Voraussetzungen. Wir wollen nicht weniger als die Technologie zur Erschliessung einer noch fast unbekannten Energiequelle, dem Menschen selber, in Graubünden etablieren.
Das sind grosse Ziele.
Ja, das ist so. Wir sind aber zuversichtlich, dieser Ambition gerecht zu werden, weil wir zum einen gute Voraussetzungen und zum andern den Bedarf, die Nachfrage, nach solchen neuen Technologien sehen. Es ist unbestritten, dass es einen dezentralen Energiebedarf gibt. Wir laufen jederzeit mit Energiequelle rum, die wir nicht zu nutzen wissen, nämlich uns selbst. Unser Ziel ist es diese zu nutzen.
Sie haben von guten Voraussetzungen gesprochen. Was meinen Sie damit konkret?
Wir haben ein super Team zusammen. Dies sind unter anderen ein promovierter Ingenieur und ein Dozent der ETH Zürich, die im Rahmen von Dissertationen massgeblich an der Entwicklung der Technologie beteiligt waren. Auch in anderen Geschäftbereichen haben wir schon Partner an Bord geholt, die für das Projekt extrem wichtig sind.
Welche Technologie steckt hinter dem Produkt?
Das Prinzip ist einfach erklärt, die Technologie ist dafür umso komplexer. Jeder Mensch nimmt durch Nahrung Energie auf. Diese deckt den Bedarf des Körpers. Ein Teil dieser Energie geht aber in Form von Abwärme ungenutzt verloren. In Zahlen ausgedrückt reden wir hier von bis zu 3800 Kilojoule pro Mensch und Stunde. Dies entspricht etwa einer Kilowattstunde an thermischer Energie, konvertiert in Elektrizität könnte man damit zum Beispiel etwa 40 Stunden an einem Laptop arbeiten. Um einen Teil dieser verlorenen Energie nutzen zu können, entwickelt Mithras verschiedene thermoelektrische Generatoren, die für die Anwendung am menschlichen Körper optimiert sind. Diese funktionieren über den Temperaturunterschied zwischen Haut und Luft und erzeugen durch diese Differenz eine Spannung zwischen hunderten von Halbleiterpaaren. Zusammen geschaltet ergeben diese Spannungen eine nutzbare Energiequelle.
Das heisst, die Körperwärme in Differenz zur Aussentemperatur erzeugt Energie. Sprich: Je kälter es draussen ist, desto grösser ist die Lade-Leistung?
Die Leistung des Generators hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zum einen kommt es auf die Aussentemperatur an, da diese die Differenz zur Oberflächentemperatur der Haut bestimmt. Je höher dieser Unterschied, desto höher die generierte Spannung. Die Mithras-Generatoren funktionieren allerdings schon ab einem Grad Celsius Differenz. Wenn wir von der durchschnittlichen Hautoberflächentemperatur von 32 Grad und einer durchschnittlichen Temperatur in der Schweiz von 15 Grad ausgehen, ist der Wirkungsgrad sehr vielversprechend. Weiter spielt aber auch eine Rolle, wie sich der Träger im Alltag verhält. Es geht mehr Abwärme verloren, wenn man zum Beispiel Sport betreibt als wenn man zuhause vor dem Fernseher sitzt. Der Generator funktioniert aber in jedem Szenario mit einem Temperaturunterschied.
Welche Applikationsmöglichkeiten haben Sie mit Mithras geplant?
Zurzeit sind zwei konzipiert: Zum einen eine Standalone-Lösung, das sogenannte Mithras Bracelet. Dieses trägt man wie eine Uhr und funktioniert im Prinzip wie eine Powerbank, die sich über Körperwärme auflädt. So hat man faktisch immer eine Powerbank dabei, die man physisch mit Geräten wie beispielsweise einem Smartphone verbinden kann. Die zweite Anwendung ist eine integrierte Lösung. In diesem Fall ist der Generator direkt im Endgerät integriert, z.B. in einer Smartwatch, in Köpfhörern, Hörgeräten, Activity Trackern oder ähnliche Geräte. Im Prinzip kann Mithras in jedem einzelnen elektronischen Gerät in Körpernähe eingesetzt werden. Es existieren unbegrenzte Anwendungsmöglichkeiten.
Wie gross ist die Menge Energie, die die Mithras-Generatoren produzieren? Kann man damit beispielsweise ein Smartphone permanent mit «eigener Energie» laden?
Das kommt stark auf verschiedene Faktoren an, vor allem auf die genutzte Fläche, die man einsetzt. Um ein Smartphone immer geladen zu halten, reicht die Leistung aktuell noch nicht. Energieautonomie ist derzeit nur für Geräte mit kleinerer Leistung möglich. Allerdings könnte Mithras die Akkuladung eines Smartphones um mehrere Stunden pro Tag verlängern, unabhängig von anderen Energiequellen.
Wie sieht es mit gesundheitlichen Risiken aus? Bekommt man, wenn man Mithras trägt, eine «kalte» Stelle am Körper, wo man es trägt?
Nein, überhaupt nicht, es gibt auch keine gesundheitlichen Risiken. Die Abwärme ist grundsätzlich ein Abfallprodukt des Körpers. Unsere Generatoren sind so ausgelegt, dass der Wärmefluss durch die Haut nicht nennenswert erhöht wird. Anstatt dass Wärme direkt an die Umgebung abgegeben wird nutzt unsere Technologie sie zur Energiegewinnung.
Welche Partner hat Mithras Technology AG an Bord?
Seit Kurzem ist Mithras ein offizielles ETH Spin-off, das war ein wichtiger Schritt, der uns extreme Vorteile bringt. Im Technologiebereich ist dies so etwas wie ein Ritterschlag. Darüber hinaus arbeiten wir auch mit lokalen Partnern zusammen, zum Beispiel mit dem KMU Zentrum und der HTW, die uns betriebswirtschaftlich unterstützen. Auch andere Partner sind im Gespräch.
In welcher Phase steckt Mithras? Was sind die nächsten Schritte?
Auf dem Papier steht Mithras noch in der Seedphase, das heisst, wir arbeiten an der Prototypentwicklung und der Verfeinerung unseres unternehmerischen Vorhabens. Im Vordergrund steht nun die Suche nach finanziellen Mitteln. Wir brauchen Investoren, um mit der Entwicklung des Prototyps fortzufahren. Unser Ziel ist, Anfang 2021 ein marktreifes Produkt vorzustellen zu können.
Weitere Informationen zu Mithras und Kontaktmöglichkeiten von potenziellen Investoren unter: https://mithras.tech
(Bilder: zVg.)