Über das letzte Geschäftsjahr kann die RhB eigentlich nur Gutes berichten. Einer von wenigen Minuspunkten: Die vielen Velos, für die es (noch) keinen Platz gibt.
«Es war ein sehr erfolgreiches Jahr. Unsere Zahlen stimmen», sagte Verwaltungsratspräsident Stefan Engler am Donnerstag vor den Medien im RhB-Hauptsitz in Chur. Die Zahlen, das sind diese: 1,7 Millionen Franken Gewinn und 12 Millionen Fahrgäste, die insgesamt 359 Millionen Kilometer zurücklegten. «70 Prozent davon sind Touristenfahrten, wobei wir auch diejenigen als Touristen sehen, die zum Beispiel am Mittwochnachmittag von Ilanz nach Chur zum Shoppen fahren», sagte RhB-Direktor Renato Faciati.
Mit dem Wachstum im Personenverkehr ist das Spitzenjahr 2010 überschritten worden. Besonders erfolgreich war die Linie von Landquart nach St. Moritz, was auch daran liegt, dass es von Zürich mit etwas über drei Stunden Fahrzeit die kürzeste Verbindung ins Oberengadin darstellt, wie Renato Fasciati ausführte. Ebenfalls zulegen konnte die Strecke von Davos nach Filisur, was vor allem am Einsatz von Nostalgie-Wagen liegen dürfte. Als einzige Strecke verzeichnete die Linie Pontresina-Scuol einen Rückgang von über 6 Prozent. «Um ehrlich zu sein, wissen wir nicht genau, an was das liegen könnte. Wir gehen von Verschiebungen aus», sagte Renato Fasciati.
Enge Türen und Einspurbetrieb
Wenn eins die Stimmung der RhB-Spitze trüben konnte, dann waren das die Verspätungen im letzten Jahr. Als Verspätung gilt alles, was später als 2 Minuten und 59 Sekunden als der Fahrplan sagt an einem Bahnhof einfährt. «2018 war ein spezielles Jahr. Das gute Wetter hat die Nachfrage erhöht», sagte Renato Fasciati. Das bedeutete auch, dass zum Beispiel die Velofahrer viel länger Touren machen konnten. «Wir hatten Züge, die transportierten bis zu 120 Velos und dafür sind wir nicht ausgerüstet.»
Ein weiteres grosses Problem sind die grösstenteils einspurigen Strecken. Es gibt zum Beispiel auf der Bernina-Strecke vier Kreuzungen von Zügen – und damit sind die Extrazüge und Güterzüge noch nicht eingeschlossen – ohne Doppelspur. «Da muss nur ein einziger Zug zu spät sein. Das hat Auswirkungen auf das ganze Streckennetz», sagte Renato Fasciati. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Wagen noch mit engen Türen ausgestattet sind, was den Ein- und Ausstieg ebenfalls verzögert.
Interessanterweise hatten die Verspätungen keine Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit, wie Renato Fasciati ausführte. Umfragen hätten ergeben, dass die Verspätung nicht als solche wahrgenommen werde, weil die RhB jeweils den Anschluss garantiere.
Webcams für alle
Als nächsten Höhepunkt in diesem Jahr steht der RhB der Rollout des Capricorns bevor, der am nächsten Montag in den Stadler Rail Werken in Altenrhein vorgestellt wird. Über Pfingsten will die RhB an das Bahnfest von Pontresina im nächsten Jahr anschliessen und lädt nach Bergün ein. Ebenfalls spannend dürfte – um nur einige der Höhepunkte zu nennen – auch der Tag der offenen Baustelle im August und am 19. November das 20-Jahre-Jubiläum des Vereina-Tunnels werden.
Und als Zückerli für alle Bahnfreaks auf der ganzen Welt hat die RhB 20 ihrer Webcams der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zum Livestream auf der Alp Grüm, dem Landwasserviadukt und anderen Orten geht es hier: rhb.ch/livestream.
(Bilder: GRHeute)