HCD-Rückblick 2/3: Die Gründe für den Davoser Absturz

Erstmals seit dem Wiederaufstieg in die NLA 1993 hat der HC Davos in der vergangenen Saison die Playoffs verpasst, bevor sich der Rekordmeister in den Playouts immerhin den Ligaerhalt sicherte. Wir blicken in einer dreiteiligen Analyse zurück auf die «Seuchensaison 2018/19».

 

Gestern nahm GRHeute die Saison im allgemeinen statistisch unter die Lupe, heute blicken wir auf die einzelnen Phasen des Spiels, den Angriff, die Verteidigung und die Special Teams. Davos manövrierte sich gleich im ersten Qualiviertel in die Bredouille: Der neue kurz vor der Saison von Arno del Curto verpflichtete Goalie-Trumpf Anders Lindbäck stach nicht, die Defensive war so stabil wie ein Kartenhaus und die arrivierten Kräfte im Angriff litten fast durchgehend unter einer frappanten Abschlussschwäche. Dies beraubte den HCD früh aller Playoff-Chancen. Die Übersicht:

Goalies

Die Davoser Goalie-Story ist eine der tragischen Geschichten dieser Saison. Arno del Curtos Last-Second-Verpflichtung des Schweden Anders Lindbäck brachte Unruhe ins Team und war letztlich ein Flop. Spielerisch zeigte Lindbäck mal Licht, mal Schatten, war insgesamt auf jeden Fall kaum stärker als Gilles Senn, der nun sein Glück in Nordamerika versucht. Statistisch lagen beide Goalies mit einer Fangquote von knapp über 90% deutlich unter dem ligaweiten Durchschnitt.   Ob Joren van Pottelberghe nun eine Chance erhält? In Kloten hat der abgeschobene Goalie in der NLB eine gute Saison gezeigt, doch sein Vertrag in Davos läuft Ende Monat aus. Der HCD verpflichtete von Zug Ersatzkeeper Sandro Aeschlimann, der bisher 19 NLA-Spiele bestritten hat. Oder ist der junge Vincent Sauter, der letzte Saison erstmals NLA-Luft schnupperte, eine Option (auch sein Vertrag läuft Ende April aus)? Fazit: Der HCD hat – Stand heute – immer noch eine Baustelle auf der Goalie-Position. Wahrscheinlich kommt der Rekordmeister auch nächste Saison nicht um einen ausländischen Keeper herum.   

Verteidigung 

In der Regular Season hat der HC Davos 167 Gegentore kassiert und ist damit defensives Schlusslicht der Liga (ex-aequo mit Rapperswil-Jona). Die Qualität der erfahrenen Spieler in der Defensive (Felicien Du Bois, Magnus Nygren) war zu Saisonbeginn schlicht nicht gut genug, um die vielen Youngsters im Alleingang zu führen. Harjis Witolinsch adressierte dies nach seinem Amtsantritt umgehend, holte nach dem Spengler Cup den erfahrenen tschechischen Verteidiger Tomas Kundratek und kurze Zeit später seinen lettischen Landsmann Viktors Ignatjevs als Defensiv-Coach. Mit Erfolg: Davos stand in der Verteidigung solider, der Durchschnitt an Gegentreffern sank im Vergleich zu den 25 Spielen, bevor Witolinsch nach Davos kam, von 3.68 auf 3.00 pro Spiel.  

 

 

Angriff

Nicht nur die Verteidigung des HC Davos hatte einen Saisonstart zum Vergessen. Im Angriff beklagten die Bündner Verletzungen auf den Söldner-Positionen, dazu waren die einheimischen Tor-Garanten der letzten Jahre fast geschlossen in einer bemerkenswerten Formkrise. Einzig Neuzugang Inti Pestoni (der mit einem Blitzstart in den ersten acht Spielen 5x traf) und Dino Wieser (der später verletzungsbedingt die zweite Saisonhälfte verpasste) zeigten überdurchschnittliche Leistungen. Die fünf besten Skorer Ende Saison – Andres Ambühl, Perttu Lindgren, Anton Rödin, Enzo Corvi und Marc Wieser) erzielten in den ersten 15 Saisonspielen zusammen gerade mal fünf Tore.  Die Punkteausbeute im neuen Jahr sagt aber auch aus, dass sich die Leistungsträger in Davos im Verlauf der Saison deutlich gesteigert haben. Anton Rödin beispielsweise, 2018 noch verletzungsgeplagt, hatte nach 33 Spielen erst 3-mal getroffen, war am Ende nach 61 Spielen aber mit 17 Toren bester Davoser Torschütze des Winters. Eine ähnliche Bilanz weist Perttu Lindgren auf, der nach seiner schweren Verletzung immer besser in Fahrt gekommen ist und in der entscheidenden Meisterschaftsphase wieder an seine goldenen Zeiten im HCD-Dress erinnerte. Derweil der Finne noch einen Vertrag beim HCD bis 2021 hat, läuft jener von Rödin Ende April aus. Der konstanteste Punktesammler beim HCD war Captain Andres Ambühl, der allerdings auch erst im sechsten Spiel skorte, danach aber immer ein sicherer Wert war und letztlich der Davoser Punktesammler Nummer 1 wurde. Interessant auch die Premierensaison des jungen Österreichers Benjamin Baumgartner, der in der Saison-Schlussphase gross auftrumpfte. Man darf gespannt sein, welchen Schritt der 18-Jährige nächste Saison in gelb-blau machen wird. 

Special Teams

Auch in den Special Teams hat sich der HCD im Verlauf der Saison deutlich gesteigert. Im Boxplay bewegte sich Davos sowohl was die Anzahl der Unterzahl-Situationen wie auch der erhaltenen Tore betrifft im Mittelfeld der Liga. Im Powerplay entwickelten sich die Bündner im Verlauf der Regular Season prozentual zum viertstärksten Team der National League – was aber durch eine andere Statistik gleich wieder relativiert wird: Mit nur 135 Powerplay-Gelegenheiten hatte der HCD mit Abstand am wenigsten Überzahl-Chancen der gesamten Liga. Lausanne, das am zweitwenigsten Gelegenheiten hatte, bekam immerhin 162-Powerplay-Möglichkeiten. Mit fünf Toren in Überzahl waren die Special Teams im Playout-Final gegen Rapperswil-Jona letztlich aber ein Schlüsselfaktor, vor allem im wichtigen ersten Spiel, als der HCD alle Tore zum 3:2-Sieg im Powerplay erzielte. 

 

Im zweiten Teil des Davoser Saisonrückblicks schauen wir morgen auf die Statistiken einzelner Spieler im Kader des HCD, oder: The Good, The Bad, The Ugly.    

 

 

(Bild: Twitter HC Davos)