Mit der Publikation des achten Bandes schliesst das Staatsarchiv Graubünden das langjährige Projekt «Bündner Urkundenbuch» (BUB) erfolgreich ab. Urkunden bilden die wichtigste Gattung von schriftlichen Quellen für die Geschichte des Mittelalters. Für Graubünden liegen sie nun von den frühmittelalterlichen Anfängen bis zum Jahr 1400 vollständig gedruckt vor. Damit verfügt die historische Forschung über neuen Rohstoff, um das Bild des historischen Graubünden und seiner Nachbargebiete genauer zu zeichnen.
Urkunden sind Aufzeichnungen über rechtliche Vorgänge («Verträge»), die bestimmten formalen Kriterien genügen. Im Mittelalter wurden sie fast ausschliesslich auf Pergament geschrieben und mit angehängten Siegeln oder mit den Zeichen von Notaren beglaubigt. Die bevorzugten Sprachen waren in Graubünden lateinisch und ab dem späten 13. Jahrhundert auch deutsch. Insgesamt umfasst das Bündner Urkundenbuch rund 5000 Dokumente, wobei der grösste Teil, rund 4500, aus dem Zeitraum zwischen 1200 und 1400 stammt.
Die Edition der Bündner Urkunden wurde gemäss hohen wissenschaftlichen Standards erarbeitet. Neben der präzisen Transkription der häufig nicht leicht lesbaren Dokumente gehört dazu auch die Identifizierung von Personen und Orten sowie die Verzeichnung von Siegeln und Notarszeichen.
Band VIII: Nicht nur Fehde und Krieg
Der zweiteilige achte Band umfasst insgesamt 782 Urkunden mit Bündner Bezug aus verschiedenen Archiven im In- und Ausland, wobei auch im Zeitraum dieses letzten Bandes, 1386-1400, der Bestand des Bistumsarchivs Chur herausragt.
Zwei starke historische Persönlichkeiten und Gegenspieler treten hervor: Bischof Hartmann von Werdenberg-Sargans und Ulrich Brun von Rhäzüns. Ihre zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen und die daraus folgenden Friedensverhandlungen führten zur Ausstellung zahlreicher Urkunden und sind deshalb im vorliegenden Band bestens dokumentiert. Andere Themen bilden der Ausbau der Septimerstrasse, die Pest in Chur oder die Weide- und Alpnutzung in verschiedenen, teils erstmals genannten Gemeinden.
Neben aufschlussreichen Verzeichnissen und Registern findet man am Schluss des Bandes VIII auch zwei Listen, die den Benutzerinnen und Benutzern eine bandübergreifende Suche der Siegel und der Nachträge ermöglichen. Die Liste der Bündner Siegler kann als eigentliches «who’s who» des mittelalterlichen Graubünden gelesen werden.
(Quelle/Bild: Standeskanzlei GR)