Die 12. Staffel ist abgedreht, das zehnte Jahr fast vorbei: Daniel Bumann, der Restauranttester, geniesst jetzt zusammen mit seiner Frau Ingrid Weihnachten daheim in St. Moritz – und seinen 60. Geburtstag.
Es ist ein windiger Nachmittag in St. Moritz. Gäste kommen und gehen im Stundentakt der Züge, die im Bahnhof ein- und ausfahren. Chauffeure in Uniform holen sie ab, bringen sie hin. Tragen ihnen das Gepäck aufs Gleis. Die Züge wirbeln den Schnee auf den Dächern auf; wie ein letzter Gruss winkt er den Gästen zum Abschied vom Top of the World hinterher.
Mittendrin stehen Daniel Bumann und seine Frau Ingrid. Seine Haare haben sich den Wetterverhältnissen angepasst. «Wir haben gerade die zwölfte Staffel abgedreht. Ich konnte das erste Mal wieder so richtig schlafen», sagt er und man wünscht sich, einen anderen Termin ausgewählt zu haben. Anders als im Fernsehen trägt er auch keins seiner kultigen farbigen Poloshirts. Was im winterlichen Engadin auch kaum möglich wäre.
Vor ein paar Tagen hat er seinen 60. Geburtstag gefeiert. «Das erste Mal seit über 45 Jahren nicht bei einer Pizza nachts um 1 Uhr, sondern richtig, in einem feinen Restaurant mit der ganzen Familie.» Er hat sie alle auf die Lenzerheide eingeladen, damit die Walliser nicht noch einen weiteren Pass überqueren mussten. «Es ist einfach ein Seich, wenn man so kurz vor Weihnachten Geburtstag hat. Meine Mutter nannte das jeweils die Bumann’schen-Festspiele. Und vom Götti gab es als Kind als Geschenk zum Geburtstag das Pijama-Oberteil und zu Weihnachten die Hose dazu», sagt Daniel Bumann.
Das Ehepaar Bumann ist seit 39 Jahren zusammen, 27 Jahre als selbstständige Gastronomen, 22 davon haben sie in La Punt in der Chesa Pirani verbracht. Dass sie entschieden haben, den Pachtvertrag zu kündigen und sich nur noch auf das TV-Engagement zu konzentrieren bereuen beide nicht. Seither gibt es zur Freude von allen Fans der Sendung «Bumann, der Restauranttester», auf dem Privatsender «3+» zwei Staffeln im Jahr – im Frühling und im Herbst.
Ein neuer Käufer für das Hotel Reich
Eine der letzten Folgen führte Daniel Bumann die Albula-Strecke hinab nach Summaprada ins Hotel Reich. Die Besitzer wollen das Hotel verkaufen; ihre ganze Altersvorsorge steckt da drin, doch bisher wurde kein Käufer gefunden. Solche Schicksale gehen den Bumanns nahe. «Wir helfen gerne, wenn wir können.» Die Folge wird im nächsten Frühling im Fernsehen gezeigt.
92 Restaurants in der ganzen Schweiz hat Daniel Bumann in den letzten 10 Jahren in der ganzen Schweiz besucht. «Es gibt immer Kettenreaktionen. Wenn es jemand gewagt hat, in der Sendung mitzumachen und seine Probleme öffentlich zu machen, dann haben wir für die nächste Staffel ganz viele Bewerbungen aus eben dieser Region», sagt Daniel Bumann. Für seine Sendungen sucht er, wie er sagt, die Abwechslung: «Wir wollen in sechs Sendungen nicht sechs gleiche Probleme zeigen.» So wird es in der nächsten Staffel nicht nur die Nachfolge zu sehen geben, sondern auch ein Koch-Casting, weil ein Restaurantbesitzer im Appenzell zum selben Zeitpunkt nicht nur den Küchenchef, sondern auch den Sous-Chef gehen lassen musste.
Wieviel davon, das er den Wirten in den Sendungen rät, sagt er zu seinem jungen Daniel-Bumann-Ich? «Eigentlich nichts. Wir hatten diese Probleme nicht. Wir haben zum Beispiel saisonale Produkte immer respektiert und Trends nicht bedingungslos mitgemacht.» Bei vielen Köchen gehe die Persönlichkeit verloren. «In London haben viele Köche jetzt ihre eigenen Gärten auf dem Dach und verkaufen das als regional. Jetzt muss man sich einmal überlegen, wie gross so ein Garten sein muss, damit alle Gäste wirklich regionale Produkte auf den Teller bekommen. Das ist einfach nur ein guter Marketingtrick», sagt Daniel Bumann, der seinen Wacholder noch selbst in den Engadiner Wäldern gesucht hat. «Ich weiss, wieviel es davon braucht, um auch nur für einen Abend genug für alle zu haben.»
Die Zutaten für das Weihnachtsessen sind schon bereit
Man kann sich diesen an diesem Nachmittag verstrubelten Daniel Bumann gut vorstellen, wie er im Wald Beeren sammelt – weit weg von TV-Kameras und Hochglanz-Illustrierten. Seine sonst bestimmte Stimme ist weich; seine Frau Ingrid und er präsentieren sich als eingespieltes Team, man möchte von der Harmonie ein Stück abschneiden wie von einem Kuchen.
Und während die Bumanns in einer Cafèbar tatsächlich ein Stück Kuchen essen, fahren im Bahnhof die Züge ein und aus. Zwei Stunden später müssen die Abreisenden in Chur die Koffer, die ihnen vorher ein livrierter Chauffeur in den Zug trug, selbst in den Intercity tragen. Nicht alle haben vorher gewusst, wie schwer das ist.
Für die Bumanns ist erst einmal Pause: Die besten Produkte und Zutaten für das Weihnachtsessen in der Familie sind schon gekauft – bei den gleichen Lieferanten wie in den letzten 23 Jahren.
(Bild: zVg, GRHeute)