Ein Beitrag in der HTW-Blog-Reihe.
Seit der Gründung 1949 durch den Börsenverein des deutschen Buchhandels, entwickelte sich die einst überschaubare Veranstaltung zu der ersten internationalen Buchmesse weltweit und ist heute die grösste Buchmesse Europas. Sie findet jeweils Mitte Oktober, von Mittwoch bis Sonntag statt. In den ersten drei Tagen ist der Zutritt nur Fachbesuchern gestattet, Privatpersonen können das Messegelände am Wochenende besuchen. Die Messe Frankfurt gehört mit ihren 600’000 qm zum drittgrössten Messegelände der Welt und ist der zentrale Veranstaltungsort der Buchmesse, welche dieses Jahr über 7300 Aussteller und rund 300’000 Besucher zählte. Ausserhalb des Geländes finden zahlreiche Satellit Veranstaltungen in Frankfurt statt. Verlage aus der ganzen Welt stellen ihre Produkte aus, dieses Jahr zählte die Frankfurter Buchmesse Aussteller aus 106 Nationen.
«Die Buchmesse dient als Fachmesse in erster Linie Verlegern, Literaturagenten, Buchhändlern, Bibliothekaren, Wissenschaftlern, Illustratoren, Dienstleistern, Filmproduzenten, Übersetzern, Druckern, Verbänden, Künstlern, Autoren, Antiquaren, aber auch Software- und Multimedia-Anbietern zur Vorstellung ihres Angebots und dem Abschluss von Geschäften. Dieses sogenannte B2B-Geschäft zwischen Unternehmen steht im Mittelpunkt der Messe» (Quelle Wikipedia)
In der Ausbildung zur Fachperson Information und Dokumentation ist es allen Lernenden gestattet, einmal während der Ausbildung die Buchmesse in Frankfurt zu besuchen. Das 2. und 3. Ausbildungsjahr reisen gemeinsam mit einigen Berufsbildnern und/oder Lehrpersonen für 3 Tage nach Frankfurt. Dieser Ausflug findet alle 2 Jahre statt und erfreut sich grosser Beliebtheit unter den Lernenden.
Die Buchmesse in Zahlen
Das Messegelände umfasst 600’000 qm und ist somit das drittgrösste Messegelände der Welt, die Buchmesse 2018 zählte:
- 7300 Aussteller
- 300’000 Gäste
- Aussteller aus 106 Nationen
Alles, auch vegane Bücher
Die Buchmesse Frankfurt bietet viel mehr als nur Bücher. Thematische Gruppen bilden die Schwerpunkte von internationalen Verlagen zu regionalen Verlagen. Von Sachbüchern über Belletristik zu Kinder und Jugendliteratur oder Papeterie. Ob Bildbände und Fotografie, ob elektronische, analoge Medien oder digitale Medien, Hörbücher, Badewannenbücher und Olivenöl aus Italien. An der Buchmesse findet sich alles, was das Herz begehrt oder die Augen verdrehen lässt.
Nicht nur verschiedene Medienarten, sondern auch Menschen verschiedener Berufsgattungen treffen sich auf der Buchmesse, vom Kinderbuchillustrator bis zum Fachreferenten, sind hier alle vertreten. Journalisten, Autoren, Superhelden, Otto Waalkes und viele, viele andere.
Die Buchmesse ist wie ein grosser Rummelplatz für Bibliophile. Sogar der Non-Book Award wird hier verliehen, den 3. Platz belegen dieses Jahr die veganen Notizbücher von Matabooks, deren Postkarten mir am besten gefallen haben. Aus diesen wundersam bedruckten Karten spriesen tatsächlich Blumensamen.
Von Gurkengläsern und Leseexemplaren
Den einzigen Ratschlag, den ich vor dem Besuch der Frankfurter Buchmesse erhalten habe, kam von einem meiner Lehrer (um genau zu sein meinem Lieblingslehrer). Er sagte zur Klasse: «Ihr müsst nur etwas selbstbewusst auftreten und erzählen, dass ihr im Buchhandel tätig seid, dann werdet ihr überhäuft mit sogenannten Leseexemplaren». Wer diesen Rat beherzigt hat entwickelte plötzlich immense Muskelkraft. Meine Mitschülerinnen und Mitschüler trugen jeden Tag Taschen voller Bücher herum, bis sie diese am Abend im Hostel in ihre halb-vollen Koffer packen konnten. Zuvor sind sie den Tag über auf dem riesigen Messegelände umhergewandert um bei jedem Aussteller ihre Bücherlast zu erschweren.
Da ich persönlich bereits mein Gurkenglas nur unter grösster Anstrengung öffnen kann, habe ich darauf verzichtet, auf Jagd nach Leseexemplaren zu gehen und mich stattdessen in Kunstbänden, Fotografien, Comics und allerlei spannende und aussergewöhnliche Produkte vertieft. Jedem das Seine.
Gin to Go
Alles kannst du dir nicht ansehen, dafür ist das Angebot zu gross und wenn du irgendwann dehydrierst, orientierungslos und überfordert bist hilft nur eins; der Gin to Go-Stand in Halle 3. Zuerst frage ich mich, was Gin mit Büchern zu tun hat, doch diese Frage verbanne ich schnell wieder aus meinem Kopf. Dieser Aussteller bietet ein Gin-Abonnement, es beinhaltet ein monatliches Paket mit drei oder sechs verschiedenen Sorten zu 100 ml aus aller Welt und zu jeder Sorte kommt ein hübscher Steckbrief hinzu. Für einen kurzen Augenblick sind die Menschenmassen vergessen und die Reizüberflutung unterdrückt.
Ein Tag an der Buchmesse Frankfurt verlangt vor allem nach einem; Planung. Denn wer durchhalten möchte und profitieren will, braucht ein Ziel und eine Strategie, ansonsten wirst du nach dem 1.Messetag begreifen, dass du dich nur auf einer Etage von drei und nur in einer Halle von insgesamt sechs Hallen umgesehen und verirrt hast. Bei 7000 Ausstellern ist es eben nicht leicht, den Überblick zu behalten, deshalb habe ich hier meine wichtigsten Tipps zusammengestellt:
- Lade dir die Offizielle App der Frankfurter Buchmesse herunter und verschaffe dir somit einen Überblick über das Messegelände und deinen Standort ohne ständig nach Broschüren zu kramen und Karten zu analysieren. Falls du doch mal deine Begleitung verlierst, vereinbart einen Treffpunkt zum Mittagessen oder sorg dafür, dass du telefonieren kannst ohne dass dein Budget explodiert.
- Erstelle einen Marschplan, eine Route oder eine Liste mit den Highlights die du nicht verpassen möchtest. Bei einem so umfangreichen Angebot ist es überhaupt eine Herausforderung sich über das Programm zu informieren, am besten du informierst dich im Voraus über Thema und Aussteller nach Hallen. Dich interessieren Bildbände? Dann hast du nichts verloren bei den Rechtswissenschaften und der Medizin, warum solltest du also deine Zeit damit verschwenden. Halte dich an deine Route und wenn du doch etwas siehst, dass du nicht missen möchtest, dann setzt dir eine Markierung oder notier die Position des Aussteller Bsp. Halle 3, erste Etage Gang D, Nr. 119 und am Ende des Tages machst du dir eine neue Route für Tag 2.
- Du bist ein Fachbesucher? Dann hol dir unbedingt das Couponheft des Veranstalters, dem deutschen Börsenverein. Du erhältst zahlreiche Rabatte, tolle Geschenke und kannst bei unzähligen Gewinnspielen mitmachen. (Ich habe ein Ticket zur Leipziger Buchmesse gewonnen und meine Begleitung einen E-Book Reader) Ganz nach dem Motto «zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen» kannst du deine Coupons abarbeiten bzw. eintauschen bei den jeweiligen Ständen dazu solltest du dir unbedingt eine Route erstellen und einen Stempel machen lassen mit deinen Personalien, denn der Preis dieser Coupons ist deine Anschrift. Auf diese Weise können die Aussteller auf sich aufmerksam machen und ihren Kundenpool erweitern oder Geschäftsbeziehungen knüpfen. Falls deine Hand also nicht aus Stahl ist, solltest du dir einen Stempel holen oder zumindest genügend Visitenkarten um die Coupons einzutauschen,
- Vergiss deine Manieren nicht. Gib deinen Koffer an der Garderobe ab, damit du niemandem über die Füsse rollst und achte auf deine Mitmenschen. In der Cosplay-Area wirst du auf etwas «umständlichere» Kostüme treffen. Auch bummeln solltest du am richtigen Ort, wenn du dich plötzlich unter «Business» Männern und Frauen in Schale findest, keine Bücher siehst, sondern nur Verträge und Laptops, bist du vermutlich nicht am richtigen Ort, vielleicht ist die Non-Book Abteilung das richtige für dich oder THE ARTs wo du die neusten Technologien und kreative Ideen bestaunen und ausprobieren kannst.
- Bevor es losgeht, denk daran deinen Koffer nur zur Hälfte zu packen um noch genügen Platz für die vielen Leseexemplare zu haben. Zieh bequeme Schuhe an, leg Pausen ein und trink genügen.
- Zu guter Letzt: Erweitere deinen Horizont, lerne Leute kennen und hab Spass!