Mit grosser Freude und Genugtuung durften die Churer Sportvereine und all diejenigen, denen die Churer Sportszene nicht egal ist, am vergangenen Wochenende zur Kenntnis nehmen, dass eine überwältigende Mehrheit der Stimmberechtigten der Bündner Metropole dem längst überfälligen Ausbau der Sportanlagen auf der Oberen Au zugestimmt hat. Einige führende Vereinsexponenten äusserten in der Folge schon fast euphorisch die Meinung, dass damit optimale Voraussetzungen geschaffen seien für eine positive Entwicklung des Churer Sports.
Allerdings wurden einige Sportarten wie Fussball und Eishockey stark bevorzugt, während andere vorderhand hintanstehen oder ganz verzichten müssen. Unihockey beispielsweise muss sich noch fünf Jahre in Geduld üben, bis es die neu zu bauende Sporthalle auf dem derzeitigen Sportplatz an der Ringstrasse benützen kann. Die Reiter müssen ihre Halle bis in fünf Jahren geräumt und einen anderen Standort bezogen haben. Und die Leichtathletik, der in einem früheren Projekt zumindest ein Sprintkorridor versprochen worden war, wird in der Kantonshauptstadt aus Platzgründen auch in Zukunft keine wettkampftaugliche Anlage erhalten. Die auch immer wieder national mit Erfolgen aufwartenden Leichtathletinnen und Leichtathleten sind somit gezwungen, auswärts ihrer Sportart nachzugehen und müssen sich damit trösten, dass es auf dem Rossboden auch keinen Golfplatz, sondern nur einen Waffenplatz gibt.
Die Infrastruktur allein bringt es nicht
Es hat aber in der Vergangenheit nicht nur an der suboptimalen oder ganz fehlenden Infrastruktur gefehlt, dass der leistungsorientierte Churer Sport gerade im Fussball und im Eishockey derzeit in einer Baisse steckt. Dies verdeutlicht das Abschneiden der beiden Fanionteams von Chur97 und des EHC Chur, die in letzter Zeit nicht gerade mit positiven Schlagzeilen aufgefallen sind und auch weit hinter den eigenen Ansprüchen herhinken. Natürlich ist man im Amateurbereich tätig, aber es ist trotzdem viel Geld im Spiel.
Vielleicht sollte man auch bei uns einmal vielleicht unangenehme, dafür aber kompetente Leute in die Vereinsführungen aufnehmen und nicht nur Kopfnicker oder Selbstdarsteller. Es muss ja nicht professionell, darf aber auch nicht dilettantisch sein. Mit Halbheiten kommt man heutzutage auch auf bescheidenem Niveau nicht mehr weit. Deshalb müssen nun unbedingt auch die strukturellen Probleme in den Verbänden und den Vereinen bereinigt werden, wobei es auch an der Zeit wäre, miteinander und nicht gegeneinander zu arbeiten.
Nun zu glauben, dass mit einer besseren Infrastruktur dann von selbst alles besser wird, ist nicht nur naiv, sondern entbehrt auch jeder Selbstreflexion. Das überwältigende Abstimmungsergebnis stellt für den Churer Sport in Zukunft nicht nur eine riesige Herausforderung dar, sondern ist auch eine grosse Chance, nicht nur den Nachwuchs optimal zu fördern, sondern auch uneingeschränkt den Breitensport zu ermöglichen und nicht zuletzt im Leistungssport endlich wieder einmal einen Schritt vorwärts zu machen.
(Bild: zVg.)