Leserbrief zum Artikel von Gaudenz Bavier «Schulreformen auf dem Prüfstand» vom 25. Oktober
«Einig gehe ich mit Gaudenz Bavier, wenn er wie Prof. Inger Enkvist, die am 22. Oktober in Chur referierte, die übertriebene Integration der lernschwachen Schüler kritisiert. Leider unterschlägt er, dass die schwedische Professorin mit eindrücklichen Beispielen vor allem die verheerenden Konsequenzen der Schulreformen schilderte. Es waren in Schweden ganz ähnliche Schulreformen, die nun mit der Einführung des Lehrplans 21 auch im Kanton Graubünden zementiert werden. Junge Erwachsene sind in ihrem Land nicht mehr in der Lage, den heutigen Ansprüchen der Berufswelt zu genügen und die Schulleistungen verschlechterten sich laut den Pisa-Vergleichsstudien markant. Und bei uns sollen nun mit genau diesen Reformen die Jugendlichen für die modernen Anforderungen gerüstet sein? Das wage ich zu bezweifeln, konnten doch sogar im kürzlich erschienenen Bildungsbericht der Schweiz keine positiven Resultate der Reformen der letzten 20 Jahre nachgewiesen werden.
Übrigens werden Grossräte auch bei einer Annahme der Initiative nicht Detailfragen von Lehrplänen erarbeiten müssen, es geht einzig darum, dass sie die von der Regierung geplanten Verordnungen in Bildungsfragen prüfen, und dann annehmen oder ablehnen könnten.
Mit Frau Enkvist bin ich überzeugt, dass es einen Weg gibt, wie man die Situation im Bildungswesen wirklich verbessern kann: «Lehrpersonen sollen wieder für die Wissensvermittlung verantwortlich sein, über fundierte Kenntnisse in ihrem Fach verfügen und es muss definiert werden, was in welcher Klasse gelernt wird.» Genau das verlangt die Initiative für mehr Mitsprache. Darum empfiehlt es sich sehr, diese Doppelinitiative anzunehmen.»
Elisabeth Calcagnini, Erstunterzeichnerin