Am Samstag startet der EHC Chur nach viereinhalb Monate dauernder Vorbereitungsphase mit unzähligen schweisstreibenden Trainings auf und neben dem Eis in die zweite Saison in der MySports League, der dritthöchsten Spielklasse der Schweiz. Dabei trifft der Stadtclub zum Auftakt um 17:15 Uhr auf der Kunsteisbahn Im Chreis auf niemand Geringeren als den EHC Dübendorf, den letztjährigen Meister der MySports League, der ein erster Gradmesser sein dürfte. GRHeute ist der Frage nachgegangen, welche sportlichen Ziele sich die Churer stecken und wie ihre Chancen stehen, diese zu erreichen.
Sicher ist, dass der EHC Chur, der im Vorjahr nach einer enttäuschend verlaufenen Saison nur den Absteiger HC Université Neuchâtel hinter sich lassen konnte, mit seiner weitgehend neuformierten und gleichzeitig stark verjüngten Mannschaft vor einer zwar nicht unlösbaren, aber zweifellos sehr schwierigen Aufgabe steht, zumal mit dem HC Sierre ein ambitionierter Club aufgestiegen ist, der sich wohl höhere Ziele setzt, als einfach in der MySports League mitzuspielen oder Kanonenfutter zu sein.
Starke und ambitionierte Gegner
Die weiteren zehn Gegner der Steinböcke sind der HC Valais-Chablais, hervorgegangen aus dem HC Sion-Nendaz, der seine Heimspiele neuerdings in Martigny austrägt, der HC Star Forward, der HC Düdingen, der EHC Wiki-Münsingen, Hockey Huttwil, das als ehemaliger EHC Brandis jetzt in Huttwil spielt, der EHC Thun, der EHC Basel, der EHC Dübendorf, der EHC Bülach und der EHC Seewen.
Nebst dem HC Sierre hegen auch noch andere Clubs Ambitionen auf den diesjährigen Meistertitel in der MySports League und auf den Aufstieg in die Swiss League bzw. die Nationalliga B. Nimmt man deren Transferaktivitäten etwas genauer unter die Lupe, kann man unschwer erkennen, dass dass die meisten Gegner des EHC Chur mächtig aufgerüstet haben, um den deutlich gestiegenen Anforderungen der dritthöchsten Spielklasse gerecht zu werden. Wie sieht aber die Transferbilanz beim Stadtclub aus?
Welches sind die Stärken und Schwächen der Churer?
Was den Torhüterposten anbelangt, ist der EHC Chur mit Leon-Vincent Sarkis, Dario Caduff, dem nach einer Verletzung immer noch rekonvaleszenten Roman Bearth und Vanessa Bolinger sicher gut aufgestellt, wobei auch die Zuteilung der Nummer 1 eigentlich kein Problem darstellen sollte.
In der Verteidigung wurde das aus Andreas John, Patric Schwab, Claudio Engler, Lars Arpagaus, Dennis Urech und Ron Fischer bestehende Kader durch Noah Isler, Sebastian Roussette, Patrick Hogel und Markus Weidacher ergänzt. Diese Nachwuchsspieler bringen zwar frischen Wind in die Bude. Ob sie aber die verletzungsbedingten Ausfälle der zwei Routiniers Claudio Engler und Lars Arpagaus wettmachen können, ist eine andere Frage. Zudem wird den Churern in Dübendorf und in Sierre mit dem beruflich im Ausland weilenden Patric Schwab eine Galionsfigur fehlen. Deshalb sind in diesem Mannschaftsteil zumindest gegenwärtig nicht unberechtigte Zweifel angebracht.
Auch im Sturm wurden die Abgänge von Luca Bossi, Pierino Bigliel, Alessio Pozzorini und Pascal Gemperli vor allem durch talentierte Nachwuchsspieler wettgemacht. Yannick Bucher kehrte erst kürzlich nach langer Verletzungspause wieder ins Mannschaftstraining zurück, wobei ihm derzeit allerdings noch die Spielpraxis fehlt, während der rekonvaleszente Dario Horber und der verletzte Neuzugang Cyrill Bischofberger den Saisonstart verpassen werden. Zu den schon im Vorjahr bei den Hauptstädtern spielenden Lukas Sieber, Luca Infanger, Curdin Lampert, Simon Scherrer und dem momentan im Militärdienst weilenden Dennis Ehinger stiessen Patrick Zahner, Cedric Sieber, Siro Rutzer, Toni Szabo, Alexander Tkachenko sowie aus dem eigenen Nachwuchs Jan Monstein, Sandro Rossi und Denis Vrabec, die mit einer B-Lizenz versehen allenfalls auch bei benachbarten Erstligaclubs eingesetzt werden können.
Sind die Playoffs realisierbar?
Die Blutauffrischung hat der Offensive und der Defensive des EHC Chur gut getan, auch wenn es
in den Testspielen zumeist nur bei positiven Ansätzen blieb. Individuelle und kollektive Aussetzer hatten wiederholt unnötige Gegentore zur Folge. Oftmals fehlte es auch an der Genauigkeit des letzten Passes oder an der Kaltblütigkeit im Abschluss, was aber nicht nur mit den vielen neuen Spielern, sondern auch mit mangelndem Selbstvertrauen zu tun hat. Und dieses müssen sich die Schützlinge von Head-Coach Konstantin Kurashev bereits im Training hart erarbeiten. Auffallend waren auch die Defizite im Körpereinsatz, denn gerade in diesem Bereich scheint sich das harte Sommertraining noch nicht ausbezahlt zu haben. Am Willen lag es bisher nicht, vielmehr an der nötigen Konsequenz.
Insgesamt ist in dieser Mannschaft viel Steigerungspotenzial vorhanden, das aber möglichst bald abgerufen werden sollte, wenn man nicht schon in der Startphase der Meisterschaft in Rücklage geraten will. Wichtig ist auch, dass die Spieler die Vorgaben ihres Trainers, der sich den Umgang mit jungen Spielern gewohnt ist, umsetzen können und dass weder der Staff und die Spieler noch die Verantwortlichen oder die Öffentlichkeit die Geduld verlieren oder in Panik verfallen, wenn der Saisonauftakt mit den happigen Auswärtsspielen gegen den EHC Dübendorf, den HC Sierre und den EHC Thun resultatmässig in die Hosen gehen sollte. Denn diese neuformierte Mannschaft des EHC Chur verdient Kredit und Unterstützung und zwar von allen Seiten. Zudem ist es bekanntlich immer einfacher, als Aussenseiter an eine solch schwierige Aufgabe heranzugehen, als wenn man als Favorit eigentlich nur verlieren kann!
(Bild: Jürg Kurath)