362 Zuschauer warteten am Dienstagabend in der Eishalle Grüsch gespannt auf das Derby zwischen dem 1. Ligisten HC Prättigau-Herrschaft und dem EHC Chur, der in der MySports League spielt. Sie bekamen dabei das gesamte Programm, das heisst 60 Minuten reguläre Spielzeit, anschliessend 5 Minuten Verlängerung mit 3 gegen 3 Feldspielern und dann noch das Penaltyschiessen mit je 5 Schützen zu sehen, bis die Vorderprättigauer schliesslich als doch etwas überraschende Sieger feststanden.
Im ersten Drittel übernahm zuerst der Stadtclub das Spieldiktat, ohne aber zwingende Torchancen herauszuspielen. Vielmehr waren es die Einheimischen, die nach 20 Spielminuten mit 2:0-Toren in Führung lagen. Kai Kessler auf Zuspiel von Silvio Mazza und Roman Peterhans in der 18. Minute sowie Silvio Mazza auf Pass von Simon Mullis 10 Sekunden vor der ersten Sirene sorgten für die ersten zwei Treffer in einem Spiel, das zwar ein erstaunlich hohes Tempo aufwies, aber von vielen Ungenauigkeiten geprägt war.
Die Gardinenpredigt schien genützt zu haben
Die Spieler von Cheftrainer Valentin Kurashev schienen sich aber in der Kabine für den weiteren Spielverlauf etwas vorgenommen zu haben, denn bereits in der 22. Minute erzielte Denis Vrabec den Anschlusstreffer. Kurz darauf erhielt der Churer Lukas Sieber wegen Haltens eine 2 Minuten Strafe, was aber keine Resultatänderung zur Folge hatte. Aber auch die Gäste konnten kurze Zeit später nicht von einem Ausschluss von Björn Depeder wegen Beinstellens profitieren, obwohl ihr Powerplay druckvoll, aber zu ungenau war.
In der 29. Minute nützte Luca Infanger nach Pass von Dennis Urech einen Fehler von Jamal Kotry, dem gegnerischen Torhüter, zum 2:2-Ausgleich aus. In der 36. Minute schien die Verteidigung des Stadtclubs Kai Kessler völlig vergessen zu haben, denn dieser bekundete allein vor dem Gehäuse im Nachschuss keine Mühe, die Einheimischen auf Pass von Roman Peterhans wieder in Führung zu bringen. Kurz vor der zweiten Pause musste dann Simon Mullis wegen Haltens für 2 Minuten in die Kühlbox. Die Gäste zogen nun ein druckvolles Überzahlspiel auf, sündigten aber einmal mehr im Abschluss, sodass es auch nach 40 Spielminuten 3:2 für den HC Prättigau-Herrschaft hiess.
Ein Krimi zum Abschluss
Im letzten Drittel verflachte die Partie zusehends und gelungene Aktionen waren jetzt kaum mehr zu sehen. Der EHC Chur, der 4 Minuten in Überzahl ungenutzt hatte verstreichen lassen, drückte zwar auf den Ausgleich, wirkte aber weitgehend konzeptlos. Einzig Sebastian Roussette konnte in der 50. Minute nach Zuspiel von Jan Monstein und Sandro Rossi den gegnerischen Torhüter zum 3:3-Ausgleich überwinden. Da nun beide Teams ihre Chancen zum Siegestreffer teilweise kläglich vergaben, sollte eigentlich die 5-minütige Verlängerung die Entscheidung bringen.
Mit drei gegen drei Feldspieler gab es logischerweise viel Platz auf dem Spielfeld, sodass sich die Torchancen beidseits häuften. Als dann aber in der 62. Minute der Gästeverteidiger Patrick Hogel für ein kaum erkennbares Vergehen bestraft und für 2 Minuten auf die Strafbank geschickt wurde, hatten die Vorderprättigauer die einzigartige Gelegenheit, das Spiel im Powerplay endgültig in die richtigen Bahnen zu lenken, verpassten den Torerfolg aber mehrmals nur ganz knapp. In der Folge hatten dann bei zahlenmässigem Gleichstand auch die Churer noch Chancen, um die Begegnung in extremis für sich zu entscheiden. 12 Sekunden vor Schluss rettete aber Jamal Kotry nochmals mirakulös und verhalf so seiner Mannschaft zum Penaltyschiessen. In diesem war es schliesslich Silvio Mazza, der den entscheidenden Penalty versenkte, sodass das bis zuletzt hartumkämpfte Spiel mit einem 4:3-Sieg nach Penaltyschiessen für den HC Prättigau-Herrschaft endete.
Der Erfolg der Einheimischen war zwar etwas glücklich, aber sicher nicht unverdient, weil sie in ihrem ersten Testspiel der Saison zweifellos näher an ihre Leistungsgrenzen herankamen als die Hauptstädter. Diese blieben trotz einiger gewichtiger Absenzen in verschiedener Hinsicht einiges schuldig und werden sich bis zum Start der Meisterschaft Mitte September noch deutlich steigern müssen, um in der MySports League einigermassen konkurrenzfähig zu sein. Es wartet also noch viel Arbeit auf die Mannschaft von Valentin Kurashev und dessen Assistenzcoach Björn Gerhard, die am übernächsten Samstag um 20 Uhr im Thomas Domenig Stadion mit dem EHC Arosa auf einen weiteren Kantonsrivalen treffen wird.