Bereits zum 9ten Mal fanden die CSSconfEU und die JSconfEU am ersten Juni-Wochenende in Berlin statt. Mitarbeitende von Google, Microsoft, Facebook, Mozilla, Zalando, ebay und anderen namhaften Grössen haben sich die Zeit genommen um drei Tage der Community Rede und Antwort zu stehen oder hielten gar einen von über 60 Talks. Marc-Alexander Iten vom IPI hat die Konferenz für uns besucht.
Text und Bilder: Marc-Alexander Iten
Die Reise nach Berlin war kurz und unkompliziert. Der Wetterumschwung machte da schon mehr zu schaffen. Bei über 35°C wurden in der alten Fabrikhalle nicht nur technische Themen behandelt, sondern auch soziokulturelle und unternehmenspolitische Fragestellungen aufgegriffen und diskutiert. So wurde die CSSconfEU mit einem Vortrag von Trent Willis (Senior UI Engineer @ Netflix) über Teamgeist, -arbeit und -dynamik gestartet ( YouTube ). Psychologische Sicherheit, hohe Arbeitsbelastung und nicht wertende Feedbackkultur waren zentrale Themen in seinen Ausführungen. Zu meiner Überraschung (und der vieler Anderer) haben scheinbar nur 3 von 10 Mitarbeitenden das Gefühl, dass ihre Meinung im Team oder Unternehmen zählt.
Zur Problemlösung rät er, mindestens fünf Mal nachzufragen um den wahren Grund des Problems zu eruieren und nicht nur ein Symptom zu bekämpfen. Eine Technik, die ich auch probieren werde.
In der Community Lounge (Sidetracks während den grossen Pausen) hat Debs Durojaiye das AfroTechFest in London beworben. Ein zweitägiger Kongress von und für farbige Personen aus dem Afrikanischen und Karibischen Raum. Es ist ein Anlass zur Sensibilisierung der Diversität und Inklusion. Insbesondere derer, die oft ausgeschlossen werden. Natürlich ist der Anlass für Personen aller Ethnien und kulturellen Hintergründen offen ( AfroTech Fest FAQ ). Ich habe mich danach noch mit einer Gruppe Anwesender unterhalten. Wir haben uns die Frage gestellt, wieso es überhaupt eine eigene Technik-Konferenz für Angehörige einer Ethnie braucht. Anscheinend ist das aber ein grosses Bedürfnis. An der Konferenz wird sogar Sicherheitspersonal aufgeboten, das Teilnehmende bis zum Hotel begleitet.
Gefachsimpelt wurde natürlich auch. Das Team rund um das StartUp neonious GmbH hat ihr Produkt, den neonious one, präsentiert und jedem Teilnehmer einen mitgegeben. Der neonious one ist ein neues Microcontroller Board, welches mittels JavaScript programmiert werden kann. Für alle, die zwar programmieren können, aber mit Hardware nicht viel anfangen können, ist dies der perfekte Einstieg in die Welt des Internet of Things. Es ist keine Installation nötig. Man kann den neonious direkt im Netzwerk über den eignen Browser ansprechen und Code ausführen lassen. Wie viele andere habe ich es noch vor Ort ausprobiert und war begeistert von der Einfachheit. Wer will, kann gerne bei mir im Büro vorbeikommen und ihn testen.
Ich habe zwar keine repräsentative Umfrage gestartet, aber ich habe von keinem neonious one gehört, der wegen Überhitzung, beziehungsweise der hohen Temperaturen, die an der Konferenz herrschen, nicht mehr funktioniert hätte, was ich durchaus als Qualitätsmerkmal gelten lassen kann.
Einen sehr interessanten Vortrag hat Georgios Kaleadis gehalten. Georgios verbringt seit einigen Jahren ehrenamtlich etliche Stunden in Schulklassen um Kindern im Altern von 5 bis 9 Jahren den Zugang zu Technik und Informatik näher zu bringen. Mit einfachsten Mitteln weckt er in den Kindern das Interesse am Entdecken und Lenken von Maschinen und Programmcode. Als kleines Beispiel brachte er eine handelsübliche Karotte mit, welche schrie, wenn ein Stück von ihr abgeschnitten wurde. Mit Hilfe eines MakeyMakey und Scratch wurde die Karotte, wie auch das Messer verkabelt und erhielt einen Soundeffekt. Sobald sich die beiden Gegenstände berührten, wurde aufgrund des geschlossenen Stromkreises der Soundeffekt abgespielt. (Hier ein Beispiel von OJ Playz: YouTube). Das hat mich an Diskussionen in unserem Team erinnert. Wir sind ebenfalls der Meinung, dass man Kinder bereits früher an technischen Themen heranführen sollte. Ich habe gleich die Kontaktdaten mit Georgios ausgetauscht und hoffe durch ihn ein paar Ideen zu erhalten um eventuell selber mit Kindern die Robotik entdecken zu können. Nur eben im kühlen Schulzimmer und nicht in einer backofenartigen Fabrikhalle.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es ein durchwegs gelungener Anlass war. Das rein vegetarische Essen war so abwechslungsreich, wie die spannenden Talks rund um das Thema Front-End. Viele interessante Verbindungen haben sich ergeben und ich hoffe, es entsteht mit dem einen oder anderen Vortragenden eine weitere Zusammenarbeit. Aufgrund der Temperaturverhältnisse in der Halle war ich zwar gezwungen mir ein paar kurze Hosen zu kaufen und dadurch zwei Talks zu verpassen, aber glücklicherweise sind fast alle Talks online abrufbar ( YouTube ).
MARC-ALEXANDER ITEN
Marc-Alexander Iten ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Photonics und ICT (IPI) und als Front-End-Entwickler Ansprechpartner für Fragen im Bereich HTML, CSS und JavaScript. Seit der Konferenz trifft man ihn oft in kurzen Hosen an.