Geoff Buffum: «Wir müssen auf den Punkt ‹ready to go› sein»

Die Calanda Broncos treffen am Samstag im Leichtathletik-Stadion in Bern (Kickoff 18 Uhr) im 33. Swiss Bowl auf die Geneva Seahawks. Aufgrund ihrer Entwicklung in dieser Saison sind die Westschweizer auch für die Bündner ein brandgefährlicher Gegner. GRHeute hat vor dem grossen Spiel mit Broncos-Headcoach Geoff Buffum gesprochen.

Die Broncos segelten in der Schweizer NLA durch die Saison, als ob es kein Morgen gäbe. Elf Siege in Serie mit einem durchschnittlichen Skore von 43:11 zeigen die Dominanz der Bündner überdeutlich. Auch der Finalgegner Geneva Seahawks musste gegen die Broncos zweimal unten durch, verlor zuhause mit 6:31 und vor einem Monat an der Churer Ringstrasse nach hartem Kampf mit 38:22 – übrigens der knappste Sieg der Broncos in diesem Jahr. Nach dem überraschenden Halbfinal-Sieg der Genfer vom Wochenende in Bern und der gleichzeitigen Final-Qualifikation in der U19-Meisterschaft surfen die Rhonestädter aber auf einer Welle der Euphorie und sind in Bestform. Die Seahawks standen zuletzt 1996 im Swiss Bowl und gewannen bisher einmal den Meistertitel – 1991, im Jahr als die Calanda Broncos (damals als Landquart Broncos) gegründet wurden. Broncos-Coach Geoff Buffum erwartet im Gespräch mit GRHeute einen packenden Showdown mit den Seahawks. 

 

Coach, nach dem 38:22-Sieg vor einem Monat an der Ringstrasse gegen Genf meinten Sie: «Mit dieser Anzahl an Talenten müsste Genf ganz oben mitspielen.» Und nun treffen sie im Schweizer Final tatsächlich auf die Seahawks. Können die Genfer bezüglich Spieler-Qualität mit den Broncos mithalten?

Wir werden es am Samstag sehen. Die beiden Teams sind schwer zu vergleichen. Genf hat eine passorientierte Offense, wir sind balancierter, mit einer leichten Tendenz in Richtung Laufspiel. Ihre Stärke in der Defense liegt in der Passverteidigung, die bei unserem letzten Direktduell noch personell geschwächt war. Unsere Stärke in der Verteidigung ist hingegen die Line und die Linebackers. Insofern funktionieren die beiden Teams unterschiedlich und sind deshalb schwer miteinander zu vergleichen. Aber wir haben sicher genug Talent, um sie schlagen zu können.

Die Seahawks haben am letzten Sonntag alle überrascht, als sie die Bern Grizzlies im zweiten Halbfinal auswärts mit 21:14 bezwungen haben und somit in den Swiss Bowl einzogen. Haben Sie einen Genfer Sieg erwartet?

Ich dachte schon, dass es eng wird, glaubte aber auch wie viele, dass der Heimvorteil wohl den Unterschied zugunsten der Grizzlies ausmachen würde. Genf spielte aber gut, machte die entscheidenden Spielzüge und hat den Sieg auch ehrlich verdient. Ich denke, das ist gut für die Schweizer Football-Liga. Es geht wieder ein neues Kapitel auf mit einem neuen Team im Final. Die Seahawks sind ein Traditionsteam in der Schweiz und sind nun nach langer Abwesenheit wieder im Swiss Bowl dabei. Und wenn man sieht, dass sie sich auch bei den U19-Junioren für das Endspiel qualifiziert haben, ist ganz offensichtlich, dass dieser Verein im Aufwärtstrend ist. Wir begrüssen diese Challenge. 

 

Einer der Gründe für den Aufstieg der Genfer ist sicher ihr Coach Larry Legault. Footballkenner freuen sich jetzt schon auf das «Schachspiel» zwischen Ihnen und ihrem Genfer Gegner an der Seitenlinie…

Es gibt niemanden in der Liga, den ich mehr respektiere als Coach Legault. Wir sind beide seit 20 Jahren in Europa. Ich hatte ihn lange nur vom Namen her gekannt, als Coach in Thonon und der französischen Nationalmannschaft, die er rund ein Jahrzehnt coachte. Als er nach Geneva wechselte, war mir klar, dass wir uns irgendwann in diesem letzten Spiel begegnen würden. Das ging jetzt vielleicht schneller als gedacht, aber ich bin wie gesagt überzeugt, dass das gut ist für die Liga. Ich kenne auch den Genfer Präsidenten Fabrice Pranzo, der wie Coach Legault die Mentalität hat, ein Programm aufzubauen, das immer besser wird, anstatt die Besten runterziehen zu wollen. Diese Philosophie teile ich. Wir haben das 2016 am eigenen Leib erfahren, als wir im Swiss Bowl gegen Bern verloren haben. Wir haben keine Entschuldigungen und Ausreden gesucht, sondern sachlich analysiert, was uns gefehlt hatte und dann gezielt und härter gearbeitet. Natürlich hoffe ich nicht, dass wir das am Samstagabend wieder tun müssen, aber falls es so wäre, würden wir das genau gleich wieder machen. Man muss stetig an sich arbeiten und besser werden, um sich oben zu halten. Sowohl Coach Legault wie auch ich wissen das, und das ist die Competition, die wir in die Liga bringen wollen.

Geneva hat eine ganze Reihe herausragender Athleten, keiner aber wichtiger als ihr amerikanischer Quarterback JJ Tomlin. Was erwarten Sie von ihm am Samstag?

Er ist ein sehr guter Spieler, ein überragender Passer, der auch laufen kann. Gegen Bern zeigte er einige «Scrambles» – Spielzüge, bei denen er improvisieren und selbst laufen musste -, was ihren Angriff noch unberechnebarer macht. Ich persönlich halte unseren Quarterback Clark Evans für den besten Spielmacher der Liga. Ich hoffe, er kann das am Samstag mit seiner besten Leistung des Jahres zeigen.

Szene vom Spiel Broncos – Seahawks vor einem Monat.

Aufgrund der starken Defense Line der Broncos ist zu erwarten, dass die Genfer mit Kurzpassspiel ihr Glück versuchen werden. Was setzen Sie dieser Strategie entgegen?

Es ist nicht nur das Kurzpassspiel. Genf hat ein exzellentes «Screen Game», sie haben eine ganze Reihe davon im Repertoire (ein Pass wird bei einem Screen Pass hinter der Line of Scrimmage gefangen. Die Linien-Spieler können in diesem Fall ihren Gegenspieler ‹ignorieren› und direkt im gegnerischen Revier vorblocken, die Red.). Natürlich kann man in der Verteidigung nicht immer alles abdecken. Wir haben die Philosophie, dass wir einige kurze Pässe hie und da zulassen können, solange es keine «Big Plays» gibt. Wir hoffen, ihnen das Leben so schwer zu machen, sie in schwierige Situationen zu zwingen, in denen sie im dritten Versuch längere Distanzen überwinden müssen. Unser Defense Coordinator Jake Hall hat ein ziemlich klares Bild von der Offense der Genfer. 

Die Broncos haben in der Saison 6-mal über 40 Punkte erzielt, die Genfer 5-mal. Erwarten Sie ein High-Scoring-Game?

Es ist schwierig, eine Vorhersage zu machen. Sie haben die ganze Saison viel geskort, aber gegen uns im ersten Spiel nur 6 und im zweiten 22 Punkte erzielt. Wir hingegen haben durchschnittlich über 40 Punkte pro Spiele geskort, gegen Genf ist uns das aber zweimal nicht gelungen. Ich gehe davon aus, dass es weder ein Low-Scoring- noch ein High-Scoring-Game wird. Wer besser «executed», die Spielzüge besser ausführt, und weniger Fehler macht, wird gewinnen. 

 

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Die Broncos müssen, die Genfer dürfen gewinnen. Spüren Sie Druck, dass der Erfolg der Saison von diesem einen Spiel abhängt?

Naja, man will immer gewinnen, wenn man im Final steht. Das ist für mich persönlich mein 12. oder 13. Endspiel, und wir wollten bei allen unbedingt als Sieger vom Feld gehen. Die elf Siege in der Meisterschaft sind Realität, aber auch Vergangenheit., was auch immer am Samstag passiert. Was ich weiss, ist, dass es einen grossen Unterschied macht, nach einer ungeschlagenen Saison im Final zu gewinnen oder zu verlieren. Ehrlich gesagt, habe ich letztes Jahr vor dem Swiss Bowl vor eigenem Publikum an der Ringstrasse mehr Druck verspürt. Druck ist dieses Jahr kein Faktor. Viel wichtiger ist, dass wir den Gegner nicht unterschätzen und mit vollem Fokus spielen. Der Mensch tendiert dazu,  Gegner falsch einzuschätzen, wenn man so erfolgreich ist wie wir diese Saison waren. Wir, die Staff und die Coaches, machen alles dafür, dass das nicht passiert. Ich denke, den Spielern ist die grosse Aufgabe klar.

Am Samstag kommts um 18 Uhr im Leichtathletikstadion in Bern zum grossen Spiel. Wie bereiten Sie Ihr Team darauf vor?

Fast gleich wie sonst auch. Wir haben ein einziges Extratraining im Vergleich zum normalen Trainingsplan. Unsere Spieler sind erfahren, sie wissen, was zu tun ist. Es ist auch kein Geheimnis, das es braucht. Wir werden gut vorbereitet sein und müssen bereit sein für alle möglichen Dinge, die wir von Genf sehen werden. Unsere Jungs haben genug Selbstvertrauen. Wenn wir im Mannschaftsbus sind, müssen wir auf den Punkt «ready to go» sein. Wenn uns das gelingt, dann haben wir eine gute Chance.

 

 

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(Bilder: GRHeute/Facebook Calanda Broncos)