In der Rubrik «Musik jenseits der Berge» besprechen wir in unregelmässigen Abständen Bands, die keinen oder nur einen minimalen Bezug zu Graubünden haben. In der vierzehnten Ausgabe haben wir uns mit dem neuen Werk «Guns’n’Rones» des St. Galler Rappers Rones auseinander gesetzt.
Und so klingt der neue Opus des Top-30-Rappers.
Überlegeheitsgfühl
Los geht’s mit entspannenden Battlerap. Obwohl Rones technisch ziemlich variabel ist, lässt er es beim ersten Song des Albums noch etwas ruhig angehen. Das Überlegenheitsgefühl zeigt sich leichtfüssig und entspannt. Ein gelungener Einstieg ohne viel Schnickschnack.
Flexx
Anders geht’s weiter bei der zweiten Nummer. Hier lässt er richtig los und haut feinste Doppeltimelinien raus. Es ist zum Teil so schnell, dass man bei gewissen Textpassagen besser doppelt genau hinhört, da er immer wieder mal eine Linie versteckt, die einen gewissen Schalk nicht abstreiten kann.
Down zu dem Sound feat. Cingo Cengo
Der St. Galler öffnet ein neues Kapitel mit seinem ersten Refraingast. Jetzt wird in ziemlich modernen Gefilden vorgestossen. Ein bisschen Autotune, technische Raffinesse und ein Fest auf seinen eigenen Werdegang. Ich bin down mit Rones.
Mir machets so
Es geht weiter mit etwas Autotune und seiner ersten Videosingle. Interessant, dass der St. Galler Rapper auch auf diesen Zug aufgesprungen ist und beweist, dass es eben mehr als nur ein paar Stimmeffekte braucht, um bei diesem modernen Sound aus der Masse herauszustechen.
Tüfel in Sich
Eine Ballade aus dem Rap-Subgerne Trap. Es pumpt richtig easy elektronisch. Thematisch gesehen ist es eine Warnung an einen Kollegen vor einer Frau. Speziell, aber irgendwie macht’s bei diesem Song nicht sofort Klick.
Gumped uf
Jetzt startet die Party. Rones spricht alle an, endlich aufzuspringen. Das wird sicher eine tolle Livenummer, die ziemlich abgeht. Der Beat im Hintergrund ist ein Mix aus Dance und Hip Hop. Ja, Schweizer Musik kennt keine Grenzen und serviert hier ziemlich hörbare Tunes.
Ufd Eier gosch
Die zweite Videosingle ist ziemlich komödiantisch und serviert alle nervigen Personen ab und zeigt, dass es ab und zu ziemlich ok ist, mal nein zu sagen. Witzig, aber das inflationäre Verwenden vom Wort «behindert» als Beleidigung ist auch ein wenig nervend und unnötig.
#Instabitch feat. Luyx & Ricky ESPO
Halbzeit auf dem Tonträger. Ziemlich vulgär rechnet Rones mit billigen Frauen im Internet ab und lädt gleich zwei Gäste ein. Neben der Hook, gibt es endlich auch einen zweiten Rapper auf dem Track. Das bringt Abwechslung und ist ziemlich frisch. Gelungene Nummer.
Wie Tyson feat. YT
Schlitzbébé! Zusammen mit seinem Labelkollegen YT rockt Rones hier ein ziemliches Brett. Was schön ist, bei einem Gast wie YT, dass er kein Autotune braucht, um coole Gesangsmelodien zu bringen. Es funktioniert im Kollektiv ziemlich cool, wenn ein St. Galler auf einer Glarner trifft und beide sich gegenseitig das Wasser reichen können. Eine der besten Nummern auf dem Album.
Alles i dim Chopf feat. Flows Powers
Jetzt wird wieder einmal ein wenig klassischer. Ich finde interessant, wie Rones seine Flows variiert und mit Flows Powers einen ziemlich lustigen Gast auf die Bretter geladen hat. Es wird weiter ausgeteilt gegen Faketoys und ihre Möchtegern-Rapkarrieren. Amüsant.
Mach de Fisch
An Selbstvertrauen mangelt es dem St. Galler wirklich nicht. Einen Zacken aggressiver als sonst, rappt er über das Brett von DJ Blackflame.
Geischterlos
Jetzt kommt eine weitere Single, die recht gelungen ist, da Rones hier nicht nur frontet, sondern einen Einblick in sein Innenleben zulässt und nachdenklich wirkt. Wenn er nicht schon ein Video zu dem gemacht hätte, wäre es eine dringende Empfehlung meinerseits.
Goht wiiter feat. Odium
Das Reime-Massaker geht weiter. Der abwechslungsreiche Beat fordert Rones einiges an technischer Fähigkeiten ab, die er aber easy bewältigt. Odium ist ausserdem ein ziemlich interessanter weiterer Rapper aus St. Gallen, den ich bisher noch nicht entdeckt hatte. Der wird jetzt aber mal auf meinen Zettel gesetzt.
Wenn mir chömmet
Crewlove und sich Einsetzten für seine Jungs. Das hat diese Nummer zum Ziel, was recht cool ist. Eine endlose Klassenfahrt mit den besten Jungs einmal durch die Schweiz, ist auch etwas wundervolles, das mit wenig anderem zum Vergleichen bist. Die popige Nummer hat einen positiven Vibe und ist geschickt repetitiv gestrickt, so dass sogar ein Mitsingen ermöglicht wird.
1000V feat. CeReal
Rones lädt seinen Backup CeReal zum Handkuss und feiert mit ihm ein Fest. Einer der besten Beats auf dem Album, denn ich ziemlich weit vorne platziert hätte. CeReal bringt einen sozialkritischen Aspekt auf das Lied, für was es eigentlich nur ein Wort gibt: Chapeau!
Scatman
Ja, der Scatman war in den 90ern eine riesige Nummer und Rones covert hier seinen grössten Hit auf ziemlich lustige Weise. Eine lustige Abschlussnummer, welche die Wortanzahl locker nochmals um 1000 weitere auffüllt und zwischen den Zeilen eine gute Prise Humor bereit hält.
Schlussfazit
Rones ist ein abwechslungsreiches Album mit «Guns’n’Rones» geglückt. Einige Hits wie «1000V», «Geischterlos», «Wie Tyson» oder «Gumped uf» sind auf dem Album versteckt und machen es zu einem interessanten Mix aus modernem Rap und technischer Raffinesse. Einzige Kritikpunkte: Die Länge des Albums hätte man etwas kürzer halten und die grossen Songs weiter vorne platzieren können. Sonst ist es ein Album, was trotz dem etwas sperrigen St. Galler Dialekts nicht hinter dem Rest der Schweizer Rapszene verstecken muss. Nein, im Gegenteil. Hier kann Flow- und Technikmässig noch einiges gelernt werden von Rones. Oder wie es der grosse Allen Iverson mal gesagt hat: «We’re talking ‹bout practice.» Rones hat definitiv sehr viel geübt und seinen Horizont erweitert, was diesem Album eine gewisse Vorreiter- und Vorbildrolle verleiht. Viel ist möglich, wenn man fleissig ist und sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruht.