Ab Donnerstag startet das 1. Streetartfestival in Chur. Viele Programmpunkte über Kunst, Party und Kulinarik stehen auf dem Programm, weshalb wir von GRHeute mit dem Präsidenten Fabian «Bane» Florin gesprochen haben. Denn so ein grosses Festival auf die Beine zu stellen, während die halbe Welt im Fussballfieber ist, beinhaltet schon ein gewisses Risiko.
Hey Bane, ich habe gesehen, ihr seid bereits fleissig am Malen in Chur. Was entsteht da beim Parkplatz hinter der Grillhüte?
Hinter der Grillhütte ist die Nevercrew aus dem Tessin und gestaltet ein circa zwölf Meter hohes Wandgemälde an dieser Wand am Parkplatz. Was genau entsteht, kann bereits jetzt schon begutachtet werden.
Wie lange habt ihr am Streetartfestival geplant?
Wir sind seit etwas über ein Jahr an der Planungsphase dran.
Wer ist jetzt alles dabei?
Im Verein sind Manuel Solcà als Gallerist und Vizepräsident, Yvonne Michel als künstlerische Organisatorin, Christian Ritz, verantwortlich für die Multimediaproduktion, Jan Edelbauer als Kassier und Eventplaner, Flurina Caratsch als Marketingverantwortliche, Remo Brunner als Kontakt zu den Behörden, Simri Buchli, der für den Gastrobereich sorgt, sowie Julia Fankhauser als Aktuarin und verantwortlich für die Bauten.
Du arbeitest nah mit Simri Buchli, einem der grossen Namen in der Churer Beizenszene zusammen. Wie viel kannst du mit seiner Band 77 Bombay Street anfangen?
Mit Simri konnte ich bisher doch schon ein/zwei Projekte realisieren. Dadurch konnte ich auch seine Brüder kennenlernen und empfinde sie als flotte, coole Typen. Die Musik selbst ist einfach nicht so ganz mein Musikgeschmack. Ich habe grossen Respekt für ihre Tätigkeit, bin aber eher in anderen Genres zu Hause. Ich finde es sehr cool, das Graubünden eine Band hat, die aus dem Domleschg kommt und hier in Chur tätig ist und gleichzeitig solch einen grossen Erfolg verbuchen kann. Ich hoffe, dass es für die Bombays gleichermassen noch lange weitergeht.
Ich weiss, du bist kein grosser Fussballfan und doch geht ihr das Risiko ein, während der WM ein Festival auf die Beine zu stellen. Habt ihr keine Angst, das weniger Leute zu euch kommen?
Nein, wir haben keine Angst davor, weniger Menschen anzuziehen. Das vor allem, weil wir nicht, wie bei Konzerten oder anderen Veranstaltungen abhängig von Einnahmen sind. Es geht uns vor allem darum gerade raus zu kommen. Wir sind schliesslich ein gemeinnütziger Verein, der sich für die urbane Kultur einsetzt. Ich denke, die Fussball-WM spielt uns sogar noch in die Karten, da viel mehr Menschen in der Stadt sind. Diese bleiben dann vielleicht auch stehen, schauen uns über die Schulter, suchen mit uns das Gespräch über was da gerade passiert und können sich so für Streetart begeistern.
Ihr habt an eurem Festival einige internationale Künstler, doch auch einige regionale Geheimtipps. Wen gilt es unbedingt zu entdecken?
Das sind ganz klar sicher mal die Nevercrew, die am Parkplatz hinter der Grillhütte sind. Die sind international sehr bekannt. Am Stand selber haben wir speziell den Fokus auf regionale Künstler gelegt. Es ist uns auch gelungen Churer Künstler einzusetzen. Am Donnerstag Geheimtipps sind sicher, Surat Rumpf, Geschäftsführer vom Schall und Rauch und Marcel Bernhard, der eigentlich bekannt ist für seine grandiosen Tätowierungen. Sie werden etwas zum Besten geben. Ausserdem werden noch einige Highlights aus dem Unterland erwartet. Am Besten lässt man sich aber bei einem Besuch selbst überraschen.
Was kann man kulinarisches sich bei euch zu Gemüte führen?
Kulinarisch ist Sigi’s Burger vor Ort am Alexanderplatz. Ich glaube, jeder kennt seine grossartigen Burgerkreationen. Er wird die ganze Zeit vor Ort sein. Am Samstag kommt zusätzlich noch Schläk. Das ist ein Glacéstand, der auf einem Velo unterwegs ist. Dort werden wir noch zusätzlich ganz feine Glacés anbieten können.
Ist das Streetartfestival eine einmalige Geschichte oder habt ihr im Hinterkopf bereits weitere Ausgaben?
Es ist keine einmalige Geschichte. Ursprünglich wollten wir die Geschichte etwa fünf Mal grösser aufziehen mit ganz vielen Sideevents und es wirklich in der ganzen Stadt ausweiten… Doch ist es an der Finanzierung gescheitert, weil sich die potentiellen Sponsoren in der Gegend, (wir wollen auch mit Leuten aus der Gegend arbeiten), nicht vorstellen konnten, was ein Streetartfestival überhaupt ist. Deshalb haben wir uns entschieden eine kleine Ausgabe zu lancieren. Es gibt dieses Jahr eine «Lightedition», quasi das Kleine vor dem Grossen, um den Menschen aufzuzeigen, was alles zusätzlich möglich wäre im nächsten Jahr. Wir hoffen, die Leute dadurch aufmerksam zu machen und sie für die nächste Ausgabe zum Mitmachen zu gewinnen.
Wie offen sind die Churer eigentlich, wenn es um Kunst geht?
Schwierige Frage. Ich denke, man darf es nicht spezifisch auf den Churer beziehen sondern auf den Menschen selbst. Jeder hat einen eigenen Geschmack und jedem gefällt etwas anderes mehr. Mir gefällt auch nicht alles, was in Chur rumsteht oder gezeigt wird, doch das ist auch mein eigener Geschmack. Jeder hat einen eigenen, weshalb es wichtig ist, dass Kunst, vor allem auch im öffentlichen Raum, so breit gefächert wie möglich ist, dass es auch für Jeden etwas zum Entdecken gibt. In meinem Metier, Bereich Streetart, Wandgemälde habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Menschen ziemlich offen und positiv gegenüber neuem sind in der Region. Praktisch alle sind begeistert und freuen sich, wenn im Streetartsektor etwas entsteht.
Gibt es heutzutage überhaupt noch illegale Sprayereien oder ist das ein wenig verschwunden durch die vielen legalen Plätze?
Illegale Sprayereien gibt es natürlich immer noch. Umgebung Chur und Graubünden hat jedoch seine Hochzeiten hinter sich. Das ist circa 15-20 Jahre her, als die grossen Aktionen gestartet wurden. Jedoch sind viele älter geworden und der Nachschub war nicht so gross. Doch es ist natürlich immer noch vorhanden. Ja, die legalen Plätze sind sehr fördernd, da Grafittis sehr viel Platz und nicht jeder hat zu Hause eine Wand, die er legal besprayen kann. Ich finde die Wand an der Giacomettistrasse eine sehr gute und tolle Lösung, welche diesen Leuten Platz gibt, ohne dass sie irgendwo heimlich rausgehen müssen zum Sprayen.
Hast du schon mit deinem Turm angefangen oder wird er ebenfalls am Wochenende eingeweiht?
Mit dem Turm bin ich immer noch in den Vorbereitungen. Es wird voraussichtlich September, bis ich mit dem Besprayen beginne.
Du wohnst inzwischen wieder in Chur. War das Heimweh doch etwas gross oder ist es hauptsächlich wegen der Auftragslage?
Nein, offiziell wohne ich zurzeit noch nicht Chur. Ich bin aktuell sehr viel hier. Dank Marco Möhr aka SM habe ich hier ein Plätzchen zum ab und zu hier zu Übernachten. Ich bin sehr dankbar, dass ich auf meine guten Freunde zählen kann und sie mich bei meinen Projekten unterstützen. Jedoch werde ich erst im Januar offiziell nach Chur zurück kehren. Der Hauptgrund bin aber nicht ich, sondern meine Freundin. Sie schliesst aktuell ihre Masterarbeit ab und wird somit Bauingenieurin. So hat sie auf eine Stelle in der Region beworben. Inzwischen hat sie den Zuschlag für die Stelle erhalten und wird so ihrem Traumjob bei ihrem Wunscharbeitgeber nachgehen können. Ich bin einfach etwas früher schon hier, um die Weichen zu legen, dass ich es in Chur auch gemütlich habe, wenn ich dann hier wohne. Ich bin ja nicht in einem Büro, wo ich einfach anfangen kann zu arbeiten und Geld verdienen. Deshalb habe ich mit den Vorarbeiten begonnen. Aber natürlich, wie oft im Leben, kommen Sachen immer zur richtigen Zeit. Es passt mir sehr gut, wieder zurück in meine alte Heimat zurück zu kehren und meine Projekte hier zu realisieren.