Das Gesundheitswesen in Graubünden ist grundsätzlich gut aufgestellt. Laut dem Gesundheitsbericht 2017 des Departements für Justiz, Sicherheit und Gesundheit konnten die seit Jahren gestiegenen Kosten im Jahr 2014 erstmals leicht gesenkt werden. Trotzdem ist grundsätzlich damit zu rechnen, dass in Zukunft weitere Kostensteigerungen auf den Kanton und auch die Versicherten zukommen. Dies haben Letztere bereits zu spüren bekommen, deren Prämien zwischen 2010 und 2016 um ca. 20% angestiegen sind. Auch Alterskrankheiten machen bei den Kosten einen nicht unerheblichen Kostenanteil aus. Doch wie lassen sich Alterskrankheiten wie Diabetes, Knochenerkrankungen (Osteoporose), grauer und grüner Star oder Demenz sinnvoll behandeln? Was können Betroffene tun?
Behandlung von Diabetes – neue Ansätze in der Behandlung
Auch wenn die Datenbasis des Bundesamtes für Statistik nicht sehr aktuell ist, sprechen die Fallzahlen zur Diabetes aus dem Jahr 2012 eine deutliche Sprache:
– Männer: 5,5% (1997: 3,3%)
– Frauen: 3,9% (1997: 3,3%)
Vor allem bei Männern ist die Zahl der Betroffenen in Bezug auf Diabetes erheblich angestiegen. Die Krankheit geht dabei mit erheblichen gesundheitlichen Risiken wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Bluthochdruck, schwere Augenerkrankungen und das diabetische Fußsyndrom auf.
Wie sieht die Therapie bei Diabetes heute aus?
Die Therapie gegen Typ2-Diabetes besteht heute aus kombinierten Maßnahmen. Dazu gehören:
– Gewichtsreduktion: Da Übergewicht und vor allem das Bauchfett einen großen Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf darstellen, ist die Gewichtsreduktion ein wichtiger Teil der Therapie.
– Sport und Bewegung: Bewegung unterstützt zum einen die Gewichtsreduktion. Darüber hinaus verbessert sich durch Bewegung jedoch auch der Zuckerstoffwechsel, so dass die Insulinunempfindlichkeit der Zellen sich sogar leicht verbessert.
– Medikamente und Insulintherapie: Produziert die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr, muss dieses künstlich zugeführt werden. Dies wird durch Insulinspritzen erreicht. In Bezug auf die Insulintherapie gibt es verschiedene Ansätze, die sich vor allem in der Häufigkeit und Art des Insulins unterscheiden. Unterstützend werden häufig noch Medikamente eingenommen.
Existieren heute vielversprechende neue Ansätze?
Diabetes ist ein so großes Forschungsfeld in der Medizin, dass es stetig neue Ansätze aus der Wissenschaft gibt, um die Krankheit zu bekämpfen. Einige neue Ideen sollen nun kurz aufgezählt werden:
– Hirnstimulation: Die tiefe Hirnstimulation könnte laut eines Forscherteams aus den Niederlanden und den USA eventuell Hilfe in der Behandlung leisten. Da das Hirn an der Regulation des Glucosemetabolismus beteiligt ist, ließ sich die benötigte Insulinmenge bei Diabetes-Patienten durch die tiefe Hirnstimulation deutlich senken.
– Ballaststoffe: Eine ballaststoffreiche Ernährung kann bestimmte Darmbakterien fördern, die wiederum durch die Produktion kurzkettiger Fettsäuren die Symptome von Diabetes 2 lindern. Auch in der Prävention könnten die kurzkettigen Fettsäuren künftig eine große Rolle spielen.
Augenerkrankungen – sehr häufig, aber auch oft behandelbar
Das Tragen einer Brille wird schon lange nicht mehr mit dem Alter assoziiert. Fehlsichtigkeit wie Kurz- und Weitsichtigkeit sowie eine Hornverkrümmung gelten heute fast schon als Volkskrankheiten. Glücklicherweise lassen diese sich durch Brillen entsprechend ausgleichen, wobei diese fast schon eine Art Lifestyle-Produkt geworden sind. Dies mag auch am durchaus ansehnlichen Design vieler Brillen liegen. Wer Probleme mit dem Sehen hat, kann beim Optiker eine Sehstärkenbestimmung vornehmen lassen und erfährt somit, ob er eine Brille oder Kontaktlinsen benötigt.
Sehstärkenbestimmungen sind natürlich auch im Alter wichtig, wenn die Augenlinse ihre Elastizität verliert und wir deshalb an einer gewissen Form von Weitsichtigkeit leiden (in diesem Fall auch Alterssichtigkeit genannt). Darüber hinaus existieren jedoch auch 3 Augenerkrankungen im Alter, die oft einer intensiveren Behandlung bedürfen:
1 Grauer Star (Katarakt)
Der graue Star beinhaltet die Trübung der Augenlinse und sorgt somit für einen erheblichen Abfall der Sehschärfe. Die gängige Behandlungsmethode ist hierbei die Operation: Die alte Linse wird einfach durch ein künstliches Implantat ersetzt.
2 Grüner Star (Glaukom)
Ein Glaukom beschreibt die Schädigung des Sehnervs durch zu hohen Augeninnendruck. Leider können bisher einmal entstandene Schäden nicht wieder rückgängig gemacht werden. Unbehandelt führt der grüne Star irgendwann zur Erblindung. Es gibt aber mittlerweile Medikamente in Form von Tropfen, die die Erkrankung zumindest stoppen.
3 Makuladegeneration
Bei der alterskorrelierten Makuladegenration (AMD) geht es darum, dass die Funktion der Makula (Stele des schärfsten Sehens) im Auge abnimmt. Dies beeinträchtigt die Sehschärfe, den Kontrast und darüber hinaus auch noch die zu sehenden Farben. Auch die AMD ist bisher leider nicht heilbar, sondern lässt sich nur stoppen.
Osteoporose – ein schleichendes Problem
Osteoporose ist eine Knochenerkrankung, die schleichend Knochensubstanz abbaut. Auf diesem Weg werden die Knochen porös und können schon bei kleinsten Irritationen brechen. Dabei ist diese Erkrankung vor allem für Frauen ein Problem, die davon im Alter deutlich häufiger betroffen sind (in der Schweiz 2012: 4,1% der Frauen und nur 0,5% der Männer).
Die heutige Therapie setzt auf folgende Maßnahmen:
– Nährstoffmangel bekämpfen (Vitamin D oder Calcium)
– Medikamente (Hemmung des Knochenabbaus oder Förderung des Knochenaufbaus)
– Bewegung (Förderung des Knochenstoffwechsels)
– Sturzprävention
Gibt es neue Ansätze zur Behandlung von Osteoporose?
Auch die Forschung im Bereich der Osteoporose ist sehr geschäftig und sorgt immer wieder für neue Ansätze. Im letzten Jahr hat eine Forschergruppe der University of Queensland bestimmte Risikogene für Osteoporose gefunden. Hierbei soll vor allem der Verlust des Gens GPC6 eine wichtige Rolle spielen. Fehlte das Gen, entwickelte sich im Mausmodell eine Osteoporose – entsprechende Medikamente könnten hier also unter Umständen vorbeugen. Bis es zur klinischen Anwendung kommt, dürfte allerdings noch etwas Zeit vergehen.
Fazit
Alterskrankheiten sind in den westlichen Industrienationen generell ein großes Problem. Davon sind auch die Schweiz und speziell der Kanton Graubünden nicht ausgenommen. Auch wenn die Gesundheitsausgaben und die Prämien der Versicherten in unserem Kanton etwas niedriger sind, sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine verbesserte Medizin sowie die weitere Alterung der Bevölkerung durchaus dazu beitragen können, die Kosten für unsere medizinische Versorgung weiter in die Höhe zu treiben. Doch das sollte eine Gesellschaft sich wert sein.
(Bilder: zVg.)