Nach dem Rückzug von Andreas Felix aus dem Rennen um den Regierungsrat und dem damit verbundenen freiwilligen Verlust des zweiten BDP-Sitzes werden die Karten neu gemischt. Eine Analyse.
Für die verbleibenden zwei Sitze bleiben die Kandidaten Peter Peyer, der den bisherigen SP-Sitz verteidigen will, Walter Schlegel, der einen Sitz für die SVP anstrebt, sowie Marcus Caduff, der einen zweiten Sitz für die CVP gewinnen will. Vom Rückzug Felix’ profitieren Peyer und Schlegel am meisten. Mit einem Wähleranteil von 29,7% an den letzten Parlamentswahlen in Graubünden fordert die SVP arithmetisch zurecht einen Sitz in der Bündner Regierung. Nicht zuletzt da die SP – mit 17,6% bei den Parteiwahlen 2015 -dasselbe Recht als zweitstärkste Bündner Partei-Kraft einfordert. Die CVP, mit 16,8% auf dem 3. Platz, hat nach dem Rückzug Felix’ auch Lunte gerochen, den vor 20 Jahren an die SP verlorenen Sitz mit Marcus Caduff zurückzugewinnen. «Keine einzige Partei hat Anspruch auf einen Regierungsratssitz. Am Regierungstisch sitzen fünf Persönlichkeiten, welche mit ihren Erfahrungen, ihren Kompetenzen und mit ihrem Wissen die besten Lösungen für diesen Kanton suchen müssen und nicht fünf Parteiprogramme», so Caduff gegenüber GRHeute, «die Bevölkerung hat die Wahl und wird bestimmen können, welche Kompetenzen sie gern in die Regierung haben möchte.»
Ein bürgerliches «Päckli» wäre sicher im Sinn der CVP. Einen Schulterschluss zwischen SVP, BDP, FDP und CVP mit dem Ziel, eine rein bürgerliche Regierung zu formieren, ist gleichwohl unwahrscheinlich. Zum einen vertreten die Parteien mittlerweile in zahlreichen Schlüsselthemen völlig unterschiedliche Positionen. Zum andern dürfte man im breiten bürgerlichen Lager auch wenig Freude an der Vorstellung haben, dass der «Preis» eines «Päcklis» zwei CVP-Regierungsräte bedeuten würde.
Eher wagt die BDP den Versuch, in letzter Minute doch noch einen zweiten Kandidaten oder eine Kandidatin zu finden, der oder die sich ins Gefecht stürzt, wie die Südostschweiz heute Montag schreibt. Angesichts der kurzen Zeitspanne bis zu den Wahlen dürften solchen Harakiri-Plänen aber einen ziemlich verzweifelten Beigeschmack anhaften. Zumal alles andere als sicher ist, dass solche Strategien heutzutage auch wirklich beim Wähler ankommen. Und so wird im letzten Monat des intensiven Wahlkampfs bis am 10. Juni wohl jede Partei für sich alleine weiterkämpfen – womit die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass Graubünden auf eine 5×1-Formel (mit je einem Regierungsvertreter aus SP, CVP, BDP, FDP und SVP) zusteuert.
(Bildmontage: GRHeute)