Live-Serien-Abend im Theater Chur

Netflix für einmal live: Das Theater Chur zeigt am Samstag, 7. sowie am Sonntag, 8.  April 2018 die multikulturelle Saga «Heimat Kosmos» von Club 111 in der Regie von Meret Matter als Live-Serien-Abend in drei Teilen. «Heimat Kosmos» thematisiert den Umgang mit öden Klischees genauso wie ein ideologisches Burnout, Harmonie bei ungleichen Paaren und Alltagsphobien. Jeder Teil dauert eine Stunde, in den Pausen kann sich das Publikum in der Café Bar verpflegen.

Einen ganzen Kosmos an Geschichten breitet der Berner Theater Club 111 aus. Im Zentrum  steht zunächst Sara Conti. Die Mittfünfzigerin arbeitet in der Beratungsstelle für binationale Ehen und kennt die Probleme von Beziehungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Privat ist sie geschieden und desillusioniert. Dann stellt eine schreckliche Diagnose ihr Leben auf den Kopf. Doch dies ist erst der Anfang für einen Reigen an Begegnungen und Episoden, in denen die sieben Akteure, darunter die bekannten Schauspieler Ferhat Keskin (u.a. Tatort, SOKO Köln) und Grazia Pergoletti, virtuos 20 verschiedene Figuren spielen. Ihre Lebensgeschichten
berühren sich, werden ineinander verwoben und führen zu neuen, überraschenden Konstellationen. Das Publikum erlebt, wie Menschen an Vorurteilen scheitern und doch immer wieder aufstehen und von vorn beginnen, das Glück zu suchen.

Seit 25 Jahren gehört der Club 111 zu den prägenden Gruppen der Berner Theaterszene. Die drei Gründerinnen Meret Matter, Grazia Pergoletti und Renate Wünsch gelten als Live-Serien-Pionierinnen der Schweiz. In den Inszenierungen von Meret Matter verbindet sich die komödiantische Spielfreude ihres Ensembles mit politischem Bewusstsein. So auch in «Heimat Kosmos»: Die Hauptfigur Sara Conti ist skeptisch, was ihre Chance angeht, noch einmal das grosse Glück zu erleben. Dabei kommen ihr eigene Vorurteile in die Quere: Der südländische Kellner ihres Stammcafés gefällt ihr, doch sie blockt die Avancen ab. Was soll sie mit einem ungebildeten Italiener? Und überhaupt – in ihrem Alter… Auf ihrem Weg ins Glück begegnet sie auch anderen Menschen, die an einer Wende in ihrem Leben stehen: Der CEO, der auf amouröse Abwege gerät, die ukrainische Künstlerin, die türkische Putzfrau mit Bildungsambitionen, der Kellner, der sich als Philosophieprofessor entpuppt, der Künstler in der Schaffenskrise, der Pizzabote, der einen Nebenjob als Callboy hat, die transsexuelle Kosmetikerin. Sie alle müssen sich neu orientieren und lieb gewonnene Überzeugungen über Bord werfen.

«Heimat Kosmos» ist ein Panorama der Unterschiede und Gemeinsamkeiten, das wichtige Stationen im Leben der Hauptfiguren zeigt und die unterschiedlichsten Macht- und Gesellschaftsverhältnisse einander gegenüberstellt. Eine multikulturelle Saga in drei Teilen, geschrieben von verschiedenen Autorinnen und Autoren. Ein Abbild unserer Gesellschaft mit überraschenden Einblicken und Ausblicken, bis hin zu einer Utopie. Die Uraufführung im Dezember 2017 am Schlachthaus Theater Bern wurde von Publikum wie von Kritikern gefeiert. «Nach dem letzten Teil der Theatertrilogie im Schlachthaus folgt die Wehmut. Bitte länger, tiefer, mehr davon!», schrieb Michael Feller in der Berner Zeitung. «Heimat Kosmos» ist die thematische Fortsetzung der poetisch-komödiantischen Groteske «Hotel Kosmos», die das Theater Chur im Mai 2016 in zwei ausverkauften Vorstellungen im Hotel Chur aufgeführt hat.

 

(Bild: zVg.)