Bibi Vaplan: «Und jetzt?»

Bibi Vaplan präsentiert ihr neues Album «Cler Cler» und ist ab sofort auf Tournee.

«Wenn alles an seinen Platz ist, und die Wäsche gewaschen, frage ich mich: Ist das alles?»

So beginnt Bibi Vaplan eines ihrer neuen Lieder «Ed Uossa?» Bibi Vaplan schreibt ihre Texte grundsätzlich auf Romanisch. Zum ersten Mal findet man jedoch eine deutsche Übersetzung im Booklet des neuen Albums. Das neue Album ist am 16. Februar 2018 bei R-Tunes erschienen und aktuell ist die Musikerin aus Scuol auf Tournee. Mit dem neuen Werk öffnet sich die tiefbunte, ungewöhnliche Klangwelt der Musikerin ein Stück weiter. Sie ist vielschichtiger, komplexer, melodischer geworden und bleibt doch die unverwechselbare Welt der Engadiner Künstlerin.

Vom Libanon und «Glanz und Gloria»

Der Single Pre-Release zum aktuellen Album «Milli bells guottins» – tausend schöne Regentropfen – hat es bereits in die Rotation von SRF3, RSI, RTS und RTR geschafft. Auch mit Songs wie etwa 60 minuts von ihrem letzten Album «Cul vent» war Bibi Vaplan regelmässig im Schweizer Radio zu hören.

Ihre Musik brachte sie in Konzertsäle im Libanon und im Schweizer Fernsehen zum «Kulturplatz» und zu «Glanz und Gloria». Nach einem Abstecher in die Welt der Poesie – mit ihrem 2016 im Zytglogge-Verlag erschienen Buch «e las culurs dals pleds / und die Farben der Worte» – sieht die von Kulturtipp-Redaktor Frank von Niederhäusern zur «Songpoetin» gekürte Musikerin nun endlich cler oder klar – und wenn auch nur die Tatsache, dass eben nicht immer alles klar und einfach ist.

Von Superhelden und Traktormücken

Expressiver, extrovertierter, doch gewohnt direkt und ohne Filter menschlich ist der neue Sound von Bibi Vaplan. Er hat mehr Stimmen, mehr Tempo und kokettiert mit elektronischen Klängen. Der Punk aus den frühen Werken Bibi Vaplans findet darin ebenso Platz wie die leisen Töne und eine Portion Pop. Die Stücke bleiben überraschend, erhellend, erheiternd, berührend, doch sie sind komplexer geworden, klanglich wie inhaltlich. Während Bibi Vaplan sich in den letzten Jahren mit introvertieren Songs von ganz eigener Schönheit eher also Solo-Projekt mit Bandunterstützung präsentierte, stösst sie mit «Cler cler» die Tore zur Welt wieder weit auf.

Die Band – Martina Berther (Bass, background vocals) und Dario Sisera (Schlagzeug) – und die elektronischen Sounds, mit denen Produzent Manfred Zazzi alle Elemente zu einer Einheit verkittet, stehen stärker im Vordergrund, die Texte reflektieren mit lautmalerischer Kraft und überraschenden Bildern die grosse kleine Welt aus dem ganz besonderen Blickwinkel der Musikerin. Eine Welt, in der das Leben wie Schokolade schmeckt – bittersüss, wenn man sie alleine isst. Einer Welt, in der Iron Man das fliegen verlernt, in der Vertrauen zur Waffe wird, in der sich Ameisen verlaufen und fiese Traktormücken herrschen. Und jetzt? «Der Tag ist mit etwas Feinem gefüllt und der Tag von Herzen geküsst.»

 

(Bilder: Mayk Wendt)