Peter Peyer: «Die tatsächliche Bedrohung»

Diese Tage besucht der amtierende US-Präsident das WEF in Davos. Donald Trump ist so ziemlich das Gegenteil von allem, was der freien Welt wichtig ist und richtig erscheint. Er pöbelt gegen alles und alle, die nicht seine Meinung teilen. Er pflegt ein sehr egozentrisches Weltbild („America first“), er beleidigt mit seinem Verhalten Frauen, Minderheiten, Andersdenkende. Und er hat nicht begriffen, dass die grössten Bedrohungen weltweit weder der nordkoreanische Machthaber, mexikanische Migranten oder der Islam sind, sondern der Klimawandel. Damit steht er immerhin auch hierzulande nicht alleine da. Was die Sache nicht besser macht. Wir erfreuen uns zwar daran, dass der Start in die Wintersaison 2017/2018 gelungen ist, viele weisse Weihnachten feiern konnten, Hotels und Bergbahnen gut gebucht waren. Doch leider trügt der Schein. Dies zeigt schon ein Beispiel aus dem Bericht Brennpunkt Klima Schweiz: „Die Schneesaison wird sich in Zukunft um mehrere Wochen verkürzen und die Schneegrenze um mehrere hundert Meter ansteigen.“ Nun gehen ein paar Verantwortliche mit diesen Fakten locker um. Der Klimawandel wird gar als Chance für das Berggebiet gepriesen. Verschwitzte Städter würden sich in die kühleren Berggebiete zwecks Ferien begeben, so ihre Prognose. Diese ist falsch. Der Temperaturanstieg ist nur eines. Weniger Schnee heisst beispielsweise auch weniger Wasserreserven. Höhere Temperaturen heissen auch weniger Permafrost und wackelnde Bergbahnmasten. Instabile Böden heisst mehr Murgänge. Und was dies für den Tourismus in einem Berg Tal bedeuten kann, haben wir letzten Herbst im Bergell schmerzlich erlebt.

Ohne wirksamen Klimaschutz ist kein Fortschritt möglich. Weder schnelle Leitungen noch mehr Krippenplätze, weder Steuergerechtigkeit noch eine breite Bildungslandschaft sichern Graubündens Zukunft, wenn es uns nicht gelingt, die Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Arbeits- und Lebensraum einigermassen in den Griff zu bekommen.

Wir können und müssen unseren Beitrag für die Klimaziele leisten. Zuerst einmal durch das Akzeptieren der Fakten. Dann durch eigenes Handeln. Etwa durch den möglichst konsequenten Verzicht auf fossile Brennstoffe. Und durch mehr Wertschöpfung mit unseren eigenen Ressourcen Wasser, Sonne, Holz und Wind. Eine eigenständige Stromversorgung zu hundert Prozent aus einheimischen, erneuerbaren Energieträgern ist für Graubünden möglich und ein attraktives Alleinstellungsmerkmal. Die gleiche Konsequenz braucht die Förderung des öffentlichen Verkehrs für Güter, PendlerInnen und Gäste. Und die stärkere Förderung energetischer Sanierungen von Altbauten nützt nicht nur dem Klima, sondern ebenso dem Tourismus und der Bauwirtschaft.

Donald Trump wird das alles kalt lassen. Ihn und seine riesige Entourage kümmert das Klima nicht, wenn sie nach Davos jetten. „Gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt“ ist das diesjährige Motto des WEF-Jahrestreffens. Mit Trumps einseitiger „America first“-Sicht gibt es jedoch keine gemeinsame Zukunft. Es ist zu hoffen, dass von seinen Vorstellungen möglichst wenig in Graubünden hängen bleibt. Gerade auch zur Frage des Klimaschutzes. Wir Bündnerinnen und Bündner hingegen sollten an vorderster Front dafür kämpfen, dass die Schweiz die Klimaziele von Paris erreicht. Wir haben daran ein wortwörtlich vitales Interesse.

Mehr zu den aktuellen Studien und Zahlen: https://naturwissenschaften.ch/organisations/proclim/activities/brennpunkt/81637-brennpunkt-klima-schweiz

 

(Bild: GRHeute)