Mario Pacchioli zum grossen Bündner Musikherbst

Es ist ein grosser Herbst für die Bündner Musikszene, denn die Menge der Tonträger, die aktuell erscheinen, ist nicht gerade alltäglich. Während in gewissen Monaten die Musikszene Graubünden praktisch still steht, spielt der beste Kanton der Schweiz diesen Oktober/November ziemlich aktiv vorne mit.

Wir von GR Heute haben alle Künstler, die im 2017 noch was veröffentlichen zum Interview gebeten und mit ihnen über Musik in Graubünden gesprochen.

Heute im Interview: Mario Pacchioli
Aktuelles Album: Buch/CD REMAS (Poesias romontschas per cant ed orchester sinfonic)
Veröffentlichungsdatum: 4. November 2017

Hallo Mario, wie zufrieden bist du mit dem neuen Werk?

Ich bin sehr zufrieden damit. Nach intensiver Zusammenarbeit mit vielen ausgezeichneten Künstlern, halte ich nun ein Werk in meine Hände, das mich stolz macht.

Wie lange hat die Produktion gedauert?

Wir haben drei Jahre daran gearbeitet.

Ziemlich speziell, dass du zur CD ein Buch veröffentlichst. Wie kam es zu dieser Idee?

REMAS ist eine Idee, die mich seit meiner Studentenzeit am Lehrerseminar begleitet. Heute fühle ich mich künstlerisch und persönlich reif genug ein solches Projekt anzugehen.

Seit Jahren lebst du in Paris. Gibt es für dich kein Heimweh?
Ich beginne mein neuntes Jahr in Paris. Eine wunderbare Stadt. Und wenn ich Heimweh nach Graubünden habe – das kommt schon mal vor – dann nehme ich einfach den TGV. Ich brauche diesen Ausgleich zwischen Land und Grossstadt.

Du arbeitest mit Gedichten aus deiner Kindheit. Lebst aber relativ weit weg von der Surselva. Was sind deine prägendsten Kindheitserinnerungen?

Als Primarschüler hatte ich Lehrer, die immer grossen Wert auf das rätoromanische Gedicht gelegt haben. Wir mussten sehr viele Gedichte auswendig lernen. Und um mir diese Aufgabe zu vereinfachen, schrieb meine Mutter jeweils kleine Melodien zu den Gedichten, so lernte ich sie singend. Für mich sind Gedichte und Musik immer eins gewesen. Diese Erinnerung war schlussendlich auch der Grundstein für das Projekt REMAS, und der nötige Abstand zu meiner Kindheit und zu meiner Heimat hat REMAS zu dem gemacht, was es heute ist.

Wie ist es mit einem Orchester zusammen zu arbeiten?

Für ein 70-köpfiges Orchester zu komponieren und zu arrangieren ist wie sich auf eine Spielwiese auszutoben. Die Palette an Klängen und Tönen ist endlos. Als ich das Orchester dann zum ersten mal meine Kompositionen spielen hörte, kamen mir die Tränen.

Lange hat man von dir nichts mehr gehört. Hat die Musik phasenweise an Bedeutung verloren für dich?

Künstlerisch war ich in den letzten Jahren hauptsächlich in Frankreich tätig, als Theaterschauspieler und Musiker. Mit dem Projekt «Pêcheurs de Rêves» war und bin ich viel unterwegs.

Ist Romanisch immer noch deine Lieblingsmusiksprache?

Rätoromanisch ist meine Muttersprache, und die ist für mich sehr wertvoll. Ich habe aber nicht wirklich eine Lieblingsmusiksprache. In den letzten Jahren habe ich viel auf französisch gesungen und gespielt. Aber egal wo ich auftrete, zumindest ein rätoromanisches Lied singe ich immer.

Wird es auch mal ein Album in komplett französischer Sprache von dir geben?

Das kann ich mir durchaus vorstellen. Im Moment arbeite ich aber intensiv an REMAS.

Was können deine Anhänger von deinem Buch und deiner CD erwarten?

Es handelt sich um ein Album mit 18 Rätoromanischen Gedichten für Gesang und Sinfonieorchester. Gleichzeitig erscheint ein 144-seitiges Buch mit den Gedichten in der Originalfassung und in einer deutschen und einer französischen Übersetzung, Essays von rätoromanischen Schriftsteller(-innen), sowie Illustrationen von Ester Vonplon.

Wann kann man dich wieder mal in der Nähe live treffen?

Ich bin mit REMAS Gast bei den Winter- und Neujahrskonzerten der Kammerphilharmonie Graubünden. Im Mai 2018 gibt es dann die Konzerte mit dem Programm REMAS, mit der Kammerphilharmonie Graubünden und dem Chor La Chanson de Fribourg. Diese Konzerte finden im Stadttheater Chur und im Equilibre Fribourg statt. Alle weiteren Daten findet man auf www.mariopacchioli.com

Im Herbst erscheinen viele weitere Bündner Werke. Auf welches freust du dich neben deinem Werk?

Ich freue mich auf alle. Es ist wichtig, dass die Bündner Musikszene lebt. Und es freut mich zu sehen, dass es auch viele neue junge Künstler und Künstlerinnen gibt.

Wie gross ist dein Kontakt zur Bündner Musikszene?

Es gibt immer wieder Projekte, die verschiedene Bündner Künstler vereinen. Das ist immer eine schöne Sache und ein schöner Austausch.

Würdest du heute wieder in eine Castingshow gehen? Deine damalige Mitstreiterin Katy Winter ist ja erst kürzlich bei The Voice of Germany aufgetreten.

Als ich bei Musicstar mitgemacht habe war ich 22 Jahre alt. Das war eine spannende und lehrreiche Erfahrung. In der Zwischenzeit hat mein Weg als Künstler eine andere Richtung genommen. Ich denke zwar gerne an diese Zeit zurück, heute bei einer Castingshow mitzumachen, könnte ich mir aber nicht mehr vorstellen.

https://www.youtube.com/watch?v=SrN_QN5k94U

 

Mehr Infos unter www.mariopacchioli.com