Am Samstag, 4. November gastiert die Compagnie Hervé Koubi aus Frankreich im Rahmen von «Welt in Chur» im Theater Chur. Als eine Art Identitätssuche begab sich Choreograf Hervé Koubi nach Algier und hat dort junge Tänzer gecastet, die zuvor noch nie auf der Bühne gestanden sind, und erarbeitete mit ihnen ein fulminantes Tanztheater mit Streetdance, Hip-Hop und Sufi, dem Tanz der Derwische.
Hervé Koubi erfuhr mit 25 Jahren, dass die Wurzeln seiner Familie, seiner Eltern und somit seine eigenen in Algerien liegen. So ist er als Erwachsener, als Künstler und als Franzose in ein für ihn noch unbekanntes Land gereist, um mehr über seine Familiengeschichte und seine eigene Identität zu erfahren. Seine Reise zwischen zwei Ländern, zwei Kontinenten, zwei Kulturen und Sprachen erinnerte ihn an diejenige des jungen Romanhelden im Buch «Ce que le jour doit à la nuit»: Der in Frankreich lebende algerische Autor Mohammed Moulessehoul erzählt da unter dem weiblichen Pseudonym Yasmina Khadra die Geschichte des kleinen Younes, den seine Familie wohlhabenden Verwandten überlassen muss. Neben der Familie verliert er auch seinen Namen.
«Ich fühle wie ein Orientalist des 19. Jahrhunderts, der nach Algerien kommt, um seinen Fantasien des Orients Leben einzuhauchen. Ich würde gerne meine Träume Wirklichkeit werden lassen…». Hervé Koubi castete 2010 in Algier die jungen Tänzer, Streetdancer und Hip-Hopper aus Algerien sowie Burkina Faso, und erarbeitete mit ihnen in einem mehrjährigen Projekt ein Tanztheater, das mit riesigem Erfolg durch die Welt tourt. Eine zeitgenössische Choreografie, die wie eine Begegnung zwischen Orient und Okzident daherkommt, wie ein Schmelztiegel aller erdenklichen Stilarten. Streetdance, Hip Hop und Sufi – zunächst miteinander konfrontiert, dann ineinander verwoben – bilden das Fundament für ein bildstarkes Tanztheater, das zwischen aufregender Virtuosität und spiritueller Sammlung oszilliert. Sound, Licht, Stoffe und die athletische Akrobatik von 14 Tänzern zaubern eine ästhetische Erfahrung, in der die Seele Nordafrikas glüht.
(Bild: zVg.)