Teilnehmende – verzweifelt gesucht!

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der HTW-Blog-Reihe.

Ein wissenschaftliches Experiment ist eine spannende Sache und stellt die Forschenden vor verschiedene Herausforderungen. Etwa dann, wenn man eine grosse Anzahl Probandinnen und Probanden braucht. 

Das Thema dieses Blogbeitrags ist die Wissenschaft, genauer gesagt das wissenschaftliche Experiment. Wir werden aber nicht über Variablen sprechen oder über kontrolliertes Manipulieren, und auch Begriffe wie Wahrheitsgehalt oder Ethik sollen an dieser Stelle nicht näher erläutert werden. Obwohl all dies und noch viel mehr natürlich zu einem wissenschaftlichen Experiment gehört. Wer sich näher dafür interessiert, kann zum Beispiel die Studie sciencEmotion lesen, in der als Untersuchungsmethode ein Experiment eingesetzt wurde. Konkret wurde dabei untersucht, wie die MINT-Thematik in Videos aufbereitet werden sollte, damit sich junge Leute davon angesprochen fühlen und im Idealfall sogar eine Ausbildung im MINT-Bereich ins Auge fassen.

Im Zentrum dieses Experiments standen 120 junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer – und genau um die soll es hier gehen. Oder besser gesagt um die Herausforderung, diese 120 Probandinnen und Probanden zu finden. Eines der grossen Probleme, vor dem jeder steht, der Befragungen und Ähnliches durchführt: Wie und wo findet man die passenden Leute?

Je nach Studie müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein, zum Beispiel in Bezug auf Alter, Geschlecht oder Ausbildung. Im Fall von sciencEmotion mussten 120 12- bis 21-Jährige gefunden werden, jede Alterskategorie vertreten durch je sechs weibliche und sechs männliche Teilnehmende. Es ging also nicht, einfach ganze Schulklassen teilnehmen zu lassen, die Gruppen mussten unseren spezifischen Anforderungen entsprechend zusammengesetzt sein.

Um die jüngeren Probanden und Probandinnen zu finden, wurden verschiedenste Schulen der Kantone Graubünden, St. Gallen, Basel und Zürich ins Visier genommen. Es galt, unzählige Telefonate zu führen, die richtige Ansprechperson zu finden und, last but not least, ganz viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Wir hatten grosses Glück: Es gab etliche Lehrpersonen, die keine Mühe scheuten und mit viel Fantasie und Herzblut «massgeschneiderte» Gruppen zusammenstellten. 

Um an die älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu kommen, lag es auf der Hand, Berufsschulen, aber auch Unternehmen und natürlich auch HTW-Studentinnen und -Studenten zu kontaktieren. Wie bei den jüngeren Alterskategorien stellte die spezifische Zusammensetzung der Gruppen auch bei den älteren das grösste Problem dar. Gleichzeitig sahen wir uns mit einem eigenartigen Phänomen konfrontiert. Die jungen Männer zwischen 19 und 21 Jahren schienen wie vom Erdboden verschluckt zu sein, sie meldeten sich weder auf unsere Aufrufe noch waren sie an einer Berufsschule zu finden. Die Lösung des Problems? Soldaten der Rekrutenschule Chur. Wir durften das Experiment in der Kaserne durchführen, wo wir mit offenen Armen empfangen wurden und sehr professionelle Unterstützung erhielten. 

Es war ein langer und manchmal zäher Weg, bis das Experiment abgeschlossen war. Aber jedes Mal, wenn eine Gruppe quirlig vor uns sass, gespannt der Dingte harrte, die da kommen würden, war es ein kleiner Sieg, und wir waren unserem Ziel wieder einen Schritt näher. Bis es erneut heissen wird: Teilnehmende – verzweifelt gesucht!

Wer sich in kompakter Form einen Überblick über die Studie sciencEmotion verschaffen will, kann das zum Beispiel hier tun.

 

Über die Autorinnen

Yvonne Herzig Gainsford arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Multimedia Production (IMP), Amina Ovcina Cajacob als Dozentin für Markt- und Medienforschung am gleichen Institut.

 

 

(Bildquelle: zVg./Clipart Illustration Professor Pointing To Green Chalk Board With Einstein Formula E=mc2. [Clip Art]. Retrieved from Encyclopædia Britannica ImageQuest.)