Am Freitag wurden an der Palexpo Genf die Solarpreise der Solar Agentur Schweiz und die Norman Foster Solar Awards verliehen. Das Gewerbegebäude der Firma Caotec in Brusio, das kürzlich als erstes Gebäude der Schweiz nach den Minergie-Standards A und P 2017 zertifiziert wurde, gewann den 3. PlusEnergieBau- Solarpreis mit einer eindrücklichen Energie-Eigenversorgung von 156 Prozent. Für die Arbeitsgemeinschaft Fanzun/Caotec ist dies bereits die dritte Auszeichnung dieser Art.
Bereits für die Projekte «Muottas Muragl» und «Malloth» erarbeiteten die Architekten, Ingenieure und Berater der Fanzun AG zusammen mit dem Haustechnik-Spezialisten Caotec aus Brusio wegweisende Energiekonzepte, die in der Folge mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet wurden (2011 und 2012). Für die Sanierung seines Firmensitzes (2015-2016) hatte Inhaber Dario Cao eine klare Vision: Das firmeneigene Handwerk für die Nutzung erneuerbarer Energien sollte hier sein volles Potenzial entfalten. Die Zertifizierung nach Minergie-A und -P sowie der Solarpreis standen auf der Wunschliste der Bauherrschaft. Als Generalplanerin wandelte die Fanzun AG die 1971 erbaute Liegenschaft in ein modernes PlusEnergie-Gewerbegebäude um. Dabei konnte der Gesamtenergieverbrauch um ganze 80 Prozent (von 112’600 kWh auf 22’300 kWh pro Jahr) gesenkt und die die Energie-Eigenversorgung auf 156 Prozent (34’900 kWh pro Jahr) gebracht werden. Möglich machte dies eine intelligente Kombination von hochstehenden Haustechnikmodulen.
Seine Sparsamkeit erreicht das Gebäude neben der konsequenten Nutzung von energieeffizienten Haushaltsgeräten und LED-Lampen durch die bis zu 32 Zentimeter dicke Aussendämmung aus Glaswolle. Ins Dach integrierte Sonnenkollektoren und Hybridmodule an der Fassade erzeugen Wärmeenergie für Warmwasser und Heizung. Wenn kein unmittelbarer Wärmebedarf besteht, wird die gewonnene Energie in einem 10’000 Liter fassenden Eisspeicher als Latentwärme zwischengelagert. Damit kann der Wärmebedarf ganzjährig über eine Wärmepumpe gedeckt werden.
Stromproduktion über den Eigenbedarf hinaus
Die Solaranlage von insgesamt 315 Quadratmetern auf dem Dach und an der Fassade sowie eine Windturbine mit Vertikalrotor erzeugen die elektrische Energie für das Gebäude, das komplett unabhängig vom öffentlichen Stromnetz betrieben wird. Ebenfalls werden zwei Elektrofahrzeuge damit versorgt. Insgesamt beträgt der Stromertrag 34’900 kWh, das sind rund 56 Prozent mehr als nötig. Der Überschuss kann in mehreren Lithium-Ionen-Batterien gespeichert oder ins öffentliche Stromnetz gespeist werden. Die Anlage bildet gleichzeitig die Dachhaut des Lagergebäudes und ersetzt das klassische Flachdach, was auch das äussere Erscheinungsbild aufwertet.
Leuchtturmprojekt
Das Beispiel des Firmengebäudes Caotec zeigt, dass sich Betriebe in der Grösse eines KMU dank technischer Sparmassnahmen und innovativer Stromgewinnung von fossiler Energienutzung auf erneuerbare Energien umstellen lassen. Das Ganze erfolgt erst noch umweltverträglich, nachhaltig und kostengünstig. Mit dieser energetischen Sanierung ist es den Beteiligten gelungen, ein Leuchtturmprojekt zu realisieren. Dieser Ansatz ist wegweisend und lässt sich auf weitere Modernisierungen adaptieren.
(Bilder: zVg.)