Tourismus.Total: «Tourismusprogramm 2014 – 2021: Top oder Flop?»

Zur Stärkung des Tourismusstandortes Graubünden vergibt der Kanton Graubünden im Rahmen des Tourismusförderungsprogramms 2014-2021 finanzielle Beiträge an innovative Projekte. Es wird immer wieder die Frage laut, ob die richtigen Projekte unterstützt werden.

Innovation nicht gleich Innovation

Der Begriff «Innovation» spielt in der Vergabe von Geldern des Bündner Tourismusförderungsprogramms 2014-2021 eine zentrale Rolle. Um vom Kanton eine finanzielle Unterstützung für Projekte im Sinne des Tourismusförderungsprogramms zu erhalten, muss die Idee u.a. innovativ sein. Wenn dies nicht zutrifft, erhält das Projekt keine finanzielle Unterstützung. So heisst es vom zuständigen kantonalen Amt. Spannend ist aber, dass es dennoch Projekte gibt, die bestehende Ideen kopieren und dafür vom Kanton Gelder erhalten. Beispiel: Im Rahmen des Projektes «Faszination Graubünden» werden verschiedene Produkte lanciert. Eines davon ist ein Gastro-Angebot. Anstelle eines neuen Produktes kopiert man lieber ein bestehendes Produkt (Gastro(s)pass® von Chur Tourismus), erhält dafür Kantonsgelder und konkurrenziert damit bestehende Angebote von Tourismusorganisationen. Wie kann das sein? In der Branche kommt dies nicht sehr gut an.

Marketing ist nicht unterstützungswürdig

Ein weiteres Kriterium, um vom Tourismus-Topf zu profitieren ist, dass es sich nicht um ein Marketingprojekt handelt. «Die Mittel aus dem Tourismusprogramm sind nicht für Marketingprojekte gedacht», heisst es im offiziellen Schreiben des kantonalen Amtes. So haben vielversprechende Projekte wie zum Beispiel die «Schneeschuharena Dreibündenstein» oder das Projekt «Buzz-me» vom Kanton eine Absage erhalten. Die Liste von spannenden Projekten, welche abgelehnt wurden, könnte hier noch mit vielen ergänzt werden. Auf der Website www.innovationgr.ch findet man interessanterweise Projekte, die einen direkten Bezug für die Vermarktung von Angeboten oder zumindest einen Bezug für ein besseres Marketing/Positionierung aufweisen. Die Vergabemethode kann daher nicht ganz nachvollzogen werden. Weiter erhält man den Eindruck, dass nur grosse Projekte eine Chance haben. Kleine, jedoch kreative Ideen haben – so scheint es – keine Chance.

Papiertiger oder Branchenretter?

Hoffen wir, dass all die achtzehn Förderprojekte uns die gewünschten Gäste nach Graubünden bringen. Viele der Projekte hören sich vielversprechend an, viele davon könnten aber auch zum Papiertiger werden. Lassen wir uns also überraschen, welche der Projekte als künftige Branchenretter geehrt werden können. Auf www.innovationgr.ch werden wir sicher bald nicht nur eine Auflistung der Projekte sehen, sondern eben auch die entsprechenden Ergebnisse. Das wäre doch spannend! Damit könnte das Gerücht, dass die Gelder nicht ganz gerecht verteilt wurden, eliminiert werden.

Tourismus-total-Expertenrunde von GRHeute berichtet und kommentiert einmal wöchentlich über aktuelle Tourismusthemen für Graubünden.
Heute für Sie unverblümt und direkt von der Front: Leonie Liesch, Direktorin von Chur Tourismus.
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