Lange mussten wir auf dieses Werk warten. Denn der Ü-30er JJD steht jetzt erst mit seinem Debütalbum in den Startlöchern. Wie viel Herzblut in seinem Werk steckt, wer sonst noch auf dem Album glänzt und wie passend der Tonträger in den Herbst passt. GRHeute wollte es genauer wissen und hat exklusiv vorab hineingehört.
Hier ist die Plattenkritik zum Album „JJD-Herzblut“, das am 27.10.2017 erscheint.
Intro
JJD beginnt episch. Im Hintergrund spielt ein Beat, der mich sehr an diesen Song von Xavas erinnert. Gleich zu Beginn macht er reinen Tisch und zeigt, dass es ihm um das Herzblut, gute Freundschaft und Liebe für die Musik geht. Ein gelungener Einstieg, der Lust auf mehr macht.
Herzblut feat. LZA
Herzlich willkommen beim G-Cookin›-Radio. Der Titeltrack des Albums kommt klassisch und bringt endlich wieder Laura Sadiku ans Mikrophone. Ein positver Vibe springt durch die Boxen und animiert zum Kopfnicken. Ansteckender Beat und eine interessante Kollaboration, die sich gegenseitig hochpusht und sehr viel Liebe verbreitet.
Lichtblick
Shit, von wo hat er diese Beats? Ich bin leicht neidisch. Toni White lässt die Geigen singen und JJD rappt kompakt drüber über sein Leben. Allerspätestens jetzt wird klar, in welche Richtung die Reise geht. JJD mahnt Nägel mit Köpfen zu machen und motiviert, seine Träume nicht über den Haufen zu werfen, sondern einzustehen dafür.
Da für mich feat. Lou Zarra
Jetzt wird es erstmals ein wenig düsterer. Lou Geniuz bringt Hühnerhaut und JJD lässt dunkle Wolken am Himmel aufgehen und man hat gleich ein wenig Angst um ihn. Selten wurde eine zerbrochene Liebe so direkt und offen angesprochen. Es klingt zwar hart, aber die Realität ist auch nicht voller Blumen, wenn man verlassen wird.
Das ist Hip Hop
Nun kommt endlich mal ein Frontertrack. Wäre ja auch komisch gewesen, wenn ein Churer nicht seine 7000 Gründe für gute Musik durch die Boxen brüllen würde. Obwohl ich schon x solche Tracks gehört habe, ist doch JJD’s Ode an Hip Hop und Chur etwas unverblümter und realer.
Immer und ewig
Nun kommt endlich seine erste Single. Eine echte Hymne, die stellvertretend für das Werk steht. Die Hook ist sehr mitreissend. Wirklich ein schönes Stück Musik.
Unser eigenes Ding feat. Cigi
Lustig, hier hätte ich jetzt eine Ballade erwartet, wie auf Cigi’s Album „Sette“. Doch die Partynummer überrascht und lässt den Arm nach oben gehen und mit wippen. Hier sind zwei, die immer Musik aus Leidenschaft gemacht haben und auf diesem Track glänzen durch Eigenständigkeit und durch den Fakt, das sie nie ihren Arsch verkauft haben.
Glaub an dich
Ruhiger und nachdenklicher geht es auf dem nächsten Track zu. Lago mio, Michi Binz könnte auch gut als Motivator arbeiten. Er spannt mit diesem Lied ein Rettungsnetz für die verlorenen Seelen auf und reicht den Verzweifelten seine Hand. Den werde ich sicher öfters mal hören, wenn es mir mal wieder ziemlich dunkelblau geht.
Backpackerrap
Das ist klassisch. Das ist echt. Das ist seine Geschichte. Eine sogenannte Audiobiografie, die einem mitnimmt ins Kinderzimmer von JJD. Er öffnet sein Herz und gewährt einen Blick in sein Seelenleben. Es kommen Höhepunkte und Tiefschläge, doch nie jammert er, denn das Leben in seiner Quintessenz ist etwas Wundervolles.
Damals feat. LZA
Jetzt kommt ein wenig Wehmut und Nostalgie auf. Einer der besten Hommagen an die Kindheit, die ich seit langem gehört habe. Wer wäre nicht gerne nochmals ein Kind und würde sorgenlos im trauten Heim wohnen. Der fährt mir gerade recht ein, denn mit jeder Zeile kommen persönliche Kindheitserinnerungen auf. Schönes Stück.
Ein Herz
Jeder hat nur ein Herz. JJD schliesst auf diesem Track ab mit sogenannten Freunden, die versuchen einem den Weg zu erschweren. Gelungene Idee mit menschlichen Altlasten abzuschliessen, den Fokus auf die guten Seelen um einem zu richten und nach vorne zu blicken.
Richtung Licht
Wir sind alle auf der Durchreise in Richtung Licht. JJD verwandelt einen wunderschönen Beat in einen regelrechten Hit. Trotz Rückschlägen gibt der Churer nicht auf und geht seinen Weg bestrebt nach vorne. Ein weiteres Masterpiece an Motivationsmusik. Diese Lieder stossen im düsteren Herbst sicher auf offene Ohren.
Ich bin ich
Uh yeah, das klingt wie ein Xylophon im Hintergrund. Ein Selbstportrait auf einem nicen Beat, dass sich zur Hook hin zu einer richtigen Kopfnickerhymne wandelt. Sehr gelungen.
Immer mehr
Geht es hier um Drogen oder um sonst sinnlos weg geworfenes Geld? Sucht ist ein alltägliches Thema in der heutigen Wegwerfgesellschaft. Wie Samy Deluxe mal gesagt hat: „Ich will kein Haus am See. Ich will ein Haus am Mehr.“ Michael Binz aka JJD zeigt hier den Weg zurück zum Essentiellen.
Zum 100sten Mal
Hier geht’s ein wenig lange, bis der Song Fahrt aufnimmt. Trotzdem hört man dem Rapper gerne zu, wie er eine zerbrochene Person porträtiert. Man muss eben darüber reden, will man was bewegen.
Mein Leben feat. Lou Zarra
Spezieller Beat, der ziemlich sperrig zum Rappen ist, doch JJD macht das souverän ohne Probleme. Ein zweites Mal holt er Produzentenlegende Lou Geniuz auf einen Track und wieder verwandelt der Maestro einen deepen Track in einen Hit.
Outro
Und schon fast ist der Spass vorbei. Schade eigentlich, denn das Werk macht sehr viel Spass. Jede Maske ist gefallen und es bleibt Ehrlichkeit als Schlusspunkt.
Schlussfazit:
Es ist ein episches, tiefgründiges Werk, dass der Churer Michael Binz aka JJD hier vorlegt. Es trieft vor Ehrlichkeit und trifft im Herbst viele wunde Punkte. Einerseits sind es Geschichten aus dem Leben, die der Churer behandelt, anderseits ist es ein regelrechter Soundtrack gegen die herbstlichen Depressionen. Ein Tonträger wie ein Anker, der in dunklen Stunden am Leben festhält. Produziert von dem grossen Lou Geniuz, mit Hymnen von den Elementalz, Sandro Laganaro und Toni White ist das Werk durchtränkt von Melancholie, doch verliert nie den roten Faden und glänzt durch durchdachte Lyrik voller Hoffnung.