Vielleicht ist dies eine der Kolumnen, die riskant zu denken und dann zu schreiben sind. Vielleicht ist es auch eine der Kolumnen, die missverstanden werden kann. Dabei habe ich eine gute Absicht. Ich versuche es.
Bondo e il mondo – Bondo und die Welt. Als der Berg kam, hat er mich betroffen gemacht. Der Berg traf auch mich in Davos. Nicht physisch oder materiell, sondern im Herz. Es hat meine Seele erschüttert zu sehen wie Ewiges erodiert und alles nimmt. Haus, Vertrauen und Zukunft. Zu gleicher Zeit als der Berg kam stieg in Bangladesch der Wasserspiegel unter dem Monsuneinfluss. Millionen von Menschen mussten fliehen, Tausende starben.
Der Permafrost am Piz Cengalo schmilzt dahin. Der „Wasserleim“, der die Berge zusammenhält. Zu gleicher Zeit brach über Saas Grund der Gletscher ab. Menschen wurden evakuiert. Die schmelzenden Gletscher stützen auch anderorts nicht mehr die Flanken der majestätischen Berge. Alles bröckelt in häusergrossen Brocken talwärts. Die Gletscher werden weiter schmelzen, Gletscherseen bilden und den Menschen unten im Tal schlaflose Nächte bereiten. Weil die Gefahr vor einer unberechenbaren Flutwelle die Gedanken bestimmt.
Wenn wir den Blick hoch auf die Berge richten, ist sie nicht zu übersehen. Die Stützmauer vom Albignastausee auf mehr als 2100 Meter über Meer. Sichere Arbeitsplätze und Wohlstand für das Tal hat das Menschenwerk mit der Kraft aus dem Wasser produziert. Am Dreischluchtenstausee in China, dem grössten Wasserkraftwerk der Welt, wurden zwei Millionen Menschen zwangsumgesiedelt, durch die Kraft eines Regimes. Hoch oben bei der Albignahütte musste niemand umgesiedelt werden. Wenn die Wasserzinsen aber ausbleiben, dann beginnt eine andere Art der Umsiedelung.
Il mondo è Bondo – Die Welt ist Bondo. Empathie und Solidarität war vielleicht für Bondo der grösste Trost. Für die anderen Menschen auf der Welt ist sie es auch.
Heute für Sie unverblümt und direkt von der Front: Ernst Bromeis, Wasserbotschafter und Expeditionsschwimmer, Davos-Platz
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