Ein kleines Fest für die Nordspur

Wäre die Geschichte der A13 zwischen Chur und Zizers eine Lovestory fürs Kino, wäre das Happy End jetzt da: Zusammen ist, was zusammen gehört.

Letzten Freitag wurde bei Paulis Bäum in Trimmis gefeiert. Ein Festzelt spendete Schatten, Festbänke Sitzgelegenheiten. Eine Alphorngruppe übertönte das Rauschen der nahen Autobahn, ein Catering-Service sorgte für das leibliche Wohl. Wie bei einer Hochzeit üblich.

Nur dass es sich nicht um Menschen, sondern um zwei Autobahnspuren handelte. Sie waren schon getrennt gebaut worden: Die Südspur der Eisenbahnlinie entlang, die Nordspur hügelig und kurvig weiter oben am Hang der Deutschen Strasse entlang.

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Die Redner – Astra-Direktor Jürg Röthlisberger, Regierungsrat Mario Cavigelli, der stellvertretende Gemeindepräsident von Trimmis, Christian Kindschi – waren sich im Kern einig: Hier wurde in den letzten drei Jahren etwas Grosses gebaut. Etwas von nationaler Bedeutung. In Trimmis wurde es leiser, das Wild kann die Autobahn bei der eigens gebauten Brücke Halbmil wieder queren und überhaupt wurde der Transitverkehr mit zwei Pannenstreifen und breiteren Spuren wieder sicherer.

«Wir haben diese Brücke nicht gebaut, weil wir den Calanda-Wölfe näher sein wollten», sagte Astra-Direktor Jürg Röthlisberger. Was die Jagd betreffe, so interessiere die in Bern nur auf dem Teller. So habe man bei der Einladung nicht bedacht, dass sie mitten in die Jagdzeit falle und eine Verschiebung auf die Wildbrücke erwogen. «Wir kamen dann von diesem Plan ab, da das Wild in der Regel nicht tagsüber das Rheintal überquert und wenn doch, wären plötzliche Schiessereien doch etwas heikel gewesen», sagte Jürg Röthlisberger.

Eventuell hätte das aber dem Gemeindepräsidenten von Trimmis, Roman Hug, die Chance gegeben, an den Festivitäten teilzunehmen. Er hatte wegen der Jagd seine Abwesenheit entschuldigt und an seiner statt Stellvertreter Christian Kindschi geschickt. Kindschi erinnerte daran, dass vor Jahrzehnten an dieser Strecke Teile des Films «Es geschah am hellichten Tag» gedreht wurden, und dass die Werkausfahrt Trimmis, die von Eingeweihten rege benutzt wurde, etwas Einmaliges war. «Es wird jetzt schwierig, zu erklären, wo Trimmis liegt – früher waren wir da, wo sich die Autobahn teilte. Diese Wiedererkennung ist jetzt weg.» Ausserdem, so musste er zugeben, ist er den neuen Autobahnabschnitt noch nie gefahren – seit die Werksausfahrt aufgelöst wurde, fährt man von Chur und von Zürich herkommend auf der Deutschen Strasse ins Dorf.

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Regierungsrat Mario Cavigelli erinnerte den Astra-Direktor daran, dass es noch mehr sanierungsbedürftige Strecken auf der A13 gebe: Man wünschte sich einen Ausbau der A13 im Nadelöhr Reichenau und beim Isla-Bella-Tunnel würde ein Sicherheitsstollen nicht reichen. «Ich bitte Sie, das im Auge zu behalten», sagte Mario Cavigelli. Schliesslich sei die San-Bernadino-Route die zweiwichtigste Traverse der Schweiz.

Nach den Reden – wiederum wie bei einer Hochzeit – wurde gefeiert. Die Leute des Astra, die Trimmiser, die am Bau beteiligten Firmen – sie alle liessen sich das Essen, serviert von pur.catering, in nächster Nähe zu diesem Bau von nationaler Bedeutung schmecken.

(Bilder: GRHeute)