GRHeute-Mitarbeiterin Mena Dressler und ihr Haflinger Nabuko waren ein Herz und eine Seele. Bis Rowdies am 1. August neben der Sömmerungsweide auf Crestota bei Bergün Raketen abliessen. Nabuko bekam Panik, stürzte schwer, erlitt einen Beckenbruch und musste eingeschläfert werden.
«Nabuko war das pure Leben», sagt Mena Dressler. Zwar war der Haflinger, der in jungen Jahren viele Turniere vor der Kutsche gelaufen war, schon 25 Jahre alt. «Frei springen, bocken wie ein Jungpferd, ohne Sattel im wilden Galopp über die Wiese – er zeigte keine Alterserscheinungen!» Seit fünf Jahren waren die beiden ein Herz und eine Seele. «Er war mein ganzer Stolz, mein bester Kumpel. Wenn es mir schlecht ging war der Häfi immer für mich da, ist mir beim Misten auf Schritt und Tritt gefolgt und hat mir bei der „Fellpflege“ manch wilde Frisur verpasst.»
Nabuko hat schnell gelernt, dass Mena Dressler «sein» Mensch ist. Wenn ihr die anderen Pferde zu nahe kamen, hat er sie mit angelegten Ohren vertrieben. Wenn sie gerufen hat, ist er sofort gekommen und hat ihre Taschen nach Leckerlis abgesucht. Sein Vertrauen in Mena war so gross, dass er sogar ohne Halfter und Strick mit ihr mitgelaufen ist und sie mit ihm kuscheln durfte, wenn er gelegen ist.
Bis zu jenem 1. August. Da verbrachte er die Nacht wie jede Nacht im Sommer auf der Weide mit seinen Pferdefreunden auf Crestota oberhalb von Bergün. Das ungewöhnlich viele und lange Feuerwerk hatte die Pferde nervös gemacht; um 22.30 Uhr machten Mena Dressler und eine Freundin noch einen Kontrollgang auf der Weide. «Sie waren alle im hintersten Ecken der Weide versammelt, möglichst weit von der Feuerstelle entfernt.»
Zu diesem Zeitpunkt war mit den Pferden körperlich noch alles in Ordnung. Am nächsten Morgen um 8 Uhr stand Nabuko nur noch auf drei Beinen, um ihn herum ein paar Haufen. «Das legt die Vermutung nahe, dass er so ziemlich die ganze Nacht in unvorstellbaren Schmerzen an der gleichen Stelle gestanden sein muss», sagt Mena Dressler. «Ich konnte mich nur noch verabschieden und war dankbar, dass der Tierarzt ganz schnell kam und meinen Nabukel möglichst schnell von seinem Leid erlöst hat.»
Wahrscheinlich haben Unbekannte auch nach 22.30 Uhr noch Feuerwerk von der Feuerstelle in nächster Nähe abgelassen und wenn nicht alle Pferde, dann zumindest den Häfi so sehr erschreckt, dass er in Panik geriet und so unglücklich stürzte, dass sein Oberschenkelhals brach. Und das, obwohl er Feuerwerk kannte.
Mena Dressler ist nicht nur unendlich traurig über den Verlust ihres besten Kumpels, sie ist auch einfach nur fassungslos über die Rücksichtslosigkeit mancher Menschen. «Ist es das, wohin sich unsere Gesellschaft bewegt, dass nur noch Konsum und Spass zählt? Dass nicht reflektiert wird, was das eigene Handeln vielleicht auslösen könnte, ob dabei vielleicht irgendjemand oder etwas in meiner Umgebung zu Schaden kommt? Hirnlos – anders lässt sich das Verhalten der Feiernden am 1. August auf Crestota nicht bezeichnen, direkt am Waldrand, direkt neben einer Viehweide Raketen abzulassen. Hirnlos, verantwortungslos und rücksichtslos», sagt Mena Dressler.
Die 39-Jährige hat die ganze Angelegenheit zur Anzeige gebracht. «Das macht meinen Häfi zwar nicht wieder lebendig, aber vielleicht bewahrt es andere Tiere vor dem gleichen traurigen Schicksal.» Dass die Polizei die Übeltäter findet, ist unwahrscheinlich. «Aber vielleicht erreicht sie dieser Artikel wenn er nur oft genug geteilt wird, oder es weiss sonst jemand, wer am 1. August auf Crestota bei Bergün Raketen abgelassen hat. Vor dem Gesetz haben die Feiernden zwar nur ihre Sorgfaltspflicht verletzt, aber mir haben sie meinen Nabuko genommen, den besten Häfi der Welt.»
Die anderen Pferde sind mittlerweile wieder im Stall. Pinto, der beste Pferdefreund Nabukels seit 14 Jahren, sucht noch immer nach ihm.