Nachdem die Südfassade der Klosterkirche im Herbst 2014 zum Schutz vor herabfallenden Verputzteilen eingerüstet werden musste und im Jahr 2016 die Restaurierung begonnen werden konnte, ist nun erstmals seit zweieinhalb Jahren der Blick wieder frei auf die barocke Kirchenfassade mit ihren Fresken und Verzierungen. Pünktlich zu St. Placi zeigte sie sich den Besuchern und Pilgern in ihrer ganzen Schönheit.
Als die Untersuchungen der Fassade im Rahmen des geplanten Projektes zur Kirchenrestaurierung Ende 2014 gefährliche Hohlstellen und den drohenden Verlust historischer Bausubstanz offenbarten, war klar: es bedarf schnellen Handelns. Seitens kantonaler Denkmalpflege wurde das Projekt Südfassade als Notmassnahme eingestuft.
Die Einstufung als Notmassnahme brachte, sowohl planerisch als auch in finanzieller Hinsicht, eine unmittelbare Dringlichkeit in das Projekt. So wurde das Projekt Südfassade für die Subventionierung vom Gesamtprojekt abgekoppelt. Entsprechend rasch konnte ein Beitrag der Regierung des Kantons Graubünden gesprochen werden. Die Dringlichkeit und die Einstufung des Klosters Disentis als nationales Kulturdenkmal machten es auch möglich, ein Gesuch um Finanzhilfe beim Bund zu stellen. Diesem Gesuch wurde rasch entsprochen. Für das mit 2,3 Mio CHF veranschlagte Projekt, sprachen Bund und Kanton 0,8 Mio CHF.
Weil das Kloster Disentis in der entsprechenden Zeit auch private Geldgeber fand, konnte mit den Notmassnahmen an der Südfassade Anfang 2016, also ein Jahr früher als ursprünglich gedacht, begonnen werden.
Ein Namhafter Geldgeber aus dem Privatsektor ist Helvetia Versicherungen. Helvetia reagierte positiv auf die Anfrage des Klosters, einen Beitrag zu leisten. So konnten die beiden Turmhelme und Oktogone der Klosterkirche mithilfe von Helvetia Versicherungen saniert werden. Die Kreuze und Kugeln auf den Türmen wurden entrostet und neu vergoldet, der schadhafte Verputz an den Türmen wurde erneuert und die Jalousieläden wurden repariert und neu gestrichen.
«Als traditionsreiche schweizerische Allbranchen-Versicherung nimmt Helvetia ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst und leistet – wann immer sie kann – einen Beitrag zugunsten der Gesellschaft. Das Benediktiner Kloster besitzt nationale Ausstrahlungskraft, gehört es mit seinen 1’400 Jahren zu den ältesten nördlich der Alpen. Helvetia war es ein Anliegen, dass die Tradition dieses Klosters dank der Sanierung aufrechterhalten und in die Zukunft getragen wird», erklärt Daniel Brunner, Leiter Branding bei Helvetia Versicherungen, und fährt fort: «Helvetias Interesse galt insbesondere der Restaurierung der Turmdächer. Ein Dach ist die schützende Konstruktion eines jeden Gebäudes. Wenn das Dach nicht dicht ist, dann ist ein Gebäude anfälliger gegen Schäden. Mit unserem Beitrag zur Sanierung der Dächer haben wir einen Beitrag zum Schutz des gesamten Gebäudes geleistet.»
Für die Ausführung der Arbeiten an der Südfassade galt es planerisch und handwerklich eine ganze Menge Herausforderungen zu meistern: Es mussten Handwerker gefunden werden, die mit den an einem so alten Bauwerk verwendeten Materialien vertraut sind. Der Kalkmörtel für den Fassadenverputz wurde zum Beispiel vor Ort von Hand gemischt. Die Beigabe von Kälber- und Wildschweinhaaren sorgte je nach Verputzschicht für eine optimale Haftung des Verputzes auf dem Mauerwerk. Auch für die Fresken an der Fassade brauchte es Spezialisten. Das Schutzmantelbild musste zunächst gesichert werden, das heisst es musste wieder auf dem Untergrund haften. Als dies gelungen war, musste die noch vorhandene Malschicht fixiert werden und erst dann konnte das feine Retouchieren und Ersetzen der Fehlstellen beginnen. Wo immer möglich wurden lokale Handwerker und Bauunternehmer in das Projekt Südfassade eingebunden.
Eine intensive Diskussion führe die Baukommission des Klosters, der Vertreter der Denkmalpflege des Kantons und des Bundes angehören, hinsichtlich der Farbgebung der Fassade. Da fast der gesamte Verputz der Fassade abgetragen und erneuert werden musste, bedarf es eines gesamthaft neuen Anstrichs. Die Farbgebung der letzten Restaurierung aus den 1950er Jahren war Ausgangspunkt um sich mit den Malern vor Ort an eine Optimale Farbgebung heranzutasten.
Für alle Beteiligten war dann auch die Abnahme des Gerüstes ein spannender Moment. «Wie die Fassade letztlich auf den Besucher wirkt entscheiden nicht die einzelnen Details, die man vom Gerüst aus betrachten kann. Entscheidend ist der Gesamteindruck – und den bekamen auch wir erst zu Gesicht, als das Gerüst abmontiert war», sagt Matthias Schmid, Architekt und Projektleiter für die Restaurierung der Klosterkirche.
Auch Simon Berger, kantonaler Denkmalpfleger ist mit dem nun sichtbaren Resultat sehr zufrieden: «Es ist gelungen, die historische Bausubstanz der Südfassade der Klosterkirche zu bewahren – die Fassade ist wieder intakt und doch der Historie entsprechend dezent aufgefrischt. Das gefällt mir sehr gut.
(Bild: zVg.)