Schweizer Käse, Rahm, Butter, Joghurt, Milch Shake oder Caffè Latte stehen für Qualität und zählen zu den beliebtesten Produkten Made in Switzerland. 20 Industriebetriebe und rund 500 Käsereien entwickeln immer wieder neue Innovationen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Deshalb unternimmt die Milchwirtschaft intensive Anstrengungen für den Nachwuchs: 2017 schliessen 84 MilchtechnologInnen und 21 MilchpraktikerInnen die Lehre ab. Um einen Arbeitsplatz müssen sie sich keine Sorgen machen. Genuss wird auch im Jahr 2050 gross geschrieben. In der Ostschweiz haben 30 neue Milchtechnologinnen und MilchpraktikerInnen ihr Abschlusszeugnis erhalten. Unter ihnen befand sich auch die 18-jährige Anita Spycher, die ihre Ausbildung in Andeer bei der Sennerei Andeer absolviert hat.
Die Digitalisierung ist in aller Munde – es werden in fast jeder Schweizer Branche grosse Veränderungen erwartet. In der Milchwirtschaft ist die Digitalisierung bereits seit vielen Jahren im Gange. In der Industrie und in den Käsereien ist die Herstellung ohne digitale Hilfsmittel nicht mehr denkbar. Denn Effizienz wird gross geschrieben – das gilt auch für die kleine Käserei, die ihre Eigenentwicklungen nur lokal oder regional verkauft. Hans Aschwanden, Präsident des Schweizerischen Milchwirtschaftlichen Vereins, der für die Aus- und Weiterbildung der Berufe Milchtechnologen und Milchpraktiker verantwortlich ist: «Heute sind die Kenntnisse im Labor, in der Bedienung und Steuerung der unterschiedlichsten Anlagen selbstverständlicher Bestandteil der Ausbildung. Auch in Zukunft wird es die Milchtechnologen brauchen. Denn neben der technischen Kompetenz und dem Handwerk ist sehr viel Wissen über den sensiblen Rohstoff Milch erforderlich. Er ist niemals gleich – damit die Produkte trotzdem gleich schmecken, braucht es gezielte Massnahmen. Dies ist deshalb so anspruchsvoll, weil die Schweizer Käsesorten zum grössten Teil ohne Zusatzstoffe auskommen. Natürlichkeit wird in unserer Branche gross geschrieben. Das ist der Grund, warum es auch in über 30 Jahren noch Milchtechnologen brauchen wird. Möglicherweise hat sich ihr Alltag verändert, aber ihre Kenntnisse und Kompetenz werden weiterhin wichtig sein.»
Begeisterter Nachwuchs
Wer einer Käserei oder einem Industriebetrieb einen Besuch abstattet und den Fachleuten bei der Arbeit zuschaut, sieht viele leuchtende Augen und offensichtlich zufriedene Gesichter. Milchprodukte herzustellen macht Spass – das ist auch in den Videos über verschiedene Betriebe zu erkennen, die unter milchtechnologe.ch oder auf facebook.com/milchtechnologe zu sehen sind. Ebenfalls sichtbar wurde dies an den diesjährigen Lehrabschlussfeier am BZWU Flawil, an der insgesamt 30 neue Fachkräfte ihr eidg. Fähigkeitszeugnis EFZ resp. eidg. Berufsattest EBA entgegen nahmen. 25 von 26 Milchtechnologinnen und Milchtechnologen, sowie 5 Milchpraktiker haben die Prüfung erfolgreich abschlossen. Dabei haben 8 Kandidaten mit einem Notendurchschnitt von 5.3 und mehr abgeschlossen und erhalten eine Anerkennungsurkunde vom Schweizerischen Milchwirtschaftlichen Vereins. Der Notendurchschnitt liegt bei sehr guten 4.92. Wir haben Anita Spycher gefragt, wie sie zum Beruf kam und was sie von der Zukunft erwartet.
«Ich möchte die Käserei meiner Eltern übernehmen»
Die Sennerei Andeer, in der Anita Spycher die Lehre zur Milchtechnologin absolviert, liegt im Berggebiet. Durch ihren lokal ausgerichteten Käsereibetrieb und den Dorfladen trägt sie viel zur Erhaltung der landwirtschaftlichen Betriebe und des Dorflebens bei. Die Käsermeisterin Maria Meyer leitet den kleinen aber feinen Betrieb seit gut 15 Jahren zusammen mit ihrem Mann, der für den Dorfladen verantwortlich ist. Die Sennerei Andeer arbeitet ausschliesslich mit biologischer Milch von Kühen ohne Silofutter. Dieser wertvolle Rohstoff wird täglich frisch von umliegenden Bauernbetrieben geliefert und zu Rahm, Butter, Quark und zum würzigen Andeerer Käse verarbeitet. Anita Spycher ist in einem Zuhause mit einer eigenen Käserei aufgewachsen. So hat sie schon früh eine Begeisterung für den Beruf entwickelt. Besonders faszinierend findet sie, dass aus dem Produkt Milch so viele verschiedene Sachen hergestellt werden. Die speziellen Chancen des Berufes sieht sie in den verschiedenen Möglichkeiten, die ihr der Abschluss als Milchtechnologin bietet: «Ich kann mich weiterbilden, eine eigene Käserei übernehmen oder auch studieren. Oder einfach weiterarbeiten». Anita Spycher möchte nach der Lehre weiter zur Schule gehen. Sie plant die Berufsprüfung bzw. die Höhere Fachprüfung, um später einmal den Familienbetrieb übernehmen zu können.
(Bild: GRHeute)